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Christoph R. Ernst

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 14.05.1884 - † 18.10.1979
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Trofaiach, Stmk.
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath., 1923 ausgetreten
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Christoph E., Maurergeselle (1848-1918)
Mutter: Theresia, geb. Schubert (1855-1911)
Ehe (1915) mit Albertine, geb. Beitl (1894-1971)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1904Matura Staatsgewerbeschule Wien
1907-1910Akademie der bildenden Künste Wien (bei O. Wagner)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1908/09Hilfslehrer an der Staatsgewerbeschule Wien
ab ca.1910freischaffender Architekt in Wien
ab 1914Kriegsdienst als Leutnant in Pola
ab 1920Tätigkeit in Leoben
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Auszeichnungen und Ämter
1909Pein-Preis
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Mitgliedschaften
ab 1913Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Christoph R. Ernst wurde im Jahr 1884 als Sohn eines Maurergesellen in Wien geboren. Nach der Matura an der Staatsgewerbeschule in Wien absolvierte er nach einigen Praxisjahren ein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule von Otto Wagner. Schon vor seinem Studienabschluss im Jahr 1910 war Ernst jedoch vielfältig aktiv: Er war ein Jahr als Hilfslehrer an der Staatsgewerbeschule tätig und errichtete bereits ein Wohnhaus in Wien 19, Springsiedelgasse 19. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Hermann Aichinger beteiligte sich Ernst auch an etlichen Wettbewerben, wie etwa zu einem Projekt für die Verbauung der Trainkasernengründe in Linz, OÖ (1909), wofür das Team den zweiten Preis erhielt.

Der Erste Weltkrieg, in dem Ernst als Leutnant eingesetzt war, unterbrach allerdings seine viel versprechenden Anfänge. Nach Ende des Krieges konnte Ernst in Wien offensichtlich nicht mehr Fuß fassen und er übersiedelte im Jahr 1920 nach Leoben.

In Leoben war Ernst weit erfolgreicher als in Wien. Er führte etliche Projekte wie Schulen und Kinderheime, eine Werkssiedlung der Gösser Brauerei sowie Villen aus.

Christoph R. Ernst starb im Jahr 1979 im 95.Lebensjahr in Troifaiach in der Steiermark.
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Stellenwert
Christoph R. Ernst realisierte nur wenige Projekte in Wien. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit war der Entwurf von Betriebsgebäuden und vor allem von Wartehäusern für die Wiener Straßenbahn, von denen allerdings nur mehr eines beim Schweizergarten im 3.Bezirk, Landstraßergürtel, erhalten geblieben ist. Generell waren die Objekte an allen Seiten geschlossen und nur mit einem einzigen, breiten Eingang versehen. Große Glasflächen bewirkten allerdings die optische Öffnung nach allen Seiten, und weit vorkragende Dächer boten zusätzlichen Schutz. Eine ausgewogene Proportionalität sowie die funktionale Gestaltungsweise lassen bei diesen Objekten unschwer die Ausbildung Ernsts bei Otto Wagner erkennen.

Die einzige Villa, die Ernst in Wien offensichtlich schon während seines Studiums geplant hat (Wien 19, Springsiedelgasse 19, 1909, nicht erhalten), zeigt hingegen ein eher romantisches Erscheinungsbild: Das Bauwerk wird von einem hohen Walmdach und einem tiefen, an der Vorderfront polygonal gekrümmten Risalit dominiert, der seinerseits mit einem Balkon abgeschlossen ist, welcher sich unter das weit heruntergezogene Dach schmiegt. Als einzigen Schmuck hat Ernst bei jedem Fenster einen Blumenkasten vorgesehen. Bei einer unrealisiert gebliebenen Villa in Maria Enzersdorf (Adresse unbekannt, 1911) sind die Wände indessen geometrisierend aufgelockert. Das Gebäude erhielt dadurch insgesamt ein moderneres Erscheinungsbild. Allerdings war auch hier wiederum ein hohes Walmdach geplant.

Der wichtigste und größte Auftrag, den Ernst in Wien erhielt, war die Errichtung des Gebäudes für die Buchdruckerei Gerin in Wien 2, Zirkusgasse 13. Der viergeschossige Eisenbetonständerbau ist mit großen, kleinteilig versprossten Fenstern ausgestattet, doch ist die Sachlichkeit der Konstruktion durch pilasterartige Lisenen, die durch geknickte Giebel verbunden und an den Rändern mit Eierstäben eingefasst sind, weitgehend abgeschwächt. Die seitlichen Fensterachsen sind zudem mit Nutungen gerahmt, und das oberste, offensichtlich für Wohnzwecke gedachte Stockwerk erhielt gerahmte Putzfelder zwischen den Fenstern.

Wie schon Ernsts frühe Entwürfe zeigten, bediente er sich bei Bauten in kleineren Städten einer Zusammenstellung von heimatstilartigen, klassizierenden sowie zurückhaltend eingesetzten secessionistischen Elementen. Diese Entwurfpraxis behielt er auch in Leoben bei. Fallweise setzte er Art deco-Motive ein, wie etwa bei der Villa Pfohl in der Max-Tendlerstraße 24.

Christoph R. Ernst präsentiert sich mit seinen ästhetisch ausgewogen proportionierten Gesamtkonzepten und dem Einsatz gemäßigt moderner Gestaltungsmittel als typischer Vertreter der Wagner-Schule. Im Industrie- und Nutzbau zeigt er sich einerseits den Forderungen nach Hervorhebung der Konstruktion verpflichtet, andererseits hat er mit der Verwendung dekorativer Gestaltungselemente aber doch auch dem herrschenden Zeitgeist seinen Tribut gezahlt. Insbesondere in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wandte sich Ernst, wie viele andere Wagner-Schüler auch, mit Elementen des Heimatstils einer malerischen Gestaltungsweise zu, was sich bei ihm in erster Linie im Wohnhausbau, aber selbst bei Entwürfen von öffentlichen Gebäuden für kleinere Städte niederschlug.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
ca.1909Wohnhaus Dr.Arnolf Mayer, Wien 19, Springsiedelgasse 19 (nicht erhalten)
um 1913Schloss Cseklész bei Pressburg für den Grafen Esterhazy, SK (Umbau)
1927Villa Pfohl, Leoben, Max Tendler-Straße 24, Stmk.
1929Villa Köller, Leoben, Robert Koch Gasse 1, Stmk.
1932Wohnhaus Rudolf Volker, Leoben, Beethofengasse 6, Stmk.
o.J.Werksiedlung der Gösser Brauerei, Leoben, Stmk.

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1912Straßenbahnwartehalle Wien 1, Schottenring (nicht erhalten)
o.J.Straßenbahnwartehäuschen beim Schweizergarten, Wien 3, Landstraßer Gürtel
1949-1950Schulhaus in Troifaiach, Stmk.

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1911Betriebsgebäude der Wr.Städt. Straßenbahnen, Wien 1, Babenbergerstraße (nicht erhalten)
1912Buchdruckerei Gerin, Wien 2, Zirkusgasse 13

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1909Verbauung der Trainkasernengründe in Linz, OÖ (Wettbewerb, 2.Preis; mit H. Aichinger)
1910Gymnasium und Realschule, Kronstadt (Brasso), Siebenbürgen / Brasov, RO (Wettbewerb, mit H.Aichinger)
1910Vereinsheim des Turnvereins in A. (Entwurf, Ort unbekannt)
1910Beamtenwohnhäuser in Mähr.-Ostrau / Ostrava, CZ (mit H. Aichinger)
1910Oberrealschule in Kufstein, Tirol (Wettbewerb)
1911Wohnhaus Dr.W., Ma.Enzersdorf, NÖ (Entwurf)
1911Wohnhaus E.K. in St.Pölten, NÖ (Entwurf)
1911Arbeiterzweifamilienhaus in Lundenburg, Mähren / Breclav, CZ (Entwurf)
1912Sparkasse in Budweis, Böhmen / Ceske Budejovice, CZ (Wettbewerb)
1912Wohnhaus S.Foerster, Brunn am Gebirge,NÖ (Entwurf)
1914Miethaus in Wien-Döbling (Entwurf)
1914Amtsgeb. d. Handels- und Gewerbkammer in Linz, OÖ (Wettbewerb)
1914Kantine und Badehaus der Eternitwerke Linden-Hatschek, Vöcklabruck, OÖ (Entwurf)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Matrikenarchive der Pfarren St.Florian/Matzleinsdorf Wien 5, Alt-Lerchenfeld Wien 7 und St.Brigitta Wien 20; WStLA (Musterungskopfzettel)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Heeren: Neuere städtische Schulbauten (Gymnasial- und Realschulgeb. in Kronstadtt-Brasso). In: Dt. Bauhütte 15.1911, S.126f
Festschrift zur 50-Jahrfeier der techn. gew. Bundes-Lehranstalt Wien I. 1880-1930
M. Pozzetto: Die Schule Otto Wagner: 1894 –1912. München 1980
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
17.1911, S.69 (Betriebsgebäude Babenbergerstraße der Wr.Städt. Straßenbahnen) / T.62 (Warte- und Abfertigungshalle d. städt. Straßenbahn)

WBIZ
26.1909, S.289, T.65f (WH Dr. Arnolf Mayer Wien 19, Springsiedelweg 19) / S.321, T.75f (Wettbewerb Verbauung der Trainkasernengründe in Linz, mit H. Aichinger)
27.1910, S.81, T.23 (Wettbew. Oberrealschulgeb. in Kufstein) / S.323f (Entw. Beamtenwohnhäuser in Mähr.-Ostrau, mit H. Aichinger)
28.1911, S.60ff (Wohnh. E.K. in Wilhelmsburg bei St.Pölten) / S.112f (Arbeiterzweifam. Haus in Lundenburg) / S.137ff (Wettbew. Gymnasium und Realschule in Kronstadt) / S.380 (Vereinsgeb. d. Turnvereins in A.) / S.400, T.94 (Wohnhaus Dr. W. in Ma.Enzersdorf)
29.1912, S.186f, T.45f (Wettbewerb Sparkasse in Budweis) / S.218f (Betriebsgeb. der Wr.Straßenbahn, Wien 1, Babenbergerstr.) / S.267f (Straßenbahnwartehalle Wien 1, Schottenring) / S.355 (Studie zu einem Wartehäuschen der Wr. Straßenbahnen) / T.60 (Wohnhaus S. Foerster, Brunn am Gebierge)
30.1913, T.60 (Schloss Cseklesz bei Pressburg)
31.1914, S.30f (Miethaus Wien-Döbling) / S.109f (Wettbw. Amtsgeb. d. Handels- und Gewerbkammer in Linz) / S.119, T.39 (Kantine und Badehaus der Eternitwerke Linden-Hatschek, Vöcklabruck)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. II; Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
AKL; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 15.09.2008
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