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Wilhelm Fraenkel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.04.1844 - † 05.03.1916
Geschlecht: m
Geburtsort: Glogowek
damaliger Name: Oberglogau / Oberschlesien
Land: Polen
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Fränkel, Fränkl, Fraenkl
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Jakob F. (+ ca.1896), Schnittwarenhändler
Mutter: Johanna geb. Fischer (+ ca.1846)
Ehe (1870) mit Mathilde Sorer (*1854)
Kinder: Paul (*1871), Metallhändler; Elsa (*1875)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Kgl. Bauschule Breslau
o.J.Bauakademie Berlin (bei Eduard Tietz)
o.J.Tätigkeit im Atelier Karl Tietz in Wien
1868Baumeisterprüfung
Studienreisen nach Deutschland, Italien, Frankreich
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1868Baumeisterkonzession
ab 1868Tätgkeit in Wien
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.preussischer Kronen-Orden
weitere ausländische Orden
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Mitgliedschaften
ab 1868Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1868Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister
ab 1874Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1883NÖ Gewerbeverein
um 1897Verein der Baumeister in Niederösterreich
ab 1915Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Wilhelm Fraenkel wurde in Oberglogau / Schlesien, dem heutigen Glogowek in Polen geboren. Er besuchte die Bauschule in Breslau und anschließend die Bauakademie in Berlin. Laut F. Jansa hat Fraenkel daraufhin in Wien Praxisjahre im Atelier von Karl Tietz absolviert. Im Jahr 1868 legte Fraenkel die Baumeisterprüfung ab und schon ein Jahr später, im Alter von erst 25 Jahren, erhielt er seinen ersten Großauftrag für die Errichtung von drei Doppelwohnhäusern in Wien 1, Schottenbastei 4–8. Diese hochherrschaftlichen Stadtwohnhäuser fanden breite Anerkennung und führten zu weiteren Aufträgen von Wohn- und Geschäftshäusern sowie von bedeutenden Hotelanlagen, die allerdings entweder zerstört oder verändert wurden. Nur das heute noch bestehende Hotel Sacher in Wien 1, Philharmonikerstraße 4, ist am Außenbau relativ unverändert geblieben, bis man im Jahr 2004 einen Dachgeschoßausbau vorgenommen hat. Fraenkels Haupttätigkeitsfeld blieb Zeit seines Lebens der 1. Bezirk, erst im Jahr 1904 hat er ein Haus für den Eigenbedarf im 8. Bezirk, Krotenthallergasse 8 errichtet, wo er auch sein Atelier hatte und bis zu seinem Tod im Alter von 72 Jahren lebte.
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Stellenwert
Wilhelm Fraenkel ist in gewisser Weise noch zu den großen Ringstraßenarchitekten zu zählen bzw. steht er in deren unmittelbarer Nachfolge. Seine Bauten sind der Tradition der typischen Ringstraßenpaläste verpflichtet und lassen zum Teil auch deutlich den Einfluss Theophil Hansens erkennen, wie etwa das Haus am Schottenring 18–18a, das mit seinem ortsteingequaderten Eckrisalit und dem Dachpavillon direkt auf Hansens Heinrichshof verweist. Für die Außengestaltungen wählte Fraenkel Formen der italienischen Neorenaissance, seltener fließen auch altdeutsche und später neobarocke Motive ein. Kennzeichnend für sämtliche Gebäude ist die monumental-repräsentative, plastische Durchgestaltung der Fassaden durch Risalite, zum Teil polygonalen Erkerausbildungen oder Balkone, die mit filigranen Schmiedeeisengeländern (Hotel Habsburg, Rotenturmstraße 24) oder mit durchbrochenen Steinbalustraden (Univeristätsstraße 5) ausgestattet wurden. Kräftige Gesimse teilen die Geschosse und die Attikazone wird zumeist durch reiches Dekor, mächtige Konsolengesimse oder Polychromierungen besonders betont. Beim Hotel Habsburg etwa erhielten die Fenster Stichkappenüberdachungen und wurden durch „goldnuancierte Polychromie geltend“ (WBIZ 1891) gemacht. Die Sockelgeschosse sind häufig als rustizierte Erdgeschoßarkaden ausgebildet und der Zusammenstoß der Fassaden – es handelt sich meist um Eckhäuser – ist durch Risalite oder zumindest durch Ortsteinquader betont. Karyatiden, Atlanten, ionische und korinthische Ädikulen, Hermenpilaster, gesprengte Segmentgiebel, Vasen und Büsten, gekoppelte Rundfenster, Diamantquader und ähnliche Motive, die Fraenkel mit Bedacht einsetzte, so dass die Fassaden niemals überladen wirkten, verliehen den Gebäuden jene Eleganz, die das Publikum bzw. die Bewohner im Ersten Wiener Bezirk erwarteten.

Viel Beachtung fand das Kaffeehaus oder besser die „Kaffeehalle“, die sich im Hotel Habsburg befand. Unter Einbeziehung des Hofes, der mit einer reich verzierten Eisen-Glaskonstruktion überdacht war, hatte das Etablissement eine Größe von rund 500 m2. Der Raum wurde von Galerien umfangen, auf denen „gleichfalls serviert“ wurde, und es gab eine Vielzahl an Nebenräumen, wie Billard- und andere Spielzimmer, Leseräume oder separate Damenzimmer. Das ganze Hotelgebäude, aber insbesondere das Kaffeehaus, wurde im altdeutschen Stil überaus kostbar und elegant mit Marmor- und Holzverkleidungen, Stuckarbeiten, Vergoldungen und Malereien ausgestattet.

Erst bei Fraenkels eigenem, sehr spät errichteten Haus in Wien 8, Krotenthallergasse 8 (1904–06), ist eine Zuwendung zu neuem Formenvokabular festzustellen, indem sich nunmehr an den Fassaden und insbesondere beim Portal Elemente des französischen Jugendstils finden.

War Fraenkel bei den formalen Gestaltungen eher traditionell eingestellt, so zeigte er sich bei der Konstruktionsweise der Bauten sowie bei der praktischen Ausstattung allen modernen Errungenschaften gegenüber offen. Die Bauten wurden als Eisenkonstruktionen ausgeführt, und Fraenkel sah etwa beim Hotel Habsburg Zentralheizungen, Ventilationssysteme und eine elektrische Beleuchtung sowie zur Reserve eine Gasbeleuchtung vor. Beim Haus in der Universitätsstraße 5 wiederum hat Fraenkel mit Hilfe einer Eisenkonstruktion die Stockwerke erkerartig in den Hof hineinragen lassen. Gleichzeitig setzte er Eisen auch dekorativ ein, indem er die Zentralheizungsöffnungen in den Fensterparapeten hinter verzierten Schmiedeeisengittern verbarg.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1869-1870Doppelwohnhaus, Wien 1, Schottenbastei 4-8
1870-1872Miethaus, Wien 1, Schottenring 18-18a / Neutorgasse 17 / Börsegasse 14
1873Palais, Wien 3, Reisnerstraße 51 (heute Finnische Botschaft)
1873Doppelwohnhaus, Wien 3, Reisnerstraße 55-57
1873Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Schottenring 14-14a / Hohenstaufengasse 14 (nach Kriegsschäden Fassade abgeräumt)
1874Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Stephansplatz 8 und 8a (1945 zerstört)
1875-1876„Germaniahof“, Wien 1, Lugeck 1 / Rotenturmstraße 8 (1945 zerstört)
1878Miethaus, Wien 4, Klagbaumgasse 15
1878-1879Miethaus „Reitzes“, Wien 1, Universitätsstraße 5
1879Villa Reitzes, Wien 19, Sieveringerstraße 245 (heute Fernmeldemonteurschule)
1881Miethaus, Wien 1, Rudolfsplatz 9 / Gölsdorfgasse 3
1881-1884Miethaus, Wien 1, Gonzagagasse 1 (im Dehio W. Grohs und A. Baumgartner zugeschrieben?)
1884Miethaus, Wien 4, Wohllebengasse 13
vor 1892Haus d. österr. Central-Boden-Credit-Anstalt, Wien 1, Hohenstaufengasse 12
1904-1906Wohnhaus und Atelier des Architekten, Wien 8, Krotenthallergasse 8 (heute Sitz der Fa. Österreichisches Außenhandelskontor)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1870Pfarrhof und Schule, Wien 3, Kolonitzplatz 1 (mit G. Hausmann)
1871Arbeiterkammer für Niederösterreich, Wien 1, Wipplingerstraße 35 (1945 zerstört, 1951 durch Neubau ersetzt)
1872Hotel Austria, Wien 1, Schottenring 11 (ab 1875 k.k. Polizeidirektion, 1945 zerstört, 1987 durch Hotel Hilton-Plaza ersetzt)
1874-1876Hotel Sacher, Wien 1, Philharmonikerstraße 4 (ehem. Augustinerstraße, weitgehende Innenumbauten durch Carl Witzmann 1934, Dachausbau 2004)
1889Hotel Habsburg, Wien 1, Rotenturmstraße 24 / Griechengasse1 / Adlergasse 1=Franz-Josefs-Kai 23
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
W. Fraenkel: Berechnung eiserner Bogenbrücken. In: Der Civilingenieur 13.1867, Sp.58f
W. Fraenkel: Vom City-Hotel und Kaffeehaus in Wien. WBIZ 7.1890, S.189f
W. Fraenkel: K.k. Polizei-Direktions-Gebäude in Wien. In: WBIZ 8.1890, S.170, T.27
W. Fraenkel: Haus der österr. Central-Boden-Credit-Anstalt in Wien (I, Hohenstaufeng 12) In: WBIZ 9.1892, S.463f
W. Fraenkel: Zur Platzfrage des Bismarck-Nationaldenkmals. In: Dt. Bauzeitung 43.1909, S.514
W. Fraenkel: Vom architektonischen Nachwuchs (Zur Ausstellung der Wallotschüler in Dresden: Gutshof). In: Die Bauwelt 2.1911, H.77, S.22

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Personalakte, Totenschauprotokoll, Testament, Verlassenschaftsabhandlung); KHA des WStLA; IKG (Matrikenarchiv, Gräberdatenbank)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
K. Eggert: Der Wohnbau der Ringstraße im Historismus. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd. 7, Wiesbaden 1976
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd. 4, Wiesbaden 1972
K. Klemmer: Jüdische Baumeister in Deutschland. Wien 1998
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910.
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951, S.62
R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Das Kunstwerk im Bild. In: Die Wiener Ringstraße. Bd. 1, Wiesbaden 1969

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
42.1877, S.76, T.69ff (Etablissement Eduard Sacher)
43.1878, S.15, T.23ff (Haus des Wr. Bauvereins Rothenturmstr. / Lugeck)
46.1881, S.32, T.19ff (Palais Reitzes in Wien 1, Universitätsstraße / Ebendorferstr.)
57.1892, S.64, T.47ff (Hotel und Kaffeehaus „Habsburg“ in Wien I, Rothenturmstr. / Adlergasse / Griechengasse)

Berliner Architekturwelt
1912, 11.Sonderh., S.21ff (Landhaus Dr. Emden) / S.73f (Einfamilienhaus Dr. Arnheim)

Der Bautechniker
11.1891, S.361 (Haus August Hückel, Wien) / S.363 (Hotel und Kaffeehaus Habsburg in Wien I, Rothenthurmstr. / Adlergasse)

Deutsche Konkurrenzen
1899/1900, Bd. 10, H.3, S.12 (Bismarcksäulen)

WBIZ
1.1883, S.36, T.12 (Miethaus 1, Rudolfsplatz 9)
2.1885, T.200 (Palais Graf Wladimir Mittrowsky, Wien 3, Reisnerstr. 47)
8.1890/91, T.21 (Haus Germania, Lugeck) / S.170 (K.k. Polizei-Direktions-Gebäude in Wien) / S.519, T.91 (Hotel und Kaffeehaus Habsburg in Wien I, Rothenthurmstr. 24 / Adlergasse)
9.1891/92, S.463, T.83 (Haus d. österr. Central-Boden-Credit-Anstalt, Wien 1, Hohenstaufengasse 12)
23.1906, T.53 (Portal Wien 8, Krotenthallerg. 8)

Zentralblatt der Bauverwaltung
19.1899, S.245ff (Die Preisbewerbung um die Bismark-Säulen)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
F. Jansa: Deutsche Bildende Künstler im Wort und Bild. Leipzig 1912
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Czeike; ÖBL; AKL; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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