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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 27.08.1872 - † 30.11.1940 | Geschlecht: m | Geburtsort: Ismail | Land: Ukraine | damaliger Name: Bessarabien | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Deutsches Reich | weitere Namen: Goldschlager, Gyula | Religionsbekenntnis: Mosaisch | Berufsbezeichnung: Baumeister | Familiäres Umfeld: Vater: David G. (*ca.1833-1915) Kaufmann in Wien
| Mutter: Klara geb. Cohen (*ca.1840-1899)
| Bruder: Dr. Friedrich Goldschläger (*ca.1858-1923) Arzt und Psychotherapeut
| Ehe (1904) mit Irene (Iren) geb.Mangold (1880-1942)
| Kinder: Erich Frederic (*1905) ab 1940 Architekt und Kapellmeister in Chicago; Karl (*1907); Paul (*ca.1908) ab 1940 Elektrotechniker in New York; Robert (*ca.1911) ab 1940 Musiker in Biel, CH; Kurt Theodor (*ca.1913) ab 1940 Schneider in England | Bürogemeinschaft: ca. 1905-1907? mit Siegfried Kramer |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1890 | Abschluss der Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule Wien
| 1892-1895 | Akademie der bildenden Künste Wien (bei Viktor Luntz) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| o.J. | Gründung einer Bauunternehmung und Handel mit Baumaterialen (1919 Gewerbezurücklegung)
| 1915 | Eröffnung eines Gast- und Kaffeehauses KAB, |
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Mitgliedschaften
| ab 1899 | NÖ Gewerbeverein |
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Vita
| Julius Goldschläger wurde im Jahr 1872 in Ismail, Bessarabien, heute Teil der Ukraine, als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Spätestens um 1888 muss er nach Wien gekommen sein, denn er beendete seinen Besuch an der – üblicherweise zwei Jahre dauernden – Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule im Jahr 1890. Zwei Jahre später inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste und erlangte sein Diplom im Jahr 1895. Goldschläger arbeitete als sehr erfolgreicher Architekt und Bauunternehmer und betrieb gleichzeitig einen Handel mit Baumaterialen. Er errichtete auffallend viele repräsentative Wohnhäuser im 1. Wiener Gemeindebezirk. Etwa 1905-1907 ist eine kurzfristige Bürogemeinschaft mit dem Architekten Siegfried Kramer nachweisbar.
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| Wie viele seiner Kollegen konnte Goldschläger allerdings in den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg offenbar keine Aufträge mehr akquirieren. Er gab im Jahr 1919 sein Bauunternehmen und den Handel mit Baustoffen auf und verlegte sich auf den Betrieb eines Gast- und Kaffeehauses, den er schon im Jahr 1915 eröffnet hatte. Allerdings scheint er in diesem Metier nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Im Zentralblatt für die Eintragung in das Handelsregister in Österreich wird in den Jahren 1933-1936 angegeben, dass ein Gläubiger die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des „Schuldners Julius Goldschläger, Architekt und Inhaber des KAB Kärntnerthor-Automatenbuffets in Wien 4, Wiedner Hauptstraße 6“, beantragt habe. Dieser Antrag wurde allerdings „mangels Vermögen“ abgewiesen.
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| Julius Goldschläger starb im 68.Lebensjahr an Hirnembolie in Folge von Bluthochdruck und Lues in Wien und wurde am Wiener Zentralfriedhof, israelitische Abteilung begraben. Vier seiner Kinder sind im Jahr 1940 ins Ausland emigriert. Seine Frau blieb als Irene Sara Goldschläger nach dem Tod ihres Mannes in Wien, wurde im Jahr 1942 nach Izbica, PL deportiert und dort ermordet. |
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Stellenwert
| Julius Goldschläger war ein Architekt des Großbürgertums. Ohne Experimente zu wagen, kam er mit einer repräsentativen und vornehmen Gestaltungsweise den Ansprüchen seiner Klientel entgegen. Die Fassaden zeichnen sich durch eine starke Plastizität aus, wobei Goldschläger die Fassaden bei vielen Häusern durch halbrunde Erker gleichsam in eine ondulierende Bewegung versetzte (z.B. Wien 1, Wiesingerstraße 1, 1904). Seine Eckbauten zeichnen sich durch abgerundete Ecklösungen aus, wobei besondere Akzente entweder durch um die Rundung geführte Balkone (z.B. Wien 6, Rahlgasse 1 / Gumpendorferstraße 24 / Theobaldgasse 2, 1903) oder durch überkuppelte Ecktürme (Wien 1, Rosenbursengasse 2, 1904) gesetzt werden.
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| Häufig hatte Goldschläger mehrere Parzellen zu verbauen. Er löste diese Aufgabe durch die Anlage repräsentativer Straßenhöfe, wie z.B. das Haus in Wien 9, Porzellangasse 7, 7a, 7b (1905-1906), in dem Friedrich Torberg einige Jahre lebte und unter anderem „Die Tante Jolesch“ schrieb.
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| Die Fassaden sind zumeist üppig mit neobarockem Dekor, figürlichen Plastiken, Lisenen oder Säulen (z.B. Wien 4, Lothringerstraße 4-6, 1904-1905) nobilitiert. Der opulente Schmuckreichtum setzt sich auch in den Foyers fort. Zudem wurden Lifte und Staubsaugeranlagen installiert und die Bäder komfortabel ausgestattet. Eine ausgefallene Lösung einer Balkonüberdachung fand Goldschläger bei den Häusern Wien 1, Biberstraße 3, 7 und 11 (1903-1905). Über den Balkonen im obersten Stock wölben sich blechgetriebene Baldachine, die mit Gold verziert sind und täuschend Überdachungen aus Stoff nachbilden.
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| Zeigt sich bei den Wohn- und Geschäftsbauten eine relativ einheitliche Handschrift, so änderte sich Goldschlägers Rhetorik, als er seinen letzten bekannten Bau, das „Wiener Bürohaus“ (Wien 6, Mariahilferstraße 85-87), errichtete. Der Bestimmung als Nutzbau entsprechend zeichnet sich der Eckbau nunmehr durch flächige Fassaden aus, und die üppige Barockdekoration ist einem kühlen Neoklassizismus gewichen. Die dunkel gefärbte Geschäftszone mit Vasenaufsätzen in der gleichen Farbe hebt sich markant von den darüber liegenden hell verputzten Bürogeschossen ab, die durch Nutungen einen Steinbau vortäuschen. Mit dieser Gestaltungsweise ist es Goldschläger gelungen, auch bei einem modernen Nutzbau vornehme Repräsentation zu evozieren und einem Gebäude, das den wirtschaftlichen Aufschwung markiert, einen bedeutsamen Stellenwert zuzuweisen.
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| Julius Goldschläger, der an der Akademie der bildenden Künste bei Viktor Luntz eine konservative Ausbildung erhalten hatte, blieb von den neuen Strömungen, die mit Otto Wagner aufgetreten waren, relativ unbeirrt. Dies war eine nicht unerhebliche Voraussetzung, um mit einer ästethisch ansprechenden Gestaltungsweise gerade bei dem auf Repräsentation bedachten Großbürgertum reüssieren zu können. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1898 | Miethaus, Wien 20, Wallensteinplatz 3-4
| 1901 | Wohnhaus Samuel und Wilhelm Schallinger, Wien 1, Franz Josefs-Kai 27 / Rabensteig 8 (mit Anton Klement)
| 1902 | Miethaus, Wien 15, Sechshauserstraße 62-64
| 1903 | Wohnhaus, Wien 1, Biberstraße 3
| 1903 | Miethaus, Wien 4, Gußhausstraße 3
| 1903 | Miethaus, Wien 6, Rahlgasse 1 / Gumpendorferstraße 24 / Theobaldgasse 2
| 1903-1905 | Wohnhäuser, Wien 1, Biberstraße 7 und 11
| 1904 | Durchhaus, Wien 1, Franz Josefs-Kai 3
| 1904 | Wohnhaus Leo Brill, Wien 1, Stubenring 12 / Rosenbursenstraße 5-7 / Biberstraße 14 (nach Kriegsschäden umgebaut, heute Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft)
| 1904 | Miethaus, Wien 1, Wiesingerstraße 1
| 1904-1905 | Bürogebäude (Fonds der Wiener Kaufmannschaft), Wien 4, Lothringerstraße 4-8
| 1904-1905 | Miethaus Wien 9, Alserbachstraße 41
| 1905 | Wohnhaus Wendelin Kühnel, Wien 1, Dominikanerbastei 12 / Rosenbursenstraße 2
| 1905 | Miethaus, Wien 1, Falkestraße 3
| 1905 | Miethaus, Wien 9, Servitengasse 5
| 1905-1906 | Straßenhof, Wien 9, Porzellangasse 7, 7a u. 7b (mit Siegfried Kramer)
| 1906 | Wohnhaus, Wien 1, Biberstraße 9
| 1906 | Büro- u.Wohnhaus, Wien 4, Brucknerstraße 4-6 (mit Siegfried Kramer)
| 1909 | Straßenhof, Wien 4, Prinz Eugen-Straße 30-34
| 1911-1914 | Büro- u.Geschäftshaus „Wiener Bürohaus“, Wien 6, Mariahilfer-Straße 85-87 |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WStLA (Meldearchiv, Totenbeschaubefund, Verlassenschaftsabhandlung); IKG (Archiv und Gräberdatenbank); Centralblatt für die Eintragung in das Handelsregister Wien |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Festschrift zur 50-Jahrfeier der techn.gew. Bundes-Lehranstalt Wien I. 1880–1930
| A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.4, Wiesbaden 1972
| Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s. Wien 1976
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
| R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Das Kunstwerk im Bild. In: Die Wiener Ringstraße. Bd.1, Wiesbaden 1969 | HINWEISE AUF WERKE:
| Die Architektur des XX. Jahrhunderts
| 13.1913, S.25, T.38f (Wohnhaus Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 30-34)
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| Der Bauechniker
| 32.1912, S.659ff (Wohn- und Geschäftshaus Wien 1, Franz Josefs-Kai 3)
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| WBIZ
| 23.1906, T.85 (4, Lothringerstr. 6 und 8)
| 24.1907, T.41 (Miethaus Wien 4, Lothringerstr. 6-8)
| 25.1908, T.102 (Wohnhausgruppe, 9, Porzellangasse)
| 28.1911, S.96 (Miethaus Wien 4, Heug. 32-34) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Inge Scheidl | Eingegeben am: 01.10.2006 | Zuletzt geändert: 02.05.2008 |
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