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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 26.02.1861 - † 09.07.1938 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien, 17 | damaliger Name: Hernals bei Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Pressbaum, NÖ | Land: Österreich | Titel: k.k. Baurat, Oberbaurat | weitere Namen: Grünböck | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister | Familiäres Umfeld: Vater: Sebastian G., Lebensmitteldetailhändler
| Mutter: Theresia, geb. Mandl
| Ehe (1885) mit Johanna Katharina Maria, geb. Churfürst (1865-1926)
| Kinder: Josefina (Josa, *1893, +1938 in der Anstalt Steinhof); Jenny (Johanna, +1973), verehel. Winkler |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Baugewerbeschule (keine genaueren Angaben)
| 1878-1880 | Akademie der bildenden Künste, Wien (bei Theophil Hansen)
| 1880-1882 | Praxis
| 1882-1883 | Akademie der bildenden Künste, Wien (bei Friedrich Schmidt) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| o.J. | Tätigkeit im Baubüro Gschwandner und Glaser
| 1885 | Baumeisterkonzession |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1893-1918 | Christlich-Sozialer Gemeinderat in Hernals (Wien 17)
| 1903 | Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens
| 1906 | Baurat
| 1909 | päpstl. Ehrenkreuz „pro ecclesio et pontifikate“
| 1911 | Offizierskreuz des Franz Josef-Ordens
| 1916 | Oberbaurat
| um 1897 | gerichtl. beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für das Baufach
| 1911-1917 | Landtagsabgeordneter |
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Mitgliedschaften
| ab 1892 | Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
| ab 1897 | Verein der Baumeister in NÖ
| ab 1903 | Hansen-Club
| ab 1915 | Wiener Bauhütte |
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Vita
| Josef Grünbeck wurde 1861 im Wiener Vorort Hernals, dem heutigen 17.Bezirk, als Sohn eines Lebensmittelhändlers geboren. Nach dem Besuch einer Baugewerbeschule begann er an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule von Theophil Hansen Architektur zu studieren. Nach zwei Jahren unterbrach er dieses Studium jedoch, um zwei Praxisjahre zu absolvieren, bzw. wahrscheinlich auch, um sich seine weitere Ausbildung finanzieren zu können. Anschließend kehrte Grünbeck an die Akademie zurück und schloss sein Studium im Jahr 1883 bei Friedrich Schmidt ab.
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| Im Jahr 1885 erlange Grünbeck die Baumeisterkonzession und führte in der Folge ein erfolgreiches Bauunternehmen, wobei er auch Gebäude nach eigenen Entwürfen errichtete. Grünbeck war vor allem in seinem Heimatbezirk Hernals aktiv, wo er auch sein Büro hatte. Über seine Tätigkeit als Bauunternehmer und Architekt hinaus war er auch im Kommunalwesen als Christlich-Sozialer Gemeinderat, später Landesrat, engagiert. Weiters war er an diversen städtebaulichen Vorhaben beteiligt, für die er auch ehrenvolle Anerkennungen erhielt. So wurde er etwa für seine Tätigkeit bei den Donauregulierungsarbeiten nicht nur zum Oberbaurat befördert, sondern erhielt auch das Ritterkreuz des Kaiser Franz Josef-Ordens. Für seine Mitarbeit bei der Vollendung der 2.Hochquellenwasserleitung wurde ihm das Offizierskreuz des Kaiser Franz Josef-Ordens verliehen. Weiters gehörte Grünbeck dem Ausschuss für den Bau des „Kaiser Franz Josef Stadtmuseums“ an, und bei der Errichtung der Pressbaumer Pfarrkirche fungierte er als technischer Beirat des Baukomitees.
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| Trotz dieser vielfältigen Tätigkeit sind von Josef Grünbeck nur Werke bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bekannt. Grünbeck starb im Jahr 1938 im 77.Lebensjahr in Pressbaum, NÖ, und wurde am Hernalser Friedhof begraben. |
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Stellenwert
| Die von Josef Grünbeck errichteten Miethäuser sind als charakteristische Vorstadthäuser eher schlicht gestaltet. Die im späthistoristischen Kanon dreizonig konzipierten Fassaden, für die Grünbeck Formen der Neorenaissance bevorzugte, verfügen über stark ausgeprägte Gesimse, und mit verschieden gestalteten Fensterüberdachungen – wie Dreiecks- oder Segmentgiebeln – verlieh Grünbeck den Fassaden insgesamt die für den Späthistorismus typische Plastizität (z.B. Wien 16, Liebhartsgasse 53, um 1905). Gleichzeitig erhielten seine Gebäude auf diese Weise einen repräsentativen Charakter, der bei dem Eckhaus Wien 17, Palffygasse 27 / Jörgerstraße (1885) durch einen Runderker am Zusammenstoß der beiden Fassaden noch einmal erhöht wird. Die symmetrischen Konzeptionen, die Rhythmisierungen durch sich wiederholende Fensterachsen und insbesondere auch die Materialwahl des Sichtziegels beim Haus Wien 17, Geblergasse 4 (1891) weisen auf die Schulung bei Theophil Hansen hin.
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| Einen besonders bedeutsamen Auftrag stellte die Errichtung der Wiener Kommunalsparkasse, Wien 17, Hernalser Hauptstraße 72-74 / Elterleinplatz 16 / Jörgerstraße (1911-1913) dar. Grünbeck hatte hier ein schwieriges Grundstück in der Form eines spitzwinkeligen Dreiecks zu verbauen. Er legte die Seitenfassaden in die Hernalser Haupt- bzw. Jörgerstraße und verband die beiden Fassaden im spitzen Winkel, der Richtung Elterleinplatz liegt, durch eine Rundung, die er als Eingangsbereich konzipierte. Die repräsentative Ecklösung ist zudem von einer mächtigen Haube bekrönt, während die fünfstöckigen Seitenfassaden durch seichte, übergiebelte Mittelrisalite akzentuiert sind. Der mächtige Baukörper setzt damit am Elterleinplatz insgesamt einen bedeutenden städtebaulichen Akzent und verkörpert innerhalb des vorstädtischen Ensembles beeindruckende Monumentalität sowie Repräsentanz, die durch klassizierende und neobarocke Formen unterstrichen werden. Auch im Inneren wird der hohe Stellenwert, der Bankgebäuden damals beigemessen wurde, durch repräsentative Gestaltung betont, wie etwa durch die Ausstattung mit Schmiedeeisengittern bzw. Kandelabern, durch den Einsatz von Marmor sowie durch verzierende Putti mit Bienenkörben etc.
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| Ein weiteres großes Bauvorhaben konnte Grünbeck mit der Errichtung der „Schokoladefabrik Manner“ realisieren (Wien 17, Kulmgasse 14 / Geblergasse / Klopstockgasse, Wilhelminenstraße,1904-1913). Die ausgedehnten Fabriksgebäude bestehen aus zwei annähernd gleich großen, rechteckigen Baublöcken, die zu beiden Seiten der Kulmstraße liegen und unterirdisch miteinander verbunden sind. Heute gehört die Kulmgasse in diesem Bereich als Privatstraße zur Fabrik.
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| Im Jahr 1890 gründete Josef Manner gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf und einem Angestellten im 5.Bezirk in Wien eine Schokoladefabrik. Im Jahr 1891 übersiedelte die Fabrik in die Kulmgasse 14 im 17. Bezirk, und 1896 entstanden erste neue Gebäude. In diese Zeit fällt auch die Erfindung der berühmten „Manner Schnitten“. Da die Firma außerordentlich florierte – sie wurde schon bald zur bedeutendsten Süßwarenerzeugung der Monarchie – erhielt Grünbeck schließlich im Jahr 1904 den Auftrag, eine neue Fabriksanlage zu konzipieren, die schrittweise realisiert werden konnte.
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| Für die Gestaltung haben sich Grünbeck grundsätzlich zwei zu Beginn des 20.Jh.s gängige Möglichkeiten angeboten. Zum einen wurden zu dieser Zeit viele Fabriken in Sichtziegelbauweise errichtet, womit sie deutlich vom Umfeld abgehoben und zugleich als Fabriksbau kenntlich gemacht wurden. Die andere Gestaltungsweise bestand darin, die Fabriksgebäude den umliegenden Miethäusern anzupassen, d.h. diese Fabriksgebäude wurden verputzt und die Fassaden entsprachen weitgehend dem Erscheinungsbild einfacher Wohnhäuser. Grünbeck wählte für die Manner-Fabrik die zweite Möglichkeit, also den sich dem städtischen Erscheinungsbild weitgehend annähernden Bautypus: Monumentale, großteils fünf- und sechsgeschossige Blöcke umschließen Innenhöfe, in denen im Laufe der Zeit weitere Ausbauten bzw. Anbauten erfolgten. Die flächigen Fassaden werden durch die additive Reihung der stets gleich bleibenden Fensterachsen rhythmisiert. Gesimse trennen die Geschosse und die Segmentbogenfenster sind mit Segment- bzw. Dreiecksgiebel versehen. Neben der außergewöhnlichen Dimensionierung der Gebäude weist damit lediglich die Sprossenunterteilung der Fenster auf die Bestimmung des Gebäudes als Fabriksbau hin.
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| Wenngleich das Œuvre Grünbecks den traditionellen Architekturströmungen verpflichtet bleibt und neue Entwicklungen der aufkommenden Moderne ausgeblendet bleiben, so kennzeichnet das Schaffen dieses Architekten letztlich doch eine bemerkenswerte Vielseitigkeit und architekturästhetische Ausgewogenheit. Während bei der Gestaltung der schlichten, aber durchaus repräsentativen Wohnhäuser noch ganz der Einfluss seines Lehrers Theophil Hansen spürbar wird, gelingt es Grünbeck, mit dem prestigeträchtigen Bau der Kommunalsparkasse einen eigenständigen und bemerkenswerten städtebaulichen Akzent zu setzen. Die Manner-Fabrik schließlich erweist sein Potential, auch große industrielle Bauvorhaben gemäß den um 1900 geltenden architektonischen Kriterien souverän zu lösen. Bisweilen wurde dem Gestaltungskonzept Eintönigkeit vorgeworfen. Aber gerade die Addition der stets gleichen Fensterachsen zu den außerordentlichen Gebäudelängen von rund 100 Metern verleiht dem Nutzbau einen architekturästhetisch imposanten Mehrwert, der zwischen monumentalen Duktus und pragmatischer Funktionalität changiert. Für die adäquate funktionelle Konzeption des Bauwerks spricht nicht zuletzt, dass der Fabrikationsbetrieb trotz aller technischen Neuerungen darin bis heute unter Erhaltung der Bausubstanz fortgeführt werden konnte. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1885 | Miethaus, Wien 17, Palffygasse 27 / Jörgerstraße
| 1888 | Miethaus, Wien 17, Kalvarienberggasse 19 (Aufstockung und Fassadierung)
| 1889 | Miethaus, Wien 17, Helblinggasse 14
| 1891 | Miethaus, Wien 17, Geblergasse 4
| um 1905 | Miethaus, Wien 17, Klopstockstraße 46
| um 1905 | Miehaus, Wien 16, Liebhartsgasse 53
| um 1910 | Miethaus, Wien 8, Josefstädter Straße 5
| um 1910 | Miethaus, 16, Haberlgasse 48 (Dekor entfernt) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1886 | Doppelvolksschule, Wien 17, Parhamerplatz 18 (früher Petersplatz)
| vor 1891 | Armenhaus der Gemeinde Neulerchenfeld (Adr. unbek.)
| 1893-1894 | und 1907 Erweiterungsbau und Umbau des Etablissements Klein (seit 1981 Metropol), Wien 17, Hernalser Hauptstraße 55
| 1904-1906 | Sanatorium Rekawinkel (Bauherr Dr.Weiss), Pressbaum, Hauptstraße 129, NÖ
| 1911-1913 | Wiener Kommunalsparkasse, Wien 17, Hernalser Hauptstraße 72-74 / Elterleinplatz 16 / Jörgerstraße |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1904-1913 | Schokoladefabrik „Manner“, Wien 17, Kulmgasse 14 / Geblergasse / Klopstockgasse, Wilhelminenstraße
| um 1910 | Fabrik od. Markthalle, Wien 17, Kalvarienberggasse 4 |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| J. Grünbeck: Die wahre Ursache der Wohnungsnot. In: Architekten- und Baumeisterzeitung 20.1911, S.513ff | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv der ABK; Matrikenarchive der Pfarren Hernals und Dornbach Wien 17; WStLA (Totenbeschaubefund, Verlassenschaftsabhandlung); MA 43 (Gräberdatenbank, Grabprotokoll Friedhof Hernals); Grabinschrift; ÖIAV; Bezirksmuseum Hernals |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
| M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984 | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/2
| Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd M-Z
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893 (Nachtrag)
| H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon. Wien 1902 |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Inge Scheidl | Eingegeben am: 29.01.2008 | Zuletzt geändert: 03.04.2008 |
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