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Josef Hahn

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 21.03.1884 - † 14.09.1943
Geschlecht: m
Geburtsort: Uhersky Ostroh
damaliger Name: Ungarisch Ostrau, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Shanghai
Land: China
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Adolf H., Kaufmann
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1907/08Technische Hochschule Wien, Bauschule (bei Karl König, Max Ferstel)
1919/20Ergänzungskurs Staatsgewerbeschule Wien
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Vita
Josef Hahn wurde 1884 als Sohn eines jüdischen Kaufmannes in Ungarisch-Ostrau, Mähren (dem heutigen Uhersky Ostroh) geboren. Er besuchte im Jahr 1907/08 die Bauschule der Technischen Hochschule in Wien und belegte im Jahr 1919/20 noch einen Ergänzungskurs in der Staatsgewerbeschule Wien. Erst ab dem Jahr 1927 sind Bauwerke von Hahn dokumentiert, und zwar drei Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien sowie eine Villa in Budweis. Einen der Gemeindebauten (Wien 4, Wiedner Gürtel 38-40) errichtete Hahn gemeinsam mit seinem Studienkollegen Karl Ernst. Eine weitere Zusammenarbeit der beiden Architekten ist nicht nachweisbar.

Neben seiner architektonischen Tätigkeit beschäftigte sich Hahn auch mit dem Entwurf von Möbeln, er gestaltete die Innenräume der Budweiser Villa sowie die Halle einer Villa in Wien.

Hahns Tätigkeit beschränkte sich auf die kurze Zeit von 5 Jahren. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung musste er im Jahr 1941 nach Shanghai emigrieren, wo sich alle Spuren verlieren.
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Stellenwert
Das erste Werk, das von Josef Hahn bekannt ist, ist der „Südtiroler-Hof“, eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien mit 185 Wohnungen in Wien 4, Wiedner Gürtel 38-40 / Schelleingasse 9-15 (1927-1928). Hahn plante diese Anlage gemeinsam mit seinem ehemaligen Studienkollegen Karl Ernst, wobei es galt, eine unregelmäßige Baulücke zu schließen und das abfallende Gelände zur Schelleingasse zu überwinden. Die Fassade am Wiedner Gürtel zeigt sich durch polygonale Balkone bzw. spitzwinkelige Erker der in den 20er Jahren im Gemeindebau etablierten expressionistisch-romantischen Bauweise verpflichtet. Die Fassade in der Schelleingasse wird zusätzlich durch Vor- und Rücksprünge belebt, in denen zum Teil „heimelige“ Balkone angebracht sind, und auch die Hoffassaden sind mittels ähnlicher Elemente gegliedert. Das abschüssige Terrain wurde durch Terrassierungen und Treppenanlagen überwunden, und eine malerische Gartengestaltung, Pergolen und Brunnen ergeben eine Hofanlage, die beispielhaft zeigt, dass im Gemeindebau der Schritt von trostlosen Hofwohnungen zu gesunden und lebenswerten Wohnungen vollzogen wurde.

Ab den 30er Jahren folgte Hahn dem Trend zur Versachlichung in der architektonischen Formensprache. Die große Wohnhausanlage in Wien 2, Engerthstraße 230 mit 375 Wohnungen erhielt ebenso wie der letzte Bau, den Hahn in Österreich errichtete, die Wohnhausanlage in Wien 10, Laxenburgerstraße 92 mit 61 Wohnungen glatte Fassaden, die nur durch wenige Akzente unterbrochen werden. In der Engerthstraße fasste Hahn Gruppen von Fenstern mittels Putzumrahmungen zusammenfassen, während er in der Laxenburgerstraße um die Hausecke geführte, einfache Gitterbalkone anbrachte.

Während die Versachlichung im Gemeindebau in eine ästhetische Verarmung mündete, ergaben sich im Villenbau durchaus interessante Ergebnisse. Die Villa in Budweis, der einzige bekannte Bau, den Hahn für einen privaten Auftraggeber ausführte, zeigt glatte Fassaden, ist aber durch das Zusammenfügen kubischer, gestaffelter Baukörper vielfach gegliedert. Die auf praktische Bewohnbarkeit bedachte Grundrissdisposition, eine große Dachterrasse, eine Terrasse zum Garten sowie ein Wintergarten im Erdgeschoß verleihen dem Haus eine hohe Wohnqualität.

Hahns Möbelentwürfe sind sachlich funktional konstruiert und zeigen dennoch einen fast biedermeierlichen Hang zu Gemütlichkeit. Kennzeichnend ist, dass die Polsterauflagen fast durchwegs mit auffallenden Kordeln an Stühlen und Diwanen befestigt sind und die neuen Möbel darüber hinaus mit alten Teppichen kombiniert werden. Bemerkenswert sind auch etliche von Hahn entworfene Schranktüren, bei denen figürlichen Themen wie z.B. „Die 12 biblischen Stämme“ in Intarsienarbeit ausgeführt wurden.

In der Zeitschrift „Moderne Bauformen“ wurde im Jahr 1930 betont, dass Josef Hahn zwar erst in den letzten Jahren mit einer Reihe von selbständigen Bauten hervorgetreten sei, aber dass „sein Weg … mit schönen Verheißungen“ beginne. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde diesem Weg ein abruptes Ende gesetzt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1927-1928WHA d. Gem.Wien, Südtiroler Hof, Wien 4, Wiedner Gürtel 38-40 / Schelleingasse 9-15 (mit Karl Ernst)
1928Villa Josef Weisskopf, Budweis / Ceske Budejovice, Pablaskova 5, CZ
vor 1930Villa Dr. Böhm, Budweis / Cseske Budejovice, CZ
1930-1931 WHA d. Gem.Wien, Sturhof, Wien 2, Engerthstraße 230 / Sturgasse 2 / Vorgartenstraße 227 / Offenbachgasse 1
1931-1932WHA d. Gem.Wien, Wien 10, Laxenburgerstraße 92

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
vor 1930Einrichtung der Villa Dr. Böhm, Budweis
um 1930Einrichtung der Halle der Villa Kremeneczky in Wien (Bezirk und Straße unbekannt)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1913Wettbewerb israelitische Kultusgemeinde (Ankauf)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; WStLA (Meldearchiv); IKG
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Erbanova u.a. (Hg.): Slavne vily johoceskeho kraje. Prha 2007
E.: Josef Hahn, Wien. In: Moderne Bauformen 24.1930, S.203ff
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Weihsmann 05

INTERNETLINKS:
www.dasrotewien.at
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Anmerkungen
Angaben bei Weihsmann 2005 ungenau.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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