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Herbert Ferdinand Kastinger

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.07.1900 - † 05.08.1937
Geschlecht: m
Geburtsort: Höflein bei Bruck a.d. Leitha, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Bruder: Erich K.
ledig
Bürogemeinschaft: ca.1930-1937 mit Hermann Stiegholzer: Wien 4, Weyringergasse 21
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1919-1920Staatsgewerbeschule Wien 1 (Baufachschule)
1920-1923Akademie der bildenden Künste Wien (bei F. Krauß, P. Behrens)
1923Diplom
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca. 1930Beginn der Zusammenarbeit mit Architekt Hermann Stiegholzer
um 1930Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
1936Bronzemedaille bei den XI.Olympischen Spielen Berlin: 3.Platz für Architektur mit Hermann Stiegholzer
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Mitgliedschaften
ab 1925Wiener Bauhütte (vorher teilnehmendes Mitglied)
o.J.Ingenieurkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland
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Vita
Herbert Kastinger wurde im Jahre 1900 in Höflein bei Bruck/Leitha in Niederösterreich geboren. Nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule in Wien studierte er bis 1923 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in den Meisterschulen von Krauss und Behrens.

Bereits 1923 nahm er mit dem ehemaligen Studienkollegen Hermann Stiegholzer, dessen Familie ebenfalls aus Bruck/Leitha stammte, an einem Wettbewerb teil. Erfolgreich schlossen die beiden Architekten 1926 den öffentlichen Auftrag für ein Arbeitsamt in Wien 16 ab. Ende der 20er Jahre dürfte es endgültig zur Gründung einer Ateliergemeinschaft gekommen sein.

Trotz der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage erhielt das Architektenduo genügend Aufträge. Zahlreiche ihrer Entwürfe wurden in Fachzeitschriften veröffentlicht. 1936 errangen Stiegholzer und Kastinger mit ihrem Entwurf für eine Sportstätte eine Bronzemedaille bei der XI.Olympiade (Abteilung Architektur) in Berlin.

Im folgenden Jahr starb Herbert Kastinger im 37.Lebensjahr an Gehirnblutung und wurde auf dem Friedhof in Knittelfeld begraben.
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Stellenwert
Sämtliche bis heute bekannten Planungen von Herbert Kastinger entstanden in Zusammenarbeit mit dem Architekten Hermann Stiegholzer in der Zwischenkriegszeit. Gleich der erste Auftrag durch die öffentliche Hand machte die beiden Architekten bekannt. Vor dem Hintergrund der Massenarbeitslosigkeit sollte für die erforderlichen administrativen Maßnahmen das erste Arbeitsamt Österreichs in Wien 16 entstehen. Der breit gelagerte Bau (Wien 16, Herbstraße 6-10 / Ludo-Hartmann-Platz 13, erb. 1925/26; nicht erhalten) wurde in den damals aktuellen Formen der Neuen Sachlichkeit ausgeführt. Besonderer Wert wurde auf die Organisation der Innenräume gelegt, um einen reibungslosen Ablauf der administrativen Tätigkeiten trotz größerer Menschenansammlungen zu garantieren. Als prinzipielles Vorbild dürfte hierbei das Dessauer Arbeitsamt von Walter Gropius gedient haben (Österreich. Architektur im 20.Jh., S.156). Um aufkommende Tristesse beim Aufsuchen des Arbeitsamts zu vermeiden, widmeten Kastinger und Stiegholzer auch der Durchlüftung und Belichtung der großzügig angelegten Räumlichkeiten besondere Aufmerksamkeit.

Das Ensemble der Ende der 1929–31 errichteten ehemaligen Arbeitsämter für Metall- und Holzindustrie (Wien 5, Siebenbrunnenfeldgasse 20 / Embelgasse 2-4 und 6-8 / Obere Amtshausgasse 1-3 und 5-7) erzielt eine blockhaft monumentale Wirkung. Die ebenfalls in Skelettbauweise in Eisenbeton mit ausgefachtem Mauerwerk errichteten Bauten unterscheiden sich in ihrer Gesamterscheinung durch die Gestaltung ihrer Fassaden bewusst voneinander. Charakteristikum der Fassaden des freistehenden Arbeitsamts für Metallindustrie sind lamellenartige Betonpfeiler mit dazwischen tief liegenden Fenstern; stilistisch ist der Bau schon den 30er Jahren zuzuordnen. Das stilistisch zu den 20er Jahren zählende Arbeitsamt für Holzindustrie ist hingegen an einen Wohnblock angefügt. Die Fassade wird durch über die Gebäudeecke geführte Fensterbänder horizontal betont.

Kastinger und Stiegholzer waren aber auch auf dem Gebiet des Wohnbaus erfolgreich tätig. Der letzte vor dem Tode Kastingers entstandene Wohnhausbau wurde durch den Assanierungsfonds finanziert (Wien 7, Lerchenfelder Straße 81; 85-89) und ebenfalls in etlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. In dem sachlich und funktional ausgeführten Bauwerk wiesen die Wohnungen für Klein- bzw. Mittelfamilien einen sehr hohen sanitären Standard auf.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
mit Hermann Stiegholzer
1930-1931WHA d.Gem.Wien, Wien 5, Obere Amtshausgasse 9-13 / Fendigasse 19-21 / Embelgasse 10-12
1930-1932Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 9, Alserbachstraße 15 / Thurygasse 4
um 1932Sommerhaus, Sulz-Stangau, NÖ
1934Stadtrandsiedlung, Breitenlee II, Wien 22, Ziegelhofstraße/Spargelfeldstraße/Rautenweg/Breitenleer Straße
1934Miethaus, Wien 9, Rummelhardtgasse 3
1936-1937Wohn- u. Geschäftshäuser, Wien 7, Lerchenfelder Straße 81 und 85-89 / Badhausgasse 4 und 8-12

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
mit Hermann Stiegholzer
1925-1926Arbeitsamt für das Baugewerbe, Wien 16, Herbststraße 6-10 / Ludo-Hartmann-Platz 13 (Abbruch 1973)
1929-1931Ehemalige Arbeitsämter für Metall- und Holzindustrie, Wien 5, Siebenbrunnenfeldgasse 20 / Embelgasse 2-4 und 6-8 / Obere Amtshausgasse 1-3 und 5-7 (heute als Wohn- und Bürohaus adaptiert)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
mit Hermann Stiegholzer
1930-1931Umbau des Wiener Neustädter Brauhofes, Wiener Neustadt, NÖ

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
mit Hermann Stiegholzer
1925-1926Arbeitsamt für das Baugewerbe, Wien 16, Herbststraße 6-10/Ludo-Hartmann-Platz 13 (Abbruch 1973)
1929-1931Ehemalige Arbeitsämter für Metall- und Holzindustrie, Wien 5, Siebenbrunnenfeldgasse 20/Embelgasse 2-4 und 6-8/Obere Amtshausgasse 1-3 und 5-7
1930-1931Wiener Neustädter Brauhof, Wiener Neustadt, NÖ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
mit Hermann Stiegholzer
1923Bahnhofumbau Linz (Wettbewerb)
1929Umbau der Augartenbrücke, Donaukanal, Wien (Wettbewerb; mit F. Bleich)
1935Dollfuß-Nationaldenkmal auf dem Ballhausplatz, Wien 1 (Wettbewerb)
1936Stätte für Auto-, Rad- und Pferdesport in Wien, XI.Olympiade Berlin (Wettbewerb 3.Preis)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Stiegholzer und H. Kastinger: Das neue Arbeitsamt für das Baugewerbe in Wien. In: Österreichische
Bauzeitung 3.1927, S.727ff, Abb.ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Adler (Parte); Archiv der ABK; Materialien des ÖBL; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung, fragment. Todesfallsaufnahme, Totenbeschaubefund); Matrikenarchiv der evang. Stadtpfarre AB Wien 1
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Nachruf (Notiz), in: Neue Freie Presse, Morgenblatt 11. August 1937, S.6
A. Becker u.a. (Hrsg.): Architektur im 20.Jahrhundert: Österreich. (Ausst.Kat.), München-New York 1995
B. Grimschitz: Die Bauten der Arbeitsämter für die Metall- und Holzindustrie in Wien von Hermann Stiegholzer und Herbert Kastinger. In: Die Bau und Werkkunst 7.1930/31, S.101ff, Abb.ff
A. H.: Assanierungsbau Lerchenfelder Straße – Arch. Hermann Stiegholzer und Herbert Kastinger. In: Österreichische Kunst 8.1937, H.2, S.27, Abb.
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
O. Kapfinger: Kurze Blüte, schäbiges Ende. Bauten der Wiener Moderne im Ausgedinge. In: Die Presse, 20./21. August 1988, Spectrum – Im Zeichen der Zeit, V
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923-1934, Ausstrahlungen. (Ausst.Kat.) Wien 1978
H. Neubacher, S.S. (= Stephan Simony): Die dritte Randsiedlungsaktion der Stadt Wien. In: profil 2.1934, S.273 ff; Abb.589f (Anlage II. Baustelle Breitenleer Straße)
Neue freie Presse. 11.8.1937 (kurzer Nachruf)
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
S.S. (= Stephan Simony): Assanierungsbauten in Wien. In: profil 3.1935, S.300 ff; Abb.518ff (Wien 7, Lerchenfelder Straße)
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
R. Schuhmann: Der Umbau der Augartenbrücke über den Donaukanal in Wien. In: ZÖIAV 83.1931, S.369ff, Abb.
L. W.: Arbeitsämter in Wien. Architekten Hermann Stiegholzer und Herbert Kastinger, Wien. In: Bauwelt
23.1932, H.23, Kunstdruckbeilage S.1f
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
A. Weiser: Das „Arbeitsamt für das Baugewerbe“. Architekten Hermann Stiegholzer und Herbert Kastinger. In: Österreichs Bau- und Werkkunst 3.1926/27, S.283ff
Der Wiener Assanierungsfonds. In: Wien im Aufbau. Teil 12, Wien 1937, S.12f (Wien 7, Lerchenfelder Straße 81 und 85-89)

HINWEISE AUF WERKE:
Die Bau- und Werkkunst
7.1930/31, S.305ff, Abb.ff (Umbau des Wiener-Neustädter Brauhofes)
8.1932, S.48ff, Abb.ff (Wohnhausbau mit Geschäftslokalen, Wien 9, Alserbachstraße 15, Thurygasse 4) / S.129 (Sommerhaus Sulz-Stangau)

Der Baumeister
1.1934, Folge 8, S.4 (Beispiel der Anlage einer Dorfsiedlung; mit H. Stiegholzer)

Österreichische Kunst
3.1932, H.11, S.29 (Arbeitsamt der Metallindustrie, Wien 5; Wohnhaus)
4.1933, H.7, S.26f (Wohnhaus Wien 9, Alserbachstraße)

Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege
50.1996, S.481 (Ehemal. Arbeitsämter für die Metall- bzw. Holzindustrie Wien 5, Embelgasse 2-8)

profil
3.1935, H.6, S.305ff, Abb.533ff ; o.Text (Siedlung in Breitenlee)
4.1936, H.9, S.401 (Österreich siegt in Berlin. Kunstolympiade 1936; Bronzene Medaille mit H. Stiegholzer)

Der Werker. Österreichische Blätter für technische Volksbildung
1936, Nr.13, erstes Augustheft, S.2 (Entwurf zum Ausbau einer Stätte für Auto-, Rad- und Pferdesport in Wien)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
E. Kamper: Lexikon der 12.000 Olympioniken. Graz 1975
Weihsmann 05
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Anmerkungen
bei Weihsmann 05 Geburtsdatum fälchlicherweise mit 05.08.1938 angegeben
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 14.12.2007
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