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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 18.09.1905 - † 20.04.1965 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Mariazell, Stmk. | Land: Österreich | Titel: Baurat, Prof. | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Alois K., Versicherungsbeamter
| Mutter: Maria, geb. Klein
| Ehe (1934) mit Josepha Nüttgen
| Kinder: Ingeborg Maria (*1935), Pedro (*1939) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Bürgerschule (heute Hauptschule)
| o.J. | private Baufachschule
| 1925 | Reifeprüfung an der Technisch-gewerblichen Bundeslehranstalt (Abteilung für Hoch-und Tiefbau)
| 1928 | Abschluss an der Akademie der bildenden Künste Wien (bei Peter Behrens), 2.Diplomprüfung
| 1928-1932 | Studienreisen nach Deutschland, Holland, Belgien, England, Frankreich, Schweiz und Ungarn |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1928-1931 | Berufung nach Köln an die Kölner Werkschulen zu Dominikus Böhm
| 1931-1932 | Architekt in London
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1932 Rückkehr nach Wien
| um 1933 | Architekt des Erzbischöflichen Ordinariats Wien und des Stiftes Klosterneuburg, NÖ
| 1936 | Assistent an der Bundesgewerbeschule in Mödling, NÖ
| 1937 | Befugnis zum Zivilarchitekten
| 1937-1938 | Lehrer an der Bundesgewerbeschule Wien
| 1940-1949 | Aufenthalt in Spanien
| 1949 | ab Herbst Lehrer an der Bundesgewerbeschule Mödling, NÖ
| 1951 | neuerliche Befugnis zum Zivilarchitekt (von 1939-1950 ruhend)
| 1952 | Lehrer an der Staatsgewerbeschule Wien |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1928 | Rompreis
| 1955 | Berufung in den Baubeirat der Erzdiözese Wien
| 1957 | Komturkreuz des Gregorius-Orden
| 1957 | Ritter des Ordens vom Hl.Grab in Jerusalem
| 1961 | Baurat h.c.
| 1961 | Goldene Ehrenmedaille des Künstlerhauses |
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Mitgliedschaften
| ab 1934 | Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
| ab 1934 | Präsident der Österreichischen Gesellschaft für christliche Kunst und im Ausschuß der Gesellschaft zur Förderung österreichischer Kunst im Ausland |
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Vita
| Robert Kramreiter besuchte nach Schulabschluss zunächst ein Jahr eine private Baufachschule. Er beschritt dann aber doch den fundierteren Ausbildungsweg und absolvierte die Staatsgewerbeschule in Wien. Im Anschluss daran setzte er seine Studien an der Akademie der bildenden Künste (Meisterklasse Peter Behrens) fort, schloss sie mit der Diplomprüfung ab und erhielt aufgrund dieser ausgezeichneten Arbeit den Rompreis zugesprochen. Parallel zu dieser Ausbildung hatte er das Maurerhandwerk vollkommen erlernt (er wurde freigesprochen und erhielt das Maurerzeugnis), arbeitete praktisch im Zimmerei-Handwerk, war Bauleiter bei Ausstellungsbauten und zuletzt auch als Ausstellungstechniker in Wien tätig. Es folgte eine Berufung als Chefarchitekt und Assistent zu Dominikus Böhm an die Kölner Werkschulen. Nach drei dort verbrachten Jahre erhielt er die Einladung eines Architekten nach London, kehrte ein Jahr später nach Wien zurück, um hier als freischaffender Architekt zu arbeiten. Es war ihm möglich, in diesen Jahren auch ausgedehnte Studienreisen zu unternehmen.
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| Seine erste größere Arbeit in Wien, der – allerdings nicht realisierte – Wettbewerbsentwurf für die Ignaz Seipel-Gedächtniskirche, war für ihn sehr erfolgreich, denn sie öffnete ihm den Weg zu einem gefragten Kirchenbauer. In dem Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch fand Kramreiter einen Partner, der ihn dabei unterstützte, die neuen Überlegungen zum modernen Kirchenbau, die er in Köln kennengelernt hatte, auch in Österreich umzusetzen. Das gemeinsame Werk „Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie“ gibt davon Zeugnis. Kramreiter wurde Architekt des Erzbischöflichen Ordinariats in Wien und des Stiftes Klosterneuburg, wodurch er die Möglichkeit hatte, bedeutende Bauaufgaben zu verwirklichen.
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| Architekt Kramreiter war bestrebt, seine Erfahrung und Kenntnisse auch im Lehrberuf – an der Bundesgewerbeschule Mödling und der Staatsgewerbeschule in Wien – weiterzugeben, doch musste er ihn nach zwei Jahren, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgeben. Er verlegte in der Folge seinen Wohnsitz nach Spanien, wo er erfolgreich viele Bauten für Behörden, die Großindustrie und Private errichtete. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1949 konnte er die Lehrtätigkeit wieder aufnehmen. |
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Stellenwert
| Maßgeblich bestimmend für Kramreiters Schaffen im modernen Kirchenbau war seine mehrjährige Zusammenarbeit mit Dominikus Böhm, der im katholischen Kirchenbau in Deutschland bahnbrechend tätig war. In den 20er Jahren des 20.Jh.s wurden Forderungen nach einer liturgischen Erneuerung laut, bei denen dem Messopfer als Mittelpunkt des christlichen Kultes und der aktiven Teilnahme der Gläubigen an der christlichen Liturgie besondere Bedeutung beigemessen wurde. Der Altar sollte der geistige und räumliche Mittelpunkt im Gemeinschaftsraum Kirche sein und der Gottesdienstbesucher sich als Teil der Gemeinschaft empfinden. Kramreiter griff die Raumgedanken Böhms auf, den Kirchenraum von der Aufstellung des Altares aus zu gestalten. In seinem Werk über Kirchenkunst („Neue Kirchenkunst im Geiste der Liturgie“) stellte er die Idealanlage einer Kirche vor und versuchte in seinen ausgeführten Bauten, diesem Ideal so nahe zu kommen, wie es die jeweiligen Gegebenheiten zuließen.
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| Die Baugestalt einer Kirche soll in ihrem Umfeld als etwas Bestimmtes und Wichtiges wahrgenommen werden. Kramreiters Bauten sind klar und übersichtlich aus Kuben und Zylindern geformt, sie wirken monumental. Eine Abgeschlossenheit nach außen verleiht ihnen den Ausdruck des Sakralen, den die von der Gotik inspirierten Fensterformen unterstützen. Der Portalbau der Friedenskirche der Pallottiner in der Quellenstraße, Wien-Favoriten hat wuchtige Pylonen, die etwas vorgezogen einen erhöhten Vorplatz umfassen, von dem aus das dreischiffige Innere zu betreten ist. Dieses gliedert sich basilikal in Mittelschiff und niedrige Seitenschiffe, die jedoch stützenlos die ungehinderte Sicht zum Altar gewährleisten. Immer ist in seinen Kirchen, seien sie Rechteck- oder Rundbauten, der Altarbereich breit und offen angelegt und in seinem Zentrum, durch einige Stufen erhöht, der Altartisch situiert. Dort steht der Priester mit dem Gesicht zur Gemeinde, kein Nebenaltar oder Andachtsbild sollte die Verbundenheit zu den Gläubigen stören. Die Fenster sind so angeordnet, dass sich die Lichtfülle zum Altar hin steigert eine Lichtführung, die Kramreiter bei Dominikus Böhms Bauten kennengelernt hatte, wie auch eine ganz in Pfeiler aufgelöste und verglaste Apsis, die man in der Kirche in Kledering oder bei der Taufkapelle in Pernitz wiederfindet. Die Taufkapellen sind bei ihm im Sinne eines Baptisteriums stets rund oder halbrund gestaltet und außen am Kirchenbau angebaut. Meist liegen sie nahe dem Eingang und sind sowohl von außen zu betreten, wie sie auch die direkte Verbindung zum Kirchenraum haben (Gedanke: der Weg in die Kirche führt über die Taufe).
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| Die Kirchenbauten passen sich auch dem städtebaulichen Ambiente an, denn die Eingangsfront der Pallottiner Pfarrkirche, Königin des Friedens, reagiert deutlich auf die Formensprache der angrenzenden Wohnbauten der Gemeinde Wien. Die Floridsdorfer Pfarrkirche zum hl. Joseph dagegen (Auftraggeber Stift Klosterneuburg) beherrscht die gesamte große Anlage des Pius Parsch-Platzes, ihr Turm überragt alle angrenzenden Bauten und dient weithin als Wahrzeichen. Auch der kubische Bau einer schlichten Saalkirche mit Dachreiter für die Siedlerkirche am Bruckhaufen ebenfalls in Wien-Floridsdorf ist auf sein Umfeld abgestimmt. Kramreiter nutzte für seine Bauten vielfach die Möglichkeiten, die die technischen Werkstoffe Beton und Stahlbeton boten, von den Wölbungen der Decken bis hin zum Maßwerk der Fenster. Er nahm auch auf praktische und ökonomische Bedürfnisse Rücksicht, so ist bei dem Kirchenbau für die Salesianer Don Bosco-Kirche in Wien-Landstraße der fünfzig Meter hohe Kirchturm bis zum 13. Stockwerk als Jugendherberge mit Schlaf- und Waschräumen sowie einer Küche ausgebaut. In seinen Arbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg führte Kramreiter die früher entwickelten Ideen eines modernen Kirchenbaus weiter.
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| Kramreiter entwarf auch die Innenausstattung seiner Kirchen, wie Glasfenster |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1955 | WHA d. Gem. Wien, Wien 18, Czartoryskigasse 62-68 (mit Franz Gomsi und Adolf Schubert)
| 1956 | Dachausbau und Innenumbau der Spanischen Botschaft, Wien 4, Theresianumgasse 21
| 1956 | Wiederaufbau und Aufstockung des Palais Palffy, Wien 1, Josefsplatz 6
| 1956-1958 | Wohnhaus, Wien 1, Dorotheergasse 20-24 (anstelle eines zerstörten Traktes des Palais Palffy) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1933 | Dorfkirche in Kledering, Klederingerstraße 61, NÖ
| 1933 | Pfarrkirche Dreimal wunderbare Mutter Gottes, Wien 10, Buchengasse 108 (mit Leo Schmoll)
| 1934-1935 | Friedenskirche Pfarrkirche Maria, Königin des Friedens, Wien 10, Quellenstraße 197 (mit Leo Schmoll)
| 1935 | Kapellenumbau im Salesianum Don Bosco, Wien 3, Hagenmüllergasse 31
| 1936-1938 | Floridsdorfer Pfarrkirche hl. Josef, Wien 21, Pius-Parsch-Platz 3
| 1936 | Kirche Pernitz, NÖ, außerhalb des Ortes gelegen
| um 1936 | Kirche in Edlach a.d. Rax, NÖ
| 1937 | Bruckhaufener Pfarrkirche hl. Elisabeth, Wien 21, Kugelfanggasse 29-31
| um 1937 | Kirche auf der Hohen Wand, NÖ
| 1953-1955 | Liesinger Pfarrkirche Maria, Mutter der göttlichen Gnade, Wien 23, Färbermühlgasse bei Nr.6
| 1954-1958 | Don Bosco-Kirche (Neuerdberger Pfarrkirche) Wien 3, Hagenmüllergasse 31 / Lechnerstraße 12
| 1956-1958 | Pfarrkirche Maria Lourdes, Wien 12, Tivoligasse 20 / Haschkagasse 5
| 1959-1960 | Kapelle Königin der Apostel im Pallottihaus, Wien 13, Auhofstraße 10
| 1963 | Erweiterungsbau des Seminars und Gymnasiums der Erzdiözese Wien, Sachsenbrunn 52, bei Kirchberg a. Wechsel, NÖ |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1933 | Österreichischer Pavillon in Venedig (mit Josef Hoffmann) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1934 | österr. Abteilung auf der Mostra d’arte sacra in Rom
| 1935 | Gestaltung der österr. religiösen Abteilung bei Ausstellung in Budapest, H
| 1936 | Glasfester der St. Gertrudskirche, Klosterneuburg, Leopoldstraße 31-33
| 1936 | Sessio der Grinzinger Pfarrkirche hl. Kreuz, Wien 19, Himmelstraße bei Nr. 25
| 1936-1938 | Bodenmosaik mit Christigramm und Fischen in Floridsdorfer Pfarrkirche hl. Josef, Wien 21, Pius-Parsch-Platz 3,
| 1953-1955 | Kunststeinaltar mit Tabernakel aus Glasflusssteinen in Liesinger Pfarrkirche Maria, Mutter der göttlichen Gnade, Wien 23, Färbermühlgasse bei Nr.6
| 1954-1955 | Umgestaltung der Kapelle in der Schule der Christlichen Schulbrüder, Wien 18, Schopenhauerstraße 44-46 (1964 nochmalige Umgestaltung)
| 1959-1960 | Betonglasfenster (mit Hans Zeiler) in Kapelle Königin der Apostel im Pallottihaus, Wien 13, Auhofstraße 10 |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1932 | Ignaz Seipel-Gedächtniskirche (Wettbewerb, 1.Rang)
| o.J. | Österreichisches Nationaldenkmal in Schönbrunn-Fasangarten, der begonnene Bau wurde 1938 abgetragen
| o.J. | Vergrößerung der Matzleinsdorfer Pfarrkirche
| o.J. | Vergrößerung der Kirche am Semmering |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| P. Parsch und R. Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie, Wien/Klosterneuburg 1939
| R. Kramreiter: Naturstein im Kirchenbau. In: Der Bau, 14.1959, H.3, S.148f, Abb.
| R. Kramreiter: Die Schottengruft in Wien. Wien 1962
| R. Kramreiter: Sachsenbrunn, Seminar der Erzdiözese. Wien 1965 | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Achleitner-Archiv; Archiv des KAIK; Privatarchiv Dr. Norbert Rodt |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Achleitner: Wiener Architektur. Wien u.a. 1996
| W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
| A. Becker / D. Steiner / W. Wang (Hrsg.): Architektur im 20.Jh: Österreich. (Ausst.Kat.), München/New
| York 1995
| Festschrift zur 50 Jahr-Feier der Techn.gew. Bundeslehranstalt Wien 1, 1880-1930. Wien 1930
| ÖKT 41: G. Hajos: Die Kirchen des III. Bezirks. Wien 1974
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980.
| H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
| G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000 | HINWEISE AUF WERKE:
| Alte und moderne Kunst
| 4.1959, H.3, S.2ff (Don Bosco-Kirche, Wien 3)
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| Moderne Bauformen
| 35.1936, S.156ff (Bergkirche auf der Hohen Wand)
| 38.1939, S.146ff (kath. Kirche in Pernitz) / S. 253 (Wegkapelle in Rodaun)
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| Offenes Wort
| 9. Juli 1935, S.2 (Don Bosco-Kirche, Wien 3)
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| profil
| 2.1934, H.3, S.76f (Österreichs Pavillon in Venedig. Erledigung der Vorarbeiten und gemeinsame Ausführung
| des von Josef Hoffmann eingesandten Entwurfs)
| 4.1936, H.7, S.298f, Abb.462ff (Die Friedenskirche in Wien) / S.335, Abb.467 (Österreichische Gesellschaft für christl. Kunst; Raumgestaltung) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio 1; Dehio 2; Dehio 3 | LEXIKA:
| Czeike; Vollmer
| P. Emödi: Wer ist Wer. Lexikon österreichischer Zeitgenossen. Wien 1937 |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Jutta Brandstetter | Eingegeben am: 01.11.2005 | Zuletzt geändert: 12.06.2007 |
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