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Moritz Leopold Kramsall

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.10.1860 - † 10.11.1938
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Hofrat
weitere Namen: Kramsal
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Karl K; Privatier
Ehe mit Emilie K. (+ 1936)
Kinder: Hilde; Vera; Herbert
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Oberrealschule
1878-1883Technische Hochschule Wien (Bauschule, u.a. Ferstel, König)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Bauinspicient bei der Dikasterial-Gebäude-Direktion Wien
1894Ingenieur bei der Dikasterial-Gebäude-Direktion Wien
1900Ober-Ingenieur bei der Dikasterial-Gebäude-Direktion Wien
1908Baurat im Ministerium für öffentliche Arbeiten Wien
1918Oberbaurat in der NÖ Landesregierung
um 1932Hofrat im Ruhestand
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Auszeichnungen und Ämter
1901Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone (wegen Mitwirkung bei dem Neubau der Amtsgebäude nächst dem Hauptzollamt ?)
1904Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens (wegen erfolgreicher Mitwirkung beim Bau des Wiener Polizeigefangenenhauses)
1908Baurat
1918Oberbaurat
um 1926Hofrat
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Vita
Moritz Kramsall, Jahrgang 1860, war der Sohn eines Privatiers und besuchte bis 1882/83 die Technische Hochschule Wien. Vor 1900 trat er in den Dienst der Dikasterialgebäude-Direktion in Wien als Ingenieur ein, wechselte um 1908 als Baurat in das Ministerium für öffentliche Arbeiten und beschloss seine Karriere als Hofrat in der niederösterreichischen Landesregierung.

Hauptsächlich wurde Kramsall bei der Errichtung von Verwaltungsgebäuden in Wien, die in den Justizbereich fielen, als Bauleiter eingesetzt. Meist wurde ihm der junge Architekt Alfred Keller vom Stadtbauamt für die architektonische Bearbeitung zur Seite gestellt. Nur für die Erbauung des Bezirksgerichts Favoriten, Wien 10, Angeligasse 33-35 / Suchenwirtplatz / Muhrengasse 45-49 / Hardtmuthgasse 42, erb. 1913-1914, war Kramsall alleine verantwortlich. Für seine Verdienste wurde Kramsall auch zweimal ausgezeichnet.

Der Architekt starb im Alter von 78 Jahren; er wurde am Hietzinger Friedhof begraben.
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Stellenwert
Im Auftrag des Ministeriums des Inneren erstellten Baurat Karl Holzer, Oberingenieur Moritz Kramsall und der zugeteilte Ingenieursadjunkt Alfred Keller als Beamte der Dikasterial-Gebäudedirektion zunächst Pläne für das neue Polizeigebäude in Wien 9, Roßauer Lände, die im Hochbau-Departement des Ministerium des Inneren von Emil Förster noch einer Überarbeitung unterzogen wurden. In der Folge wurde den drei Beamten der Dikasterial-Gebäudedirektion auch die Bauleitung übertragen. Die Massengliederung des neuen Polizeigebäudes (erb.1901-1904) ist noch als historistisch einzustufen; die dekorativen Formen standen aber bereits unter dem Einfluss der Secession.

Das Gerichtsgebäude für die niederösterreichische Statthalterei in der Riemergasse 7, Wien 1, entstand ebenfalls unter der Bauleitung von Moritz Kramsall, der hinsichtlich der architektonischen Anforderungen wieder Unterstützung von Alfred Keller erhielt. Der geometrische Metallnietendekor in der Oberzone des Gebäudes erinnert an die Schule Otto Wagners. Das Bezirksgericht Wien-Margarethen, Wien 5, Mittersteig 25, erb. 1908-1912, hebt sich hingegen deutlich vom ärarischen Amtsstil ab. Die Hinwendung zum historisierenden Heimatstil, die sich zum Beispiel durch die Verwendung von Dachhäuschen und Krüppelwalmformen äußerte, war vor allem auf den Einfluss von Alfred Keller zurückzuführen.

Das Bezirksgericht Wien-Favoriten, Wien 10, Suchenwirtplatz, erb. 1913/14, entstand nach den alleinigen Entwürfen von Moritz Kramsall. Der asymmetrisch angelegte Monumentalbau wurde in historisierenden barock-klassizistischen Formen mit secessionistischen Details ausgeführt. Amtsgebäude und Justizanstalt sind durch die verschiedenen Stockwerkhöhen sowie durch eine differenzierte Behandlung der Fassaden genau voneinander abgesetzt. Es ist jedoch schwer abschätzbar, wie weit Kramsall durch ministeriale Vorgaben eingeschränkt war.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1901-1904Polizeigebäude, Wien 9, Berggasse 41-43 / Roßauer Lände 5-9 (Erstellung der Pläne und Bauleitung: Karl Holzer, Moritz Kramsall, Alfred Keller; Überarbeitung der Pläne von Emil Förster)
1906-1908Gerichtsgebäude für die Niederösterreichische Statthalterei, Wien 1, Riemergasse 7/ Jakobergasse 1 / Zedlitzgasse 2 (Entw. mit Alfred Keller, 1912-2003 Sitz des Handels- und Bezirksgerichtes Innere Stadt)
1908-1912Bezirksgericht Margareten, Wien 5, Mittersteig 25 / Siebenbrunnengasse 1 (mit Alfred Keller)
1913-1914Bezirksgericht und Justizanstalt Wien 10, Angeligasse 33-35 / Suchenwirtplatz / Muhrengasse 45-49 / Hardtmuthgasse 42
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.4,
Wiesbaden 1972
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
Th. Schreier: Das neue Polizei-Gebäude in Wien. In: ZÖIAV 56.1904, S.1f, T.1f
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien 1970

HINWEISE AUF WERKE:
ABZ (Allgemeine Bauzeitung)
78.1913, S. 113ff, T.69-76 (Das neue Gerichtsgebäude Wien 1, Riemergasse 7)

Der Architekt
11.1905,S.13ff, Fig.ff, T.21-24 (Das neue Polizeigebäude, ehemals Wien 12; heute Wien 9, Berggasse 41-43 / Roßauer Lände 5-9)
14.1908, S.127f (Handelsgericht Wien 1, Riemergasse 7)

BT (Der Bautechniker)
22.1902, S.877 (Bau eines Polizei-Gefangenenhauses)
31.1911, S.487ff, T.21 (Amtsgebäude für das Bezirksgericht Wien-Margarethen)

Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst
16.1910, S.169ff, T.17ff (Amtsgebäude für das Bezirksgericht Wien-Margarethen)
21.1915, S.607-611, T.71ff (Amtsgebäude für das Bezirksgericht Wien 10, Suchenwirtplatz)

WBIZ (Wiener Bauindustrie-Zeitung)
22.1904/05, S.191ff; S.194; S.197ff; S.200; S.203f; S.211f; S.213ff; T.51-57 (Das neue Polizeigebäude, ehemals Wien 12, Elisabethpromenade; heute Wien 9, Berggasse 41-43 / Roßauer Lände 5-9)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
Czeike
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Anmerkungen
divergierende Geburtsdaten:
TUWA: 12.10.1860; WStLA (Verlassenschaftsakt): 21.10.1860
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 29.04.2008
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