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Das heute bekannte Œuvre des Architekten Emil Krause umfasst die kurze Zeitspanne von 1921-1927. In diesem Zeitraum war Krause als beamteter Architekt des Wiener Magistrats für die Planung von Genossenschaftssiedlungen im 12. und 13.Wiener Gemeindebezirk zuständig.
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Diese Genossenschaften waren durch die Bemühungen der Gemeinde Wien nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Es sollte damit die illegale und unkontrollierbare Siedlungstätigkeit unterbunden werden, die sich, bedingt durch die Hungersnot während der letzten Kriegsjahre, im Umfeld von Wien ausgebreitet hatte. Von dem um 1921 gegründeten Wiener Siedlungsamt erhielten die Genossenschaften unter anderem den Baugrund zugewiesen.
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Bei den von Krause mitgeplanten und auch selbständig entworfenen Siedlungen handelte es sich durchwegs um Selbstversorgersiedlungen, die sich meist am Vorbild englischer Gartenstädte orientierten. Auftraggeber war in jedem Fall die älteste und größte Genossenschaft der Wiener Siedlerbewegung: „Die Gemeinnützige Kleingarten- und Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf-Hetzendorf“. Die Siedler mussten neben der Zurückbezahlung des Kredits beim Bau der Häuser im Schnitt ca. 2000 Arbeitsstunden selbst erbringen.
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Während Krause bei der Anlage einer der größten Wiener Siedlungen (Wien 12, Siedlung Rosenhügel; 1921/27) zunächst als Mitarbeiter des Stadtbaubeamten Hugo Mayers neben der Planung von Einzelhaustypen nur einige Gassenzüge entwarf, konzipierte er die „Künstlersiedlung“ (Wien 13, Griepenkerlgasse 15-33/ Riedelgasse 16-42 / Rußweg 2-22; 1922/24) selbständig. Mit nur 24 in Vor- und Hauptgarten eingebetteten Wohnungen war es das kleinste Bauvorhaben der Siedlungsgenossenschaft. Die vor allem für freiberufliche Künstler aller Sparten geplante Siedlung wurde aufwendiger gestaltet. Die Fassaden der zweigeschossigen Reihenhausverbauung weisen geschwungene Portalverdachungen, zarte Kanterker, Balkon- und Loggienbauten und große Atelierfenster mit Sprossen auf. In der Dachzone finden sich teilweise ausgebaute Walmdächer mit Zwerchgiebeln.
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Bei der Planung der Siedlung Lainz-Speising (= Hermeswiese II; Wien 13, Trabert- und Dvorakgasse; 1923/24) arbeitete Krause mit dem ebenfalls dem Wiener Siedlungsamt zugeteilten Stadtbaubeamten Heinrich Schlöss zusammen. Für die zweigeschossigen Häuser mit Vorstadtcharakter wurden vier Grundrisstypen entworfen, die durch schmale Vorgärten von der Straße abgesetzt waren. Die eher einfachen Fassaden wurden mit Hilfe von entweder geschwungenen Portalverdachungen oder farbigen Giebelputzfeldern über den Eingangstüren, horizontalen Gesimsstreifen und Flacherkern gegliedert.
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Nach 1927 sind keine weiteren Bauten von Emil Krause bekannt. |
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