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Josef Ludwig

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 23.04.1871 - † 17.10.1933
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing., Oberbaurat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Fabriksleiter
Ehe (1902) mit Berta L.
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1891Abschluß Staatsgewerbeschule, Wien
1892-1895Akademie der bildenden Künste Wien (bei Carl v.Hasenauer, das letzte Jahr bei Otto Wagner)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1907provisorisch aufgenommen bei Gemeinde Wien: Architektur f. Hochbau
1907Baumeisterkonzession
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Vita
Josef Ludwig, in Wien geboren, wuchs in einem bürgerlichen Milieu auf. Sein Vater, der eine Fabrik im 5. Gemeindebezirk leitete, hatte die Mittel, ihm die erwünschte Ausbildung zum Architekten zu ermöglichen. Josef Ludwig besuchte nach Absolvierung der Staatsgewerbeschule die Akademie, um seine Ausbildung im künstlerischen Sinne zu vervollkommnen. Die ersten Jahre studierte er in der Meisterklasse Carl v. Hasenauers, sein letztes Jahr an der Akademie in der Klasse bei Otto Wagner.

Es gibt keine Informationen, in welchem Atelier oder Baumeisterbetrieb Josef Ludwig praktisch zu arbeiten begann. Doch bereits 1898, 3 Jahre nach Abschluss seines Studiums, war er als entwerfender Architekt selbständig tätig und errichtete seine ersten Bauten. Bis 1904 war er laufend beschäftigt. Die Gründe, die ihn veranlassten, nicht mehr als selbständiger Architekt zu arbeiten, sind nicht bekannt. Josef Ludwig wechselte in das Stadtbauamt über und zwar in die Abteilung Architektur für Hochbau.

Seine Tätigkeit im Wr. Stadtbauamt ist schwer fassbar, da bei Projekten des Stadtbauamtes die Mitarbeiter nur selten namentlich auftraten. 1907 erhielt Ludwig die Baumeisterkonzession und nahm an einigen internen Wettbewerben erfolgreich teil. Es wird berichtet, dass er zu den Spitzenarchitekten des Stadtbauamtes gehörte und 1920 am Beginn des Wohnbauprogramms der Gemeinde Wien eine der führenden Positionen inne hatte.

Josef Ludwig starb im 63. Lebensjahr an Herzmuskelentzündung und ist am Döblinger Friedhof beerdigt.
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Stellenwert
Die Wohnhausbauten Josef Ludwigs sind sowohl Spiegelbild seiner Ausbildung an der Akademie, wie sie auch die Situation im Wiener Baugeschehen um die Jahrhundertwende reflektieren. Drei Jahre in der Meisterklasse Hasenauers und ein Jahr Ausbildung bei Otto Wagner hatten ihn nicht nur die Kenntnis einer auf der Tradition fußenden Bauweise vermittelt, sondern ihn auch mit den neuesten Ideen modernen Bauens konfrontiert. Josef Ludwig versuchte, in seine Bauten beides zu vereinen, und kam dabei zu einer sehr charakteristischen Formgebung, die seine Häuser fast unverwechselbar macht.

Seine Fassaden behielten das traditionelle historistische Gestaltungsschema bei. Die Beletage hebt eine reichere Fensterumrahmung mit verschiedenen Verdachungen hervor, die nach oben hin in der Ausstattung abnimmt. Für die Fensterumrahmung der oberen Geschoße wurden jedoch neue Dekorationselemente, z.B. Perlstäbe, eingesetzt. Auch die barocken oder klassizierenden Dekorformen wurden mit dem modernen, von der Secession geprägten Schmuck, wie Palmblätter und Frauenmasken, bereichert, die den rahmenden Lisenen appliziert sind. Überhaupt zeigt die Fassendekoration eine Tendenz, sich nach oben hin zu verdichten. Bemerkenswert, da es eine besondere Vorliebe Ludwigs wiederspiegelt, ist der reiche Einsatz von schmiedeeisernen Schmuckelementen, entweder als abgespreizte Konsolen, die das weit vorkragende Dach abstützen, oder als filigrane Gesimsbekrönungen. Ein besonderes Spezifikum sind bei ihm flache, vor die französischen Fenstertüren gesetzte, reich verzierte Gitter mit meist seitlich hochgezogenen Verzierungen, die der Wandbefestigung dienen. Alle Wohnbauten Ludwigs sind damit ausgestattet (18, Gentzgasse 7-9 und Währingerstrasse 170-170a).

Josef Ludwigs Bauten aus seiner kurzen, nur 6jährigen Selbständigkeit sind von einer außerordentlich homogenen Erscheinung. Sein Wirken im Wiener Stadtbauamt ist dagegen nur spärlich dokumentiert, doch weist der Entwurf für eine Wartehalle der Straßenbahn wieder deutlich auf das Vorbild Otto Wagners hin. Wie bei dessen Stadtbahn-Pavillon am Karlsplatz plante auch Ludwig, in die Eisenkonstruktion der Wartehalle dünne, mit Marmor belegte Platten als Wandfelder einzuhängen.

Der Name Ludwig sorgt immer wieder für Verwirrung bei der Zuschreibung, da in Wien zu dieser Zeit auch andere Architekten dieses Namens tätig waren. So erscheint es zumindest unsicher, ob ein Josef Ludwig zugeschriebener Wohnbau (19, Philippovichgasse 16) den selben Josef Ludwig meint. Auch wenn dieser Bau ebenfalls eine Vorliebe für Gitterbalkone zeigt und die vollkommen glatte Fassade lediglich der inzwischen modern gewordenen gestalterischen Auffassung entspricht ist es doch fraglich, ob er über 20 Jahre nach seinem Wechsel ins Stadtbauamt und im Alter von über 60 Jahren noch einmal selbständig tätig wurde.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1898-1899Miethaus, Wien 12, Längenfeldgasse 4 / Schönbrunnerstrasse 209
1899Miethäuser, Wien 18, Gentzgasse 7-9
1899-1901Miethaus “Johannes-Hof”, Wien 18, Währingerstrasse 170-170a
um1900Miethaus, Wien 18, Gentzgasse 86-88 (Fassade abgeschlagen)
um 1900Miethäuser, Wien 19, Döblinger Hauptstrasse 77 und 77a (Nr.77 Fassade teilw. bereinigt)
1904Miethäuser, Wien 6. Brückeng. 8-8a (Nr.8 Fassade abgeschlagen)
1930Miethaus, Wien 19, Phillipovichgasse 16

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1911Ausgestaltung d. Kobenzl und Volksrestaurants Krapfenwaldl, Wien 19 (als Mitarbeiter d. Stadtbauamtes, teils umgestaltet, teils nicht mehr vorhanden)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1907Verbauung der Spitzackergründe in Penzing (2.Preis bei Wettbewerb innerhalb der Architekten des Stadtbauamtes)
1909Neubau des Karolinen-Kinderspital (Wettbewerb, 3.Preis)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA; Archiv Baumeisterinnung;
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Festschrift zur 50 Jahrfeier der techn.gew.Bundeslehranstalt Wien 1880-1930, Wien 1930
O.A. Graf: Die vergessene Wagnerschule. Wien 1969
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk] Wien 1976
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
Neubauten in Österreich, Wien 1902
M. Pozzetto: Die Schule Otto Wagner: 1894-1912. München 1980

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
5.1899, S.18, T.27 (Wohnhaus i. Wien-Döbling)
6.1900, T.26 (Fassadendetail 12, Längenfeldgasse 4, fälschlich als Fassadendetail in Wien-Währing bezeichnet)
7.1901, T.91 (Miethauseingang Wien-Währing, Gentzgasse 7)

Architektonische Monatshefte
6.1900, T.80 (Details neuer Wr. Wohnhäuser)

Facaden und Details, Wien 1900
Bl.55 (Miethaus, Wien 19, Döblinger Hauptstr. 77)

WBIZ
26.1908/1909, S.205ff (Entwurf einer Wartehalle d. städt. Straßenbahnen in Wien)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1 ; Achl. III/2 ; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
M. Pozzetto gibt unrichtig Alois Ludwig als Bruder an
Dehio u. Achleitner geben bei 6, Brückeng. 8a fälschlich Alois Ludwig, Wr.Fassaden fälschlich einen L. Ludwig als Architekt an
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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