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Rudolf Nemetschke

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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.04.1864 - † 03.12.1940
Geschlecht: m
Geburtsort: Brno
damaliger Name: Brünn, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Ing. Oberbaurat
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Stadtoberingenieur
Familiäres Umfeld: Ehe mit Auguste Kunze (1866-1923)
Sohn: Alfred (1889-1977)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
bis 1890Techn.Hochschule Brünn
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1891Ing. Assistent der k.k. Nordwestbahn
o.J.Stadtbauamt der Stadt Wien
1901Befugnis zum behördlich autorisierten Bauingenieur
ab 1902Geschäftsführung des Bauunternehmens H. Rella & Co., Wien
1915Baumeisterkonzession
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Mitgliedschaften
o.J.Gründungsmitglied des Wiener Künstlerhauses
1891Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Rudolf Nemetschke wurde in Brünn / Brno, Tschechien geboren, wuchs dort auf und besuchte nach seiner Schulzeit die über einen ausgezeichneten Ruf verfügende Technische Hochschule in Brünn. Nach Abschluss seines Studiums fand er eine Stellung als Ingenieur-Assistent bei der k.k. Nordwestbahn, wechselte jedoch offensichtlich bald zum Stadtbauamt der Stadt Wien über. Während dieser Zeit seiner Tätigkeit hatte er Gelegenheit, auf den verschiedensten Gebieten, die die städtebauliche Entwicklung einer modernen Großstadt mit sich brachten, mitzuarbeiten. 1902 entschloss er sich, die Geschäftsführung der Baufirma Rella & Co. zu übernehmen, die sich unter seiner Leitung zu einem der führenden Großbauunternehmen entwickelte.

Nemetschke, der später auch Gesellschafter der Firma wurde, verstarb im 77. Lebensjahr in Wien und wurde auf dem Döblinger Friedhof beerdigt.
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Stellenwert
Die baukünstlerische Hand Rudolf Nemetschkes in einem Großbauunternehmen wie der Firma Rella &Co. auszumachen, erweist sich als sehr schwierig, war er doch vor allem mit der Projektierung von Industrieanlagen beschäftigt. Die Arbeitsbereiche des Unternehmens erstreckten sich neben dem Industriebau aber auch auf Brückenbauten, Eisenbahnanlagen, Ingenieurbauten im Straßenbau, wie Unter- und Überführungen bei der Eisenbahn, und auf die zu den Industrieanlagen gehörigen Arbeiterwohnhäuser. Die im Laufe der Zeit geänderten Ansprüche brachten es mit sich, dass vieles durch Zu- und Umbauten verändert, nicht mehr gebraucht und abgerissen wurde oder sonstwie verschwand.

Einen großen Anteil am Baugeschehen der Firma Rella & Co. nahm der Tiefbau, und hier insbesondere der Kanalbau, ein, der bevorzugt nach dem System der Tunnelierung durchführt wurde. Nemetschke war bereits beim Wiener Stadtbauamt mit dieser Bauaufgabe beschäftigt gewesen. Nun erlangte das Unternehmen darin eine führende Stellung und wurde mit dem Bau eines Großteils der Kanalisation in Wien und etlichen anderen Städten der Monarchie betraut. Vielleicht erfolgte auch der Bau eines Ausstellungs-Pavillons, der sich als ein in Riesendimensionen gehaltenes Kanalprofil darstellte und so in Art einer „architecture parlante“ auf die Tätigkeit des Unternehmens hinwies, auf Initiative Nemetschkes. Der Pavillon war aus Stampfbeton errichtet worden, denn im Umgang mit den neuen technischen Materialien fiel den Ingenieur- und Industriebauten eine wegweisende Rolle zu. Stampfbeton wurde auch bei den Wasserbehälteranlagen der Wiener Hochquellenwasserleitung eingesetzt. Kontakte aus Nemetschkes früherer Tätigkeit boten dem Unternehmen die Möglichkeit, an den großen Bauaufträgen der Gemeinde Wien teilzuhaben. Einige der Verteilungsanlagen der 2. Wiener Hochquellenleitung und des Rohrnetzes wurden von Rella errichtet, wobei die Firma für die technische Seite dieser Bauten verantwortlich war, während die an der Oberfläche sichtbare Gestaltung von Architekten des Wiener Stadtbauamts in teilweise sehr aufwendigen und repräsentativen Formen entworfen wurde.

Aber auch Nemetschke war imstande, technische Bauten mit einer anspruchvollen Gestaltung zu vereinen, die sich nach den ästhetischen Gepflogenheiten der Zeit richtete. Bei dem Elektrizitäts-Unterwerk (Wien 3, Grasberggasse 5) wählte er für die Außenerscheinung des Baues Formen, die mit hohen Bogenöffnungen, den an einen Lichtgaden erinnernden Fenstern darüber und den Strebepfeilern ähnlichen Eckverstärkungen an eine sakrale Halle denken lassen. Da nach F. Achleitner „der Industriebau im allgemeinen unter dem Druck der kulturellen Legitimation“ stand, fand gerade „bei Bauten für die Elektrizität nicht selten auch eine gewisse ,Sakralisierung‘“ statt. Innen wurde die Halle dagegen mit einer filigranen Konstruktion gedeckt, die eine großartige technische Leistung auf der Höhe der damaligen Zeit darstellt. Die Anwendung der neuesten technischen Errungenschaften für die verschiedenen Bauvorhaben war zur Selbstverständlichkeit geworden, und so wurden die Brückenbauten, wie die Unter- und Überführungen der Bahn, in Eisenbetonkonstruktion durchgeführt.

Die Kommunalisierung der Versorgung Wiens mit Gas und elektrischem Licht eröffnete dem Unternehmen ein reiches und vielfältiges Betätigungsfeld, auch die Lagerhausverwaltung zählte zu seinen Kunden – es baute unter anderem die Öltanks –, und von der Gemeinde Wien wurde es mit der Baudurchführung einiger ihrer Wohnhaus- und Siedlungsbauten betraut. Es gab in Wien durch die umsichtige und kompetente Leitung Rudolf Nemetschkes fast keinen Bereich im Baugeschehen, in dem die Firma Rella & Co. nicht präsent war.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1911Arbeiterhäuser für die Schiffswerft Linz, Hafenstraße 48-66, teilweise umgebaut
nach 1918Ausführung der Ein- und Mehrfamilienhäuser für die Eisenbahner-Siedlungsgenossenschaft in Wien 21, Jedlersdorf, Wr. Neustadt und Gmünd in NÖ

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1902Pavillon der Fa. Rella u. Comp. bei der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Olmütz, Mähren / Olomouc, CZ
1908-1912Verteilungsanlagen der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung: Großreservoir am Hungerberg, Wien 19, Am Hackenberg, Wien 19 und Am Steinhof, Wien 16
1911Werkstättengebäude für Schiffswerft Linz, OÖ
1913-1914Elektrizitäts-Unterwerk Landstraße, Wien 3, Grasberggasse 5
1916Leuchtölablage für die Städtischen Gaswerke Leopoldau, Wien (zerstört)
1925-1926Standrohr-Hochbehälter der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung: Am Steinbruch, Wien 14, Michaelerberg, Wien 18, und Dreimarkstein Wien 19
ohne Datum:
Großteil des Kanalnetzes von Wien
Kanalisierung von Krems, NÖ
Kanalisierung von Brixen, Bruneck, Meran und Mezzolombardo, alle Tirol / I
Kanalisierung von Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice und Olmütz, Mähren / Olomouc, CZ
Kanalisierung von Preßburg, Ungarn / Bratislava, SK
Brücken- und Eisenbahnbauten, Ingenieurbauten im Straßenbau

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1898Canalisierung von Troppau (Wettbewerb, 1.Preis, mit E. Bodenseher)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Archiv des ÖIAV
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Wettbewerb für die Canalisierung der Stadt Troppau. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 18.1898, S.71 und S.139
W. Aichelburg: Das Wr. Künstlerhaus, Wien 2003
Das neue Wien, Städtewerk, hgg. v. Gem. Wien, 4 Bde., Wien 1926/1927
ÖKT Bd. LV: Die profanen Bau- u. Kunstdenkmäler d. Stadt Linz, 3.Teil, 1999 Horn
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. In: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Bd.11, Wiesbaden 1979

HINWEISE AUF WERKE:
Architekten und Baumeister-Zeitschrift
11.1902, Nr.35, S.2f. (Pavillon der Fa. Rella und Comp., Industrie-Ausst. Olmütz)

Das neue Wien, Bd.II, S. 292ff (Aufzählung vieler von Fa. Rella & Co. durchgeführter Bauten)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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