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Josef Neubauer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.12.1884 - † 19.04.1969
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Bregenz, Vbg.
Land: Österreich
Titel: Ing.
Religionsbekenntnis: o. rel. Bek.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister, Architekt und Stadtzimmermeister
Familiäres Umfeld: Vater: Martin N., Hofzimmermeister
1.oder 2.Ehe m. Barbara Graf (*1893)
3.Ehe (1954) mit Elisabeth Burger
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1904Abschluss der Staatsgewerbeschule Wien, Bautechn. Abteilung
1906Zimmermeisterprüfung; tritt als öffentl. Gesellschafter in die Zimmermeisterfirma Martin Neubauer & Sohn ein
1909Baumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1910Baumeisterkonzession
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Auszeichnungen und Ämter
1910Titel eines k.u.k. Hofbau- u. Zimmermeisters
1912Ernennung zum kaiserlich persischen Hofarchitekten; Offizier des pers. Sonnen- u.Löwen-Ordens IV.Klasse
1913Goldenes Verdienstkreuz m. Krone u. Kriegsdekoration I. Klasse
ab 1914Bauaufsicht für den 20.Bezirk
1919Verleihung des Bürgerrechts
1921in den Wr.Gemeinderat und Landtag gewählt
ab 1922Generalrat d. Österr. Nationalbank
ab 1927Präsident d. deutsch-österr. Gewerbebundes u. des Gremiums ausübender Baumeister Österr.
o.J.Handelskammerrat , fachmännischer Laienrichter, Bausachverständiger und Schätzmeister, Experte des Fabriken-Rückversicherungs-Verbandes
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Mitgliedschaften
ab 1907NÖ Gewerbe-Verein (ab 1930 in Abteilung f. Bauwesen)
ab 1911Verein d. Baumeister in NÖ
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Vita
Josef Neubauer wurde 1884 als Sohn des aus Böhmen stammenden Zimmereipoliers Martin N. in Wien geboren. Der Vater gründete hier 1893 eine Firma für Zimmermanns- und Bautischlerarbeiten, die alsbald über einen ausgezeichneten Ruf verfügte. Sohn Josef begann nach seinen Schuljahren eine Ausbildung, die ihn zur Übernahme des väterlichen Betriebs befähigen sollte. Er bildete sich sowohl an der Staatsgewerbeschule in Wien in Richtung Baufach aus, wie er auch das Zimmermannsgewerbe erlernte und dafür 1906 die Meisterprüfung ablegte. Damit konnte er als Gesellschafter in die nunmehrige Zimmermeister- und Bautischlerei-Firma „Martin Neubauer & Sohn“ eintreten. Drei Jahre später legte er auch die Baumeisterprüfung ab und besaß im Jahr darauf die Baumeisterkonzession. Schon als junger Baumeister erhielt Josef Neubauer „ehrenvolle Aufträge“, wie die Erbauung des Jubiläumsspitals in Feldsberg, NÖ / Ledenice (CZ) für den Fürsten Liechtenstein. Auch soll er sich an verschiedenen Konkurrenzen beteiligt und Preise errungen haben. Ein Spezialgebiet der Firma war die Errichtung von Ausstellungsbauten. Auf der Internationalen Jagdausstellung 1910 in Wien konnte sie dabei besonders große Erfolge verbuchen, erhielt sie doch im Anschluss daran den Titel eines k.u.k. Hofbau-Unternehmens. Josef Neubauer wurde für die Errichtung des persischen Pavillons mit dem persischen Sonnen- und Löwen-Orden ausgezeichnet und zum persischen Hofbauarchitekten ernannt.

Neubauer jun. widmete sich aber auch dem Baumeistergeschäft und soll eine Reihe von Privathäusern, Villen, Schulbauten für die Gemeinde Wien u.a. errichtet haben. Von seinen Bauten ist jedoch nur wenig bekannt und wenig erhalten, die Fabrik- und Gewerbebauten sind alle abgerissen worden. Ein großer Teil der Baumeisterarbeiten waren Auftragsarbeiten nach Entwürfen bekannter Architekten. Im Ersten Weltkrieg war Neubauer als Landsturm-Ingenieur der Militär-Bauabteilung Wien zugeteilt. Er erwarb sich große Verdienste und erhielt neben lobenden Anerkennungen das Goldene Verdienstkreuz mit Krone und Kriegsdekoration. Nach 1919 entfaltete er dann eine rege Tätigkeit auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet, war im Wiener Gemeinderat und Landtagsabgeordneter, Generalrat der Österr. Nationalbank, Präsident des Gewerbebundes und bekleidete noch eine Reihe anderer wichtiger Ehrenämter und Funktionen.

Auch in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem Krieg verfügte die Firma Martin Neubauer & Sohn über eine ausgezeichnete Auftragslage. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit waren nach wie vor die Zimmermeisterei und Bautischlerei geblieben. Viele der Dachstühle für die Wohnbauten der Gemeinde Wien wurden von ihr errichtet. Aber auch der Baumeisterbetrieb von Josef Neubauer erhielt kontinuierlich Aufträge.

Josef Neubauer hatte 1938 zum zweiten Mal geheiratet. Bis 1941 ist seine Tätigkeit in Wien belegt. 1948 meldete er sich amtlich ohne Angabe einer neuen Adresse aus Wien ab. 1954, einen Tag vor seinem 70.Geburtstag verheiratete er sich ein drittes Mal und zwar in Bregenz. Er lebte offensichtlich dann bis zu seinem Tod in dieser Stadt, wo er im 85.Lebensjahr verstarb.
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Stellenwert
Von den wenigen erhaltenen Bauten Josef Neubauers war die Schule in Wien 20, Greiseneckerstraße 29-31 (1911-1912), zweifelsohne eines seiner Hauptwerke. Er errichtete sie als zweckmäßigen Ständerbau mit langen Fensterfronten, dessen Hauptfassade wuchtige, fensterlose Risalite einfassen, die dem Bau eine blockhaft- monumentale Wirkung verleihen. Lisenen, in gleichmäßigen Abständen den schmalen Wandpfeilern vorgelegt, dienen der Rhythmisierung der langen Fensterfronten. Diese heute nur wenig auffallende Gliederung wurde ursprünglich wohl durch Dekor und Schmuckelemente deutlicher akzentuiert: die Attikaaufsätze an den Risaliten und der die Mitte der Hauptfront betonende geschwungene Giebel waren sicherlich nicht ohne Dekoration, und ebenso ist nicht anzunehmen, dass die geschlossenen Risalitfassaden lediglich glatte, aufgesetzte oder gerahmte Rechteckfelder ohne Zierrat aufwiesen. Ein Wohnhaus (Wien 5, Storkgasse 8, 1913), das Josef Neubauer als Bauherr nur wenig später selbst errichtete, zeigt eine abwechslungsreich mit Lisenen und kräftigen Gesimsen gegliederte, mit klassizierenden Schmuckformen gezierte Fassade. Die Vorliebe für eine klassizistische Formgebung behielt Neubauer auch noch später bei. Er stattete das Schwesternheim, das er 1926 für die Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu (Wien 13, Wittegasse 5-7) erbaute, wiederum mit einer - diesmal kannelierten - Lisenengliederung aus und versah den Mittelrisalit mit einer gegliederten und geschmückten Attika. Die Fenster des Mittelrisalits waren mit einer Umrahmung in der Art eines biedermeierlichen Lünettenmotivs ausgestattet, die Seitenfenster erhielten einen kleinen Segmentbogen aufgesetzt - traditionelle, der heimischen Bauweise entlehnte Formen, wie sie auch bei den in diesen Jahren errichteten Wiener Gemeindebauten zur Anwendung kamen.

Josef Neubauers Bauten zeigen, wie lange selbst bei modernster Bauweise für Formgebung und Fassadendekoration traditionelle Gestaltungsmotive nach wie vor in Verwendung waren.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1912Miethaus, Wien 13, Testarellogasse 24 (Ausf., Entw. Alfred Marek)
1913Miethaus, Wien, 5, Storkgasse 8
1913Miethaus, Wien 20, Leithastraße 13 (1956 verändert wieder aufgebaut)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1908Jubiläumsspital, Feldsberg, NÖ / Ledenice, CZ
1910für Int. Jagdausstellung i. Wien: Restaurant d. Rathauskellers und Brauhauses d. Stadt Wien, Persischer Pavillon (nicht erhalten)
1911-1912Schule, Wien 20, Greiseneckergasse 29-31 / Dammgasse / Hartlgasse (Dekor reduziert)
1926Greisenasyl und Schwesternheim f. Kongregatin der Dienerinnen v. hl. Herzen Jesu, Wien 13, Wittegasse 5-7 (1935-37 einschneidend verändert)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1913-1914Turmuhrenfabrik Schauer, Wien 19, Flotowgasse 3 / Saileräckergasse (abgerissen)
1920Lebensmittellagerbetrieb d. Polizei-Direktion, Wien 2, Handelskai (nicht mehr existent)
1921Zimmermannsarbeiten für städt. Lagerhausbauten
1925-1926Ausbau und Zubau f. Vereinigte Eisfabriken, Wien 20, Pasettistraße 76
1925Umbau der Vonwiller-Walzmühle, Wien 2, Handelskai (im Zweiten Weltkrieg zerstört)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1912Wettbewerb Reichsanstalt f. Mütter- und Säuglings-Fürsorgeanstalt, Wien 19, Glanzinggasse 35-38 (3.Preis, mit Ing. Eduard Barnert, heute Wohnhausanlage)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Neubauer: Der Zementzoll und die Baumeisterschaft. In: Österr. Bauzeitung 3.1927, S.741

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WrStLA, Meldearchiv; Baumeisterinnung; Matrikenarchive d. Pfarre St. Josef / Margareten, Wien 5 und Lichtenthal, Wien 9
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Festschrift z.50 Jahrfeier d. techn.gew.Bundes-Lehranst. Wien I. 1880-1930
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1 Wien u.a. 1984
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 08.04.2008
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