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Hans Paar

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.06.1892 - † 05.12.1977
Geschlecht: m
Geburtsort: Moravsky Lancov
damaliger Name: Mährisch-Lotschnau bei Zwittau
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Techn.Rat, Dipl.Ing.
weitere Namen: Johann
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Anton P.; Tischlermeister
Mutter: Theresia Friedl
Ehe (1930 Zwittau) mit Erna Beran (1903-1992)
Bruder: Adolf (1889-1964), Architekt
Kinder: Dorrit (1932-1957, Werner (*1940), Architekt
Bürogemeinschaft: mit Adolf Paar
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Landes-Oberrealschule in Zwittau
1921Deutsche Technische Hochschule Prag (2. Staatssprüfung)
1930-1931a.o. Hörer an TU Wien (Volkwirtschaftslehre, Verwaltungsrecht)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1921-1925bei Architekt Hubert Gessner in Wien
1925-1951freischaffender Architekt
1937Architekten-Befugnis
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1937staatl. befugter und beeideter Sachverständiger
ab 1953Sachverständiger f. Wohnungen, Villen, usw.
1957Techn. Rat
1962Goldener Lorbeer
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Mitgliedschaften
ab 1925Zentralvereinigung d. Architekten Österreichs
ab 1951Gesellschaft bildender Künstler Wiens (1964 im leitenden Ausschuss, 1974-1975 und 1977 im Ehrenrat)
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Vita
Hans Paar, Sohn des Tischlermeisters Anton P., wurde 1892 in Mährisch-Lotschnau geboren. Über seine Jugendjahre ist nicht viel bekannt. Er hatte die Oberrealschule in Zwittau besucht, wann er an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag Architektur zu studieren begann, ist nicht dokumentiert. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und es ist anzunehmen, dass der 22-jährige Hans Paar zum Kriegsdienst einberufen wurde. Sicher ist, dass er sein Architekturstudium 1921 beendete. Er ging im Anschluss daran nach Wien und wurde in den Mitarbeiterstab von Architekt Hubert Gessner aufgenommen.

In der Zeit bei Hubert Gessner war er mit den großen Wohnanlagen beschäftigt, deren Errichtung dem Atelier Gessner von der Gemeinde Wien übertragen wurde. An dem preisgekrönten Entwurf für den „Lassalle-Hof“ (Wien 2, Lassallestraße 40, 1924) konnte auch er kreativ mitarbeiten. Nach vier Jahren bei Gessner machte sich Hans Paar mit seinem älteren Bruder Adolf, der sein Architekturstudium zwei Jahre nach ihm vollendet hatte, selbständig. Es gelang den beiden, sich im kommunalen Wohnbau zu etablieren und sie errichteten gemeinsam drei Wohnanlagen für die Gemeinde Wien. Sie beteiligten sich auch an verschiedenen Wettbewerben, konnten jedoch trotz etlicher Erfolge keines ihrer Projekte verwirklichen. In den 30er Jahren waren sie dann vor allem mit Privataufträgen beschäftigt, die sie aus ihrer ehemaligen Heimat Mähren erhalten hatten. Sie erbauten Einfamilienhäuser, Siedlungsanlagen, widmeten sich aber auch Umbauten und Inneneinrichtungen. Die Zusammenarbeit der Brüder endete um 1936. Adolf hatte eine aus Oberösterreich stammende Frau geheiratet und war offensichtlich in die Heimat seiner Frau gezogen.

Hans Paar fand in den folgenden Jahren Beschäftigung mit der Errichtung von Siedlungsanlagen, er hatte die Oberleitung der Wüstenrot-Siedlung am Bierhäuselberg, Wien 14, inne und erbaute für einen Industriebetrieb eine Arbeitersiedlung. Während des Zweiten Weltkriegs errichtete er vor allem Bauten für Industrieanlagen, meist große Hallenbauten. Nach dem Krieg hatte er die Möglichkeit, wieder für die Gemeinde Wien zu arbeiten, und schuf eine Reihe von Wohnhausanlagen, anfangs gemeinsam mit dem Architekten Viktor Adler, später mit verschiedenen Arbeitsgemeinschaften. Er wurde jedoch auch mit Privataufträgen für Einfamilienhäuser betraut und führte wiederum Hallenbauten für Industrieanlagen aus.

Hans Paar, geehrt und ausgezeichnet, starb 85-jährig und wurde am Friedhof Neustift a.Walde beerdigt.
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Stellenwert
Die erste selbständig geplante Wohnhausanlage von Hans und Adolf Paar wurde noch ganz in der expressiven Formensprache errichtet, die Hubert Gessner für die frühen Gemeindewohnanlagen gewählt hatte. Auch der „Plotzek-Hof“ (Wien 20, Denisgasse 54, 1925), eine symmetrisch angelegte U-förmige Anlage, weist an der Straßenfront durch eine Abfolge von Dreieck-Erker und die Giebelreihe eine ähnliche Hervorhebung der Mitte auf wie Hubert Gessners „Reumann-Hof“ (Wien 5, Margaretengürtel 100-112, 1924), bei dem Hans Paar mitgearbeitet hatte. Die Betonung der Mitte behielt das Brüderpaar auch bei seinem nächsten Bau bei, nur waren es jetzt einfachere Balkonloggien, die durch Gesimsbänder mit den flankierenden Fenstern horizontal verklammert wurden (Wien 14, Hickelgasse 12, 1929). Sonst wurde die Fassade völlig glatt gehalten und nur durch die umrahmten Fenster belebt. Glatte Fassaden mit regelmäßig gesetzten Fenstern kennzeichnen auch die folgenden Bauten. Für die Fenster wurde nun die dreigeteilte, querrechteckige Form bevorzugt. Die Straßenfront wurde von den Brüdern Paar nach wie vor gerne symmetrisch geplant, und sei es nur durch ein die mittlere Achse umfassendes, ausgebautes Dachgeschoss (Haus der Ghibellinen, Wien 8, Albertgasse 51, 1932). Eine sachliche, funktionsgerechte Bauweise mit geraden, klaren Linien und kantigen Formen ist für die in den 30er Jahren entstandenen Einfamilienhäuser und auch für die Innenausbauten (Kaffeehaus, Mährisch-Schönberg, 1935) bezeichnend. Sowohl für die Einfamilienhäuser, wie für die Wohnhäuser planten Hans und Adolf Paar durchdachte Grundrisse, die die gegebene Situation gut auszunützen verstanden.

Sachliches, funktionelles Bauen war für die Bautätigkeit der 50er Jahre ausschlaggebend. Die Wohnhausanlagen, die Hans Paar nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete, weisen glatte Fassaden mit regelmäßig gesetzten Fenstern auf, die nur durch den abwechselnden Einsatz von zwei- und dreiteiligen Fenstern oder von Balkongruppen belebt werden. Bei manchen Bauten wird das eintönige Regelmaß von einem großen, flachen, von Konsolen getragener Erker unterbrochen (Wien 11, Molitorgasse 4-8, 1950). Die einstöckigen Ein- und Zweifamilienhäuser jener Zeit wurden nach einem konventionellen Konzept erbaut. Die Mitte der Hausfront, mit dem über einige Stufen erreichbaren Eingang, akzentuiert ein in den Dachbereich hineinragender Giebel. Diese einfachen, schlichten Bauten zeichnen sich durch die sorgfältige Proportionierung der einzelnen Bauteile aus (Zweifamilienhaus, Wien 18, Buchleitengasse 19, 1956).

Die Bauten Hans Paars spiegeln paradigmatisch die baulichen Entwicklung in Wien von der Zwischenkriegszeit bis zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wider.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1922-1923WHA d.Gem.Wien „Metzleinstaler-Hof“, Wien 5, Margaretengürtel 90-98 (Mitarbeit, Entwurf Hubert Gessner
1924WHA d.Gem.Wien „Reumann-Hof“, Wien 5, Margaretengürtel 100-112 (Mitarbeit, Entwurf Hubert Gessner)
1924WHA d.Gem.Wien „Lassalle-Hof“, Wien 2, Lassallestraße 40 (Wettbewerb, 2.Preis; mit Hubert Gessner, Friedrich Schloßberg, Friedrich Waage)
1925WHA d.Gem.Wien „Heizmann-Hof“, Wien 2, Radingerstraße 9 / Vorgartenstraße 140-142 (Mitarbeit, Entwurf Hubert Gessner)
1925WHA d.Gem.Wien „Plotzek-Hof“, Wien 20, Denisgasse 54 / Karl Czerny-Gasse (mit Adolf Paar, Paul May)
1929WHA d.Gem.Wien, Wien 14, Hickelgasse 12 (mit Adolf Paar, einst Wien 13)
1930WHA d.Gem.Wien, Wien 21, Fultonstraße 5-11 (mit Adolf Paar)
1931Haus Hans Ettl, Zwittau (mit Adolf Paar)
1932Wohnhaus der akad. Sängerschaft „Ghibellinen“, Wien 8, Albertgasse 51 (mit Adolf Paar)
1935Haus Sirinek und Haus Bergmann, Zwittau (mit Adolf Paar)
um 1935Siedlungsanlagen in Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ (mit Adolf Paar)
1936Haus Frömel, Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ (mit Adolf Paar)
1936-1937Gesamtbauleitung der Wüstenrot-Siedlung, Wien 14, Bierhäuselberg
1942-1944Siedlungsanlage der Mautner-Textilwerke in Rosenberg / Ruzomberok, SK
1949-1950WHA d.Gem.Wien „Wilhelm Weber-Hof“, Wien 11, Molitorgasse 4-8 (mit Viktor Adler)
1951WHA d.Gem.Wien, Wien 2, Miesbachgasse 15 (mit Viktor Adler)
19522. Bauteil der WHA d.Gem.Wien „Theodor Körner-Hof“, Wien 5, Reinprechtsdorferstraße 1-1c (einst Heu- und Strohmarkt) / Grünwaldgasse 6 / Kohlgasse 1-1a, 2-2a / Leopold Rister-Gasse 1-5 (mit Ceno Kosak, Friedrich Schloßberg, u.a.)
1952Wohnhaus Fleischmann, Wien 18, Peter Jordan-Straße 124 / Hermann Pacher-Gasse 1 (vermutlich aufgestockt)
1953WHA d.Gem.Wien „Eduard Leisching-Hof“, Wien 5, Josef Schwarzgasse / Johannagasse 29-35 (mit Josef Baudys und Rudolf Münch)
1955WHA d.Gem.Wien, Wien 15, Gablenzgasse 27 / Hagengasse 8-10
1956Zwei-Familienhaus, Wien 18, Buchleitengasse 19
1958Wohnhausbau, Ebreichsdorf NÖ
1960WHA d.Gem.Wien, Wien 10, Knöllgasse 56-60 / Quaringasse

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1930-1932„Anschlussturm“ der dt. Burschenschaften, Linz-Puchenau, OÖ (mit Adolf Paar)
um 1935Tennispavillon, Hohenstadt / Zabreh, CZ (mit Adolf Paar)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1933Kiosk f. Kaffeehausanlage, Wien 1, Schottenring (mit Adolf Paar)
1939-1942Flugzeug- und Metallwerke, Wels OÖ (von 6 Hallen stehen noch 2, von Durisol genutzt)
1942-1943Gefolgschaftsräume der Teutloff-Vamag und Fabrikshalle Wr. Brückenbau, Wien-Inzersdorf
1957-1959Fabrikshallen für Wiener Brückenbau AG, Wien-Inzersdorf

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1935Kaffeehauseinrichtung und Umbau, Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ
zahlreiche Innenausbauten, Ladenbauten und Umbauten

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1924Bahnhof Innsbruck, Tirol (Wettbewerb mit Adolf Paar, angekauft)
1928Wohnhausanlage Wien, Gaudenzdorfer Gürtel (Wettbewerb mit Adolf Paar, angekauft)
1929Weekend-Häuser (Wettbewerb mit Adolf Paar vom Preisgericht empfohlen)
1931Wohnhausanlage Lubich-Schönberg (Wettbewerb, preisgekrönt)
1932Verbauung des Kahlenberges (Wettbewerb, preisgekrönt)
1933Umbau Reichsbrücke (mit Adolf Paar, Wettbewerb, ausgezeichnet)
1940Wien 12, Moosbruggergasse (Projekt)
1941Wien 14, Tiefendorfergasse (Projekt)
1942Zubauten, Wien 9, Elektrizitätswerke
1950Wohnhausanlage d. Stadt Wien, Wien 18, Paulinengasse / Czatoriskypark (Wetttbewerb mit Viktor Adler, angekauft)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Künstlerhaus-Archiv; Matrikenarchiv d. Pfarre Lichtenthal, Wien 9; MA 43 ; TUWA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Zu den Arbeiten der Architekten A. und H. Paar. In: Bau- und Werkkunst 6.1929/30, S. 41ff
Anonym: Zu den Arbeiten der Architekten Adolf u. Hans Paar. In: Bau- und Werkkunst 8.1932, S.204ff
Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien. Wien 1960
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919 - 1934. Wien 1980
H. Kodre: Die Entwicklung d. Wr. sozialen Wohnbaues i. d. Jahren 1919-1938. In: der aufbau 9.1964, S.343ff
Iris Meder: Offene Welten. Die Wr.Schule i. Einfamilienhausbau 1910-38, Diss. Stuttgart 2003
Das neue Wien. Städtewerk. (Hrsg. Gemeinde Wien) Wien 1926-1928
ÖKT, U. Steiner u.a.: Die prof. Bau- und Kunstdenkmäler d. Stadt Linz. Außenbereiche, Urfahr, Ebelsberg. Horn 1999
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
H.Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Wien 1998
H.Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000

HINWEISE AUF WERKE:
Bau- und Werkkunst
8.1932, S.203 (Kaffeehausanlage, Wien-Schottenring)

Der Bau
9.1954, H.7/8, S.166 (WHA Wien 5, Heu- und Strohmarkt = Reinprechtsdorfer Straße 1 / Matzleinsdorferplatz)

Moderne Bauformen
32.1933, S.561f (Kiosk für Kaffehausanlage, Schottenring)

Österr. Kunst
3.1932, H.11, S.33 (Haus d. Ghibellinen, Wien 8, Albertgasse 51 und Anschlussturm d. dt. Burschenschaften, Linz)
7.1936, H.9, S.7 (Haus Hans Ettl, Zwittau)

profil
3.1935, H.9., S.424ff (2 Erweiterungsbauten)
4.1936, H.2, S.80f (Haus einer Familie in Zwittau) / H.6, S.262ff, Abb.422 (Tennispavillon, Hohenstadt i. Mähren) / H.8, S.374f (Wohnräume)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
H. Partisch: Österreicher aus sudetendeutschem Stamme. Wien 1961

LEXIKA:
Weihsmann 05
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Anmerkungen
Irreführende Angaben bei Weihsmann 05: die Kaffeehausanlage im Parkareal vor der Votivkirche war nicht für das Restaurant Kremslehner im Hotel Regina (Wien 9, Roosvelt-Platz) vorgesehen, sondern für das am Schottenring, Wien 1, situierte Cafe Victoria. Der mit der Adresse “Am Heumarkt, Wien 3,” angeführte Wohnbau befindet sich tatsächlich am ehemaligen Heu- und Strohmarkt, Wien 5, jetzt Reinprechtsdorferstraße 1-1c / Matzleinsdorferplatz.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 29.05.2008
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