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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 14.08.1900 - † 17.04.1968 | Geschlecht: m | Geburtsort: Heissen (Ruhrgebiet) | Land: Deutschland | damaliger Name: Deutsches Reich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Dipl.Ing. | Religionsbekenntnis: Evang. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Johann Sch., Pastor
| Ehe (1927) mit Margarete Lihotzky (1897-2000) Architektin
| kinderlos |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1917 | Abitur, freiwillige Arbeit im Bergwerk und auf Baustellen, Militärdienst
| 1918 | Bauingenieursstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt
| 1920-1923 | Studium der Architektur in München (bei Theodor Fischer, Abschluss mit Diplom), daneben Praxis bei Th. Fischer)
| 1934 | Studienreise nach China und Japan |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1923 -1925 | Baureferendar an der Oberpostdirektion München
| 1925 | im Atelier von Martin Elsässer tätig
| 1925 | Prüfung als Baureferendar
| 1925-1930 | im Stadtbauamt von Frankfurt/Main (Unterabteilung für Schulbau)
| 1930-1934 | mit Ernst May nach Russland, Leitung der Schulbauabteilung des Trusts für Projektierung neuer Städte
| 1934 | Aufenthalt in China (Konsultation für den Bau von Unterrichtsanstalten)
| 1935-1937 | Mitarbeit an der Regionalplanung der Volkskommissariate für Schwerindustrie und Mitarbeiter des Insituts für Hygiene in der Sowjetunion
| 1937-1938 | Zusammenarbeit mit Architekt Forestier in Paris
| 1938-1944 | als Architekt in der Türkei tätig (insbesondere Projektierung von Schulen u. Kinderanstalten, Prof. an der Kunstakademie in Istanbul)
| 1944-1945 | in der Türkei interniert
| ab 1947 | in Wien als freier Architekt tätig |
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Mitgliedschaften
| ab 1948 | CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne) Österreich
| ab 1955 | Wiener Secession
| o.J. | Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
| o.J. | UIA-Austria
| o.J. | Österreichische Gesellschaft für Architektur |
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Vita
| Wilhelm Schütte wurde als zweiter Sohn eines Pastors im Ruhrgebiet geboren. Nach Schulabschluss musste er kurzfristig Militärdienst leisten und konnte erst nach Ende des Ersten Weltkriegs sein Bauingenieursstudium in Darmstadt beginnen. Seine weitere Ausbildung erhielt er in München bei Theodor Fischer, bei dem er auch praktizierte. Im Anschluss daran war er kurzzeitig bei der Oberpostdirektion München beschäftigt, bis er von Ernst May Mitte der 20er Jahre nach Frankfurt/Main an das Stadtbauamt geholt wurde, wo er in der Unterabteilung Schulbau arbeitete und in der Folge einige wegweisende Schulen errichtete. Wilhelm Schütte setzte sich auch theoretisch in zahlreichen Artikeln immer wieder mit diesem Thema auseinander. Ende der 20er Jahre begann seine Zusammenarbeit mit den CIAM, an deren Kongressen und Ausstellungen er sich laufend beteiligte. In der Zeit seines Frankfurter Aufenthalts heiratete er die Wiener Architektin Grete Lihotzky, die gleichfalls am Frankfurter Stadtbauamt tätig war.
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| Gemeinsam gingen sie 1930 mit Ernst May und einer Gruppe weiterer Kollegen in die damalige Sowjetunion, wo Schütte, neben der Planung von Schulen, insbesondere auch mit dem Siedlungs- und Wohnungsbau befasst war. Daneben unternahm er Studienreisen nach China und Japan. Infolge der sich verschärfenden politischen Situation verließ er mit seiner Frau gegen Ende der 30er Jahre die Sowjetunion und lebte kurzfristig in Frankreich, allerdings ergaben sich dort keinerlei Berufsaussichten. Über Vermittlung von Bruno Taut ging das Ehepaar schließlich in die Türkei, wo Schütte neuerlich mit der Planung von Schulen und Kinderanstalten betraut wurde, daneben erhielt er kurzfristig eine Professur an der Kunstakademie in Istanbul. Als seine Frau Grete Schütte-Lihotzky 1941 als Widerstandskämpferin in Wien verhaftet und zum Tode verurteilt wurde, konnte er ihre Begnadigung angeblich mit einem von der türkischen Regierung entwendeten offiziellen Briefpapier bewirken. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde er als Ausländer in der Türkei interniert und kam erst nach Kriegsende wieder frei. Über Bulgarien gelangte er schließlich 1947 mit seiner Frau nach Wien und arbeitete hier als freier Architekt. Anfang der 50er Jahre trennte sich das Ehepaar.
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| Nachdem Wilhelm Schütte die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, engagierte er sich innerhalb der österreichischen Architektenschaft, unter anderen war er an der Gründung der CIAM-Österreich beteiligt. Als idealistischer Kommunist war er in der KPÖ tätig und insbesondere mit dem Politiker und Ideologen Ernst Fischer befreundet. Aufgrund seiner politischen Haltung war er jedoch beruflich diskreditiert und erhielt nur wenige Aufträge.
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| Wilhelm Schütte ist im 68. Lebensjahr in Wien gestorben. |
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Stellenwert
| Wilhelm Schütte, der durch seine Berufung nach Frankfurt unmittelbar mit den Proponenten des „Neuen Bauens“ (eine der wichtigsten avantgardistischen Architekturströmungen der Zwischenkriegszeit) in Kontakt kam, blieb Zeit seines Lebens ein kompromissloser Vertreter eines unprätentiösen Funktionalismus. Basierend auf der gesellschaftspolitischen Zielsetzung menschenwürdiger Lebensbedingungen, auch für die unteren Schichten, befasste er sich mit dem sozialen Wohnungsbau und der entsprechenden Infrastruktur, wobei sein besonderes Interesse dem Schulbau galt. Bereits in seinen Frankfurter Jahren entwickelte er den Typus einer Schule mit Freiluftklassen, die in Hinblick auf eine optimale Belichtung und Integration des umliegenden Grünraums konzipiert war. Schütte publizierte zu dieser Thematik auch mehrere theoretische Aufsätze.
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| Neben der Planung diverser Siedlungsbauten war er in der Sowjetunion gleichfalls mit der Ausarbeitung von verschiedenen Schultypen und Kinderheimen befasst, wobei nicht immer geklärt ist, welche tatsächlich zur Ausführung gelangten. Ungeachtet der schlechten Auftragslage in seinen letzten Jahren in Österreich – zahlreiche Entwürfe blieben Konzept – konnte Schütte auch in Wien schließlich eine beispielhafte Sonderschule in Floridsdorf (Wien 21, Franklinstraße 27) errichten, die neuerlich auf dem Prinzip der Freiluftklasse basierte. Neben terrassenartigen Öffnungen zum Garten, zeichneten sich die Räumlichkeiten vor allem durch größte Funktionalität aus. Je nach Bedarf konnten die Klassen mittels Faltwänden getrennt oder verbunden werden. Ein schlichter Rationalismus zeichnet auch seine Verlags- und Geschäftslokale aus, die er für die Kommunistische Partei errichtete. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1947 | Villa in Wien Grinzing
| 1949-1950 | WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Barthgasse 5-7 (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1950 | Einfamilienhaus Schinagl, Wien-Mauer (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1952-1959 | Wohnhaus Wien 2, Schüttelstraße 3 / Helenengasse (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1952 | Buchhandlung des „Globus-Verlags“, Wien 1, Trattnerhof 1 mit Fritz Weber)
| 1953-1954 | WHA d. Gem. Wien, Wien 13, Ebner-Rofensteingasse 2-14
| 1957 | „Zentralbuchhandlung“, Wien 1, Schulerstraße 1-3
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diverse Siedlungsanlagen in Frankfurt/Main und in der ehemaligen Sowjetunion
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ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| um 1924 | Wohn- u. Dienstgebäude der bayerischen Post, München, D
| 1926 | Schule mit Freiluftklassen, Frankfurt/Main, D
| 1938 | Festturm Karaköy, Istanbul, TR (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1939 | Schule in Ankara, TR
| 1948 | Grabmal der Opfer für ein freies Österreich, Wien 11, Zentralfriedhof (mit M.Schütte-Lihotzky und Bildhauer F. Cremer, 1. Preis)
| um 1950 | Franzosendenkmal in Mauthausen, OÖ
| 1949-1951 | Parteiheim der KPÖ, Graz, Stmk., Lagergasse 98a
| 1961 | Sonderschule, Wien 21, Franklinstraße 27
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zahlreiche Schulen und öffentliche Einrichtungen in Frankfurt/Main, in der ehemaligen Sowjetunion und der Türkei
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INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1954 | „Globus“ Druck- u. Verlagsanstalt, Wien 20, Höchstädtplatz 3 (mit Carl Eder, F. Weber u. M. Schütte-Lihotzky) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1950-1952 | „Volksstimmefeste“ der KPÖ im Wiener Prater (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1967 | Konzept der Schulbauausstellung der Zentralvereinigung der Architekten
| | Einrichtung diverser KPÖ-Parteilokale |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1928 | Haus Dr. Strassburger, Frankfurt/Main, D. (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1929 | Krankenhaus Marburg, D (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1930 | Strandhotel in Salesl, D (Wettbewerb, mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1930 | Haus Chabot, Amsterdam, NL (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1930 | Pädagogische Akademie Kassel, D (Wettbewerb, mit M. Schütte- Lihotzky)
| um 1930 | Schulmöbeltypen, Frankfurt/Main, D (Wettbewerb)
| 1932 | Polytechnische Schule Moskau, RUS (Wettbewerb, 1.Preis, mit Hebebrand)
| 1933 | Kinderkombinat für 240 Kinder, ehem. USSSR (Wettbewerb, mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1934 | Krippe mit Kindergarten, ehem. USSR (Wettbewerb, 1.Preis, mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1947 | Bebauungsstudie Georgenberg, Wien-Mauer (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1948 | Bebauung des Stephansplatzes, Wien 1 (Wettbewerb, mit Oswald Haerdtl und Karl Schwanzer)
| 1949 | Volksverlag, Graz, Stmk. (mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1950 | Haus Klusacek, Wolfsgraben, NÖ
| 1950 | WHA, Wien 18, Paulinengasse (Wettbewerb, ein Ankauf, mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1952 | Schule in Ternitz, NÖ (Wettbewerb, 3.Preis, mit M. Schütte-Lihotzky)
| 1956 | Sanierungsprojekt Innere Stadt, Wien (Wettbewerb, ein Ankauf) |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| W. Schütte: Vom Wochenendhaus. In: Das schöne Heim 1930, S.42f
| W. Schütte: Zum Schulbau in Rußland. In: Wasmuth’s Monatshefte für Architektur 16.1932, S.282ff
| W. Schütte: Bauten von Schulen und Universitäten in China. Nanking 1934
| W. Schütte: Architektonische Gestaltung von Häusern für Kinder. Moskau 1936
| W. Schütte: Antike Städte in Kleinasien. Istanbul 1944
| W. Schütte: Perspektive für Architekten. Wien 1949
| W. Schütte: Entwicklung einer erdbebenfesten Bauweise. Berlin 1949
| W. Schütte: Ausarbeitung von Richtlinien für den Bau von Schulen in Deutschland. Berlin 1950
| W. Schütte: Das Schulzimmer und seine natürliche Belichtung. In: Bauen & Wohnen 1950, H.8, Zürich
| W. Schütte: Erziehung zum Architekten. In: der aufbau 8.1953, S.507ff
| W. Schütte: Das Schulzimmer mit gleichmäßiger zweiseitiger Beleuchtung. In: der aufbau 15.1960, S.215ff
| W. Schütte: Rationalisierung im Schulbau. In: der aufbau 18.1963, S.294ff | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Achleitner-Archiv |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| F. Achleitner: Wilhelm Schütte (Nachruf). In: Die Presse 24.4.1968
| Bauforum 1968, Nr.5/6 (Nachruf)
| S. Chan-Magomedow: Pioniere der sowjetischen Architektur. Wien-Berlin 1983
| V. Hufnagl: Wilhelm Schütte (Nachruf). In: Der Bau 24.1969, S.107
| C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
| Ernst May 1886-1970 (Ausst.Kat.). Weimar 1986
| Neue Architektur in Österreich 1945-1970. Wien 1969
| H. Schmidt: Die Tätigkeit deutscher Architekten in der Sowjetunion 1930-1937. In: Wissenschaftliche Zeitschrift d. Humboldt-Universität-Berlin 1967 | HINWEISE AUF WERKE:
| der aufbau
| 10.1955, S.493 (WHA Wien 13, Ebner-Rofensteing.)
| 15.1960, S.244 (Sonderschule Wien 21, Franklinstraße)
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| Der Bau
| 17.1962, S.30ff (Sonderschule Wien 21, Franklinstr.) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. II; Achl. III/1; Achl. III/2
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.) | LEXIKA:
| Czeike 5 | INTERNETLINKS:
| www.lexikon.freenet.de |
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Ausstellungen
| 1929 | Wohnung für das Existenzminimum (CIAM-Kongress), Frankfurt/Main, D
| 1968 | Wilhelm-Schütte-Gedächtnisausstellung der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, Wien |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.05.2006 | Zuletzt geändert: 16.02.2007 |
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