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Hermann Stiegholzer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.07.1894 - † 21.10.1982
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: techn. Rat, Prof.
weitere Namen: Herrmann, Heinrich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Hermann S., Bauleiter und Prokurist
Mutter: Rosalie, geb. Hofmann
Ehe (1933) mit Marie Weidinger (1909-1996)
Bürogemeinschaft: ca. 1928-1938mit Herbert Kastinger
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1913Abschluss Staatsgewerbeschule Wien, anschließend Bau- und Atelierpraxis
1915-1918Kriegsdienst
1920/21Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Franz Krauss)
1924-1926Akademie der bildenden Künste (Meisterschule Peter Behrens), kein Abschlussdiplom
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1925freischaffender Architekt in Wien
1937Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
1936Olympiamedaille für Architektur
1972Professor (Berufstitel)
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Mitgliedschaften
ab 1937Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
ab 1952Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus
o.J.Österr. Ingenieur- und Architektenverein (zeitweise Ausschussmitglied)
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Vita
Der 1894 in Wien geborene Hermann Stiegholzer kam aus gut situierten Verhältnissen. Sein Vater, der ursprünglich aus Niederösterreich stammte, war Prokurist einer großen Baufirma. Stiegholzer besuchte die Staatsgewerbeschule und war in Anschluss daran längere Zeit im Baugewerbe tätig. Im Ersten Weltkrieg eingerückt, konnte er erst relativ spät seine Ausbildung fortsetzen und begann Anfang der 20er Jahre ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule Franz Krauss, das er schließlich mit einer Unterbrechung bei Peter Behrens fortsetzte. Stiegholzer, der bereits während seines Studiums als freiberuflicher Architekt tätig war, arbeitete zumeist mit seinem Studienkollegen Herbert Kastinger zusammen, der ebenso wie die Familie Stiegholzer aus Bruck a.d. Leitha stammte. Ende der 20er Jahre schlossen sie sich endgültig zu einer Ateliergemeinschaft zusammen.

Schon bald stellten sich große Aufträge ein, wobei sich das junge Team insbesondere mit der Errichtung des Arbeitsamtes für Bauarbeiter etablieren konnte. Auch in den nächsten Jahren war das Büro gut ausgelastet. Neben der Errichtung einiger Industriebauten und einem weiteren Arbeitsamt, war Stiegholzer vor allem auf dem Gebiet des Wohn- und Siedlungsbaus tätig, wobei er nicht immer mit Kastinger sondern zeitweise auch allein oder mit anderen Partnern arbeitete. Aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen seiner Frau zu Richard Schmitz (in der Schuschnigg-Ära Bürgermeister von Wien und vorübergehend Sozialminister) hatte Stiegholzer insbesondere gute Kontakte zu maßgeblichen Persönlichkeiten des sog. „Ständestaates“, was eine gute Auslastung des Büros in dieser Zeit nach sich zog.

Nach dem frühen Tod Kastingers arbeitete Stiegholzer alleine weiter und es gelang ihm – auch über den Zweiten Weltkrieg hinaus – sein Büro weiterzuführen. In den Nachkriegsjahren konnte er insbesondere für die Stadt Wien zahlreiche Projekte realisieren. Stiegholzer starb im 86. Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Hermann Stiegholzer und sein Partner Herbert Kastinger gehörten unter den in der Zwischenkriegszeit tätigen Architekten der jüngeren Generation an. Aufgrund ihrer Ausbildung bei Peter Behrens zählten sie in Wien geradezu zur Avantgarde. Gleich bei ihrem ersten größeren Projekt (dem Arbeitsamt für Baugewerbe, das sie frisch von der Akademie kommend realisierten) war es ihnen geglückt, ihr Können unter Beweis stellen. Der Bautypus eines Arbeitsamts war damals – angesichts des Phänomens der aufkommenden Massenarbeitslosigkeit – generell etwas Neues und nahm im gesellschaftlichen Kontext durchaus die Stellung eines repräsentativen öffentlichen Gebäudes ein.

Generell war das von Stiegholzer & Kastinger errichtete Arbeitsamt für Baugewerbe (Wien 16, Ludo-Hartmann-Platz, nicht erhalten), das erste dieser Art, das in Wien errichtet wurde, und es gelang den beiden jungen Architekten, beispielgebende architektonische Strukturen für diesen Typus auszuarbeiten, auf die auch später Ernst A. Plischke (Arbeitsamt Wien-Liesing) zurückgreifen konnte. Neben einer klaren, einfachen Organisationsstruktur, die sich insbesondere im Grundriss ausdrückte, realisierten sie in der damals aktuellen Formensprache der Neuen Sachlichkeit einen sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechenden Bau. Großer Wert wurde insbesondere auf die Gestaltung der Vorderfront gelegt, deren betont horizontale Ausrichtung unter Einbeziehung konstruktivistischer Elemente sich an Lösungen wie den Eingangsbereich des fast zeitgleichen „Winarsky-Hofes“ (von Peter Behrens u.a.) anlehnte. Auch der glasüberdachte Raum für Parteienverkehr stand mit seiner schlichten funktionalen Einrichtung auf der Höhe der Zeit. Bei dem rund vier Jahre später errichteten Bau des Arbeitsamts für Metall- und Holzindustrie (Wien 5, Embelgasse) wurde der sachliche Charakter ein wenig zugunsten einer pathetisch klassizistischen Ausrichtung zurückgedrängt. Diese Haltung wird insbesondere durch den Einsatz von durchgehenden Fensterpfeilern betont.

Das Team Stiegholzer & Kastinger war darüber hinaus jedoch vor allem auf dem Gebiet des Wohnungsbaus tätig, wobei sich Stiegholzer insbesondere mit dem Siedlungsbau beschäftigte und dazu auch einige Schriften publizierte. Vorbildliche Lösungen gelangen dem Team auch auf dem Gebiet des städtischen Wohnungsbaus. Beispielgebend dafür ist das Wohnhaus Wien 9, Alserbachstraße 15, dessen gestaffelte Fassade, die durch Fensterbänder gegliedert wird, von einer großen Transparenz geprägt ist.

Stiegholzer, der noch in den Wiederaufbaujahren mehrere Wohnbauten errichten konnte, war u.a. auch an der Errichtung eines der ersten Wohnhochhäuser (Wien 22, Kaisermühlendamm 1-5) nach internationalem Vorbild beteiligt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1926Frisiersalon „Jean“, Wien, o.O.
um 1926Wochendhaus am Preiner Gscheid, NÖ
1929WHA d. Gem.Wien, Wien 21, Gebauergasse 10 / Immengasse
1929WHA d. Gem.Wien, Wien 11, Mautner-Markhof-Gasse 10 (mit Erich Leischner; abgerissen)
1930WHA d. Gem.Wien, Wien 5, Fendigasse 19-21 (mit Herbert Kastinger)
1930Sommerhaus Sulz-Stangau, NÖ (mit Herbert Kastinger)
1930Verkaufsräume der Daimler-Puch AG, Wien 1, Schwarzenbergplatz 18 (mit Franz Schlacher)
um 1932Einfamilienhaus, Wien 19, Sandgasse (Nr. unbek.)
1932Miethaus, Wien 9, Alserbachstraße 15 (mit Herbert Kastinger)
1934Wohnhaus, Wien 9, Rummelhardtgasse 3 (mit Herbert Kastinger)
1934Stadtrandsiedlung Breitenlee, Wien 22, Ziegelhofstraße / Spargelfeldstraße (mit Herbert Kastinger)
1934-1935WHA für Polizeibeamte, Wien 14, Isbarygasse 5-7 (mit Erich Leischner)
1934-1935Wohnhaus, Wien 3, Reisnerstraße 10 / Beatrixgasse 23
1935Wohnhäuser, Wien 7, Lerchenfelderstraße 81-85 (mit Herbert Kastinger)
1937Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 17-19
1937Miethaus, Wien 7, Seidengasse 15-17
1938Wohn- u. Geschäftshaus Wien 1, Postgasse 1-3
1948WHA d. Gem.Wien, Wien 12, Vierthalergasse 11-17
1952WHA d. Gem.Wien, Wien 12, Wilhelmstraße 20-26
1956WHA d. Gem.Wien (Assanierung Erdberg), Wien 3, Hainburger Straße 70 / Leonhardgasse 2 (Mitarbeit)
1957-1958WHA, Wien 3, Fiakerplatz (ein Bauabschnitt, Mitarbeit)
1958Hochhaus „Georg-C.-Marshall-Hof“, Wien 22, Am Kaisermühlendamm 1-5
1958WHA d. Gem.Wien, Wien 22, Schüttaustraße (4. Bauteil)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1925-1926Arbeitsamt für Bauarbeiter, Wien 16, Herbstraße 6-10 / Ludo Hartmann-Platz 13 (mit Herbert Kastinger; nicht erhalten)
1929-1931Arbeitsamt für Metall- u. Holzgewerbe, Wien 5, Siebenbrunnenfeldg. 20 / Obere Amtshausgasse 1-7 (mit Herbert Kastinger)
1949Volksschule Per-Albin-Hansson-Siedlung, West Wien 10, Favoritenstraße

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
ab 1931Umbau und Adaptierung Brauhof, Wiener Neustadt, NÖ
1935Chemische Fabrik in Floridsdorf, Wien 21

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1925-1926Inneneinrichtung Arbeitsamt für Bauarbeiter, Wien 16, Herbststraße 6-10 / Ludo Hartmann-Platz 13
1929-1931Inneneinrichtung Arbeitsamt für Metall- u. Holzgewerbe, Wien 5, Siebenbrunnenfeldg. 20 / Obere Amtshausgasse 1-7
1931Inneneinrichtung, Brauhof in Wiener Neustadt, NÖ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1923Bahnhofsumbau Linz (Wettbewerb; mit Herbert Kastinger)
1933Dr. Ignaz-Seipel-Gedächtniskirche (Wettbewerb)
1935Dollfuß-Denkmal, Wien 1, Ballhausplatz (Wettbewerb; mit Herbert Kastinger)
1936Kampfstätte für Auto-, Rad- u. Pferdesport in Wien 11, Olympiade Berlin (Wettbewerb, 3.Preis; mit Herbert Kastinger)
1938Ausstellungs- und Messegelände Wien 2, Prater (Ideenskizzen)
1954Kraftwerk Ybbs-Persenbeug (Wettbewerb, 3.Preis; mit Friedrich Lang)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Stiegholzer: Der Siedler. Wien 1933
H. Stiegholzer: Zur staatlichen Siedlungsbauförderung im Jahre 1934. In: Der Baumeister 1.1934, , H.8, S.3ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; Matrikensammlung der Pfarre St. Elisabeth
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Sekundärquellen

LITERATUR:
B. Grimschitz: Die Bauten der Arbeitsämter für die Metall- u. Holzindustrie in Wien von H. Stiegholzer u. H. Kastinger. In: Bau- u. Werkkunst 7.1930/31, S.101ff
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
H. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
O. Kapfinger: Kurze Blüte, Schäbiges Ende, Bauten d. Wiener Moderne. In: Die Presse 20./21.8.1988
Kommunaler Wohnbau in Wien Aufbruch 1923–34 Ausstrahlungen (Ausst.Kat.). Wien 1978
St. Plischke: Ein Hauch des Großstädtischen, das Assanierungsgebiet Operngasse. In: Kunst und Diktatur (Kat.). Baden 1994, S.224ff
Die Presse 15./16.7.1972, S.4 (H. Stiegholzer zum Prof. ernannt)
Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien. Wien 1960
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
L. W.: Arbeiterhäuser in Wien. Architekten H. Stiegholzer u. H. Kastinger, Wien (Arbeitsamt f. Holzindustrie). In: Bauwelt 1932, H.23, Beil., S.1ff

HINWEISE AUF WERKE:
Architektur und Bautechnik
18.1931, S.125ff (Verkaufslokal Daimler Puch AG)
20.1933 (2.Teil), S.15f (Einfamilienhaus Wien 19, Sandg.)

der aufbau
5.1950, S.331 (Per-Albin-Hansson-Schule)
16.1961, S.90f (WHA Wien 20, Schüttaustr.)

Der Bau
1950, S.62ff (Volksschule der Per-Albin-Hanson-Siedlung)

Deutsche Bauzeitung
1927, S.833ff (Arbeitsamt für Baugewerbe)

Österr. Bauzeitung
3.1927, S.727ff (Arbeitsamt für Baugewerbe)

Österreichische Bau- u. Werkkunst
3.1926/27 S.283ff (Arbeitsamt des Baugewerbes)
4.1927/28, S.226 (Frisiersalon Jean)
5.1928/29, S.10f (Wochenendhaus am Preiner Gscheid)
7.1930/31, S.305ff (Umbau u. Einrichtung Brauhof Wr. Neustadt)
8.1931/32, S.48 (Wohnhaus Alserbachstr.) / S.129 Sommerhaus Sulz-Stangau)

Österr. Kunst
3.1932, H.11, S.29 (Arbeitsamt für Metallarbeiter u. ein Wohnhaus)
4.1933, H.7/8, S.26 (Wohnhaus Wien 9, Alserbachstr. 15)
6.1935, H.5, S.1f (Wohnhäuser für Polizeibeamte, Wien 14, Isbarystr.)
9.1938, H.5, S.30ff (WHA Wien 7, Seidengasse 15-17)

Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege
50.1996, S.481 (Arbeitsamt für Metall- u. Holzindustrie, Wien 5, Embelgasse)

profil
2.1934 S.275 (Siedlungshaus Breitenleerstr.)
3.1935, S.300ff (Wohnhaus Wien 7, Lerchenfelder Str.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Czeike 5; DBE 9, H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005
E. Kamper: Lexikon der 12.000 Olympioniken. Graz 1975

INTERNETLINKS:
www.spoe.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 18.10.2007
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