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Andreas Streit

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.07.1840 - † 20.01.1916
Geschlecht: m
Geburtsort: Liberec
damaliger Name: Habendorf bei Reichenberg
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Reichenau a.d. Rax, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: k.u.k. Oberbaurat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Publizist
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1857Oberrealschule Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ
1857-1859Polytechnikum Prag
1859-1861Polytechnikum Wien
1861Bauschule der königlichen Akademie in München
1862-1865Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Van der Nüll und Siccardsburg)
o.J.Praktikant in diversen Baubüros in Deutschland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1868-1871Assistent an der Technischen Hochschule Wien
ab 1871selbständiger Architekt in Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1879Verleihung des Bürgerrechts von Wien
1881-1894Wiener Gemeinderat (Bau- und Wasserversorgungskommission)
1883-1897Mitglied d. Theaterlandeskommission für Niederösterreich
1882Ritter des Franz-Josefs-Orden
1883königl. norwegischer Olaf-Orden
1884Ritterkreuz des königl. bayerischen Verdienstordens
1884Baurat
1884Bayr. Verdienstorden vom Hl. Michael, Officier de l’Instruction publique
1901königlich preussischer Orden 3.Klasse
1905Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses
1906Oberbaurat
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Mitgliedschaften
ab 1862Wiener Bauhütte (Mitbegründer und wiederholt Obmann)
ab 1872Genossenschaft bildender Künstler Wiens (zeitweise Vorstand; 1905 Ehrenmitglied, 1894 Gründungsmitglied und zeitweise Obmann des Architekten-Clubs, o.J. Aquarellisten-Club)
ab 1869Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1908Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Andreas Streit wurde als Sohn eines Textilfabrikanten in Nordböhmen geboren. Er erhielt eine umfassende fachliche Ausbildung in Prag, München und Wien. Noch zur Zeit seines Studiums an der Wiener Akademie gründete er den Architektenverein „Wiener Bauhütte“.

Ab Anfang der 1870er Jahre als selbständiger Architekt in Wien tätig, galt Streit vor allem als Spezialist für repräsentative Bauten der späten Ringstraßengesellschaft. Aufgrund seiner zahlreichen anderen Aktivitäten war jedoch Streits Tätigkeit als Architekt etwas eingeschränkt. So engagierte er sich als Gemeinderat in der Wiener Kommunalpolitik und spielte auf Grund seiner intensiven Tätigkeit für die Vereinigung bildender Künstler im Wiener Kunstbetrieb des ausgehenden 19.Jh.s generell eine bedeutende Rolle. Streit war auch häufig Juror und gehörte des öfteren Komitees für internationale Ausstellungen an.

In enger Freundschaft mit dem Maler Hans Makart verbunden, war Streit auch Mitgestalter des sogenannten „Makartfestzuges“ anlässlich der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares und übernahm nach Makarts Tod 1884 die Vormundschaft über dessen Kinder. Streit schrieb auch Werke über Bühnen- und Theaterbauten und veröffentlichte Beobachtungen über Hagel und Gewitterwolken, die sogenannten „Streit’schen Wolken“. Des Weiteren war er auch Redaktionsmitglied der vielbändigen Schrift „Die Monarchie in Wort und Bild“ (bekannt als „Kronprinzenwerk“) und der Fachzeitschrift „Der Bautechniker“.

Streit, der in seinen letzten Lebensjahren nur mehr selten als Architekt tätig war, ist im 76.Lebensjahr gestorben.
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Stellenwert
Streit gehörte zu den maßgeblichsten Architekten des Wiener Späthistorismus. Seine prunkvollen Palais und Miethäuser, die das Repräsentationsbedürfnis der Ringstraßengesellschaft reflektieren, bedienten sich zumeist der Formensprache der Neorenaissance oder des Neobarock. Sehr oft zeichneten sie sich auch durch reichen skulpturalen Schmuck und aufwändige Treppenhäuser aus. Das bedeutendste Beispiel dieser Ausrichtung ist das „Palais Equitable“ in Wien 1, Stock-im-Eisen-Platz 3, das für eine amerikanische Versicherungsgesellschaft errichtet wurde. Durch die Konzeption des Baus als Werbeträger wurden hier bereits moderne Marketingstrategien übernommen. Die Fassade, die sich an barocken Vorbildern orientierte, erhielt mittels des Einsatzes unterschiedlicher Steinverkleidungen einen betont polychromen Akzent. Durch eine umfassende skulpturale Ausgestaltung, deren Ikonographie auf die Lokalgeschichte bzw. auf die Versicherungsgesellschaft Bezug nahm, wurde das Bürohaus zum Monumentalbau nobilitiert. Dem entsprach auch die reich mit Marmor und Mosaiken verkleidete Säulenhalle des Treppenhauses.

Mit dem Aufkommen der frühen Moderne am Beginn des 20.Jh.s schwand Streits Bedeutung als Architekt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1874-1975Miethaus, Wien 3, Rennweg 7- 9
1872Hoftrakt des Miethauses Wien 4, Graf Starhemberg-Gasse 24
1875Miethaus, Wien 3, Metternichgasse 11
1876-1877Miethaus, Wien 3, Veithgasse 11
1877-1880Palais Miller v. Aichholz, Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 36 (ehemals Heugasse, nicht erhalten)
1883Miethaus, Wien 3, Marokkanergasse 16
1887-1891Wohn- u. Geschäftshaus, „Palais Equitable“, Wien 1, Stock-im-Eisen-Platz 3
1893Umbau Villa Schratt, Wien 13, Gloriettegasse 9
1905Miethaus, Wien 7, Burggasse 60
o.J.Umbau des Palais Stracig bei Görz, Küstenland / Gorizia, I
o.J.Wohnhaus des Herzogs Nikolaus von Württemberg

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1875-1877Synagoge Floridsdorf, Wien 21, Holzmeistergasse
1881-1882Umbau und Zubau des Künstlerhauses Wien 1, Karlsplatz 5 (mit Friedrich Schachner)
um 1888Grabmal Familie Goldstein, Wiener Zentralfriedhof
1891-1892Allgemeine Polyklinik, Wien 9, Mariannengasse 8-10
1898-1901Deutsches Gymnasium, Mährisch-Ostrau, Mähren / Ostrava, Ceskobratrska 16, CZ (1.Preis)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1875Textilfabrik Tylex, Lettowitz, Mähren / Letovice, CZ, Brnenska 3

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1878künstler. Leitung (mit Hans Makart) des Festzugkomitees zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares in Wien

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
um 1865Parlamentsgebäude in Haag, NL (Wettbewerb, eine Anerkennung)
um 1870Armenversorgunghaus in Berlin, D (Wettbewerb)
um 1870Genossenschaftshaus der Tuchmacher in Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (Wettbwerb)
1876Theater in Karlsbad, Böhmen / Karlovy Vary, CZ (Wettbewerb, 2.Preis)
um 1885Mozart-Denkmal auf dem Karlsplatz, Wien
1889Raimund-Denkmal in Wien
1893Bebauungsplan für das Stubenviertel in Wien (Wettbewerb, 3.Preis)
1894evangelische Kirche Troppau, Ö.-Schlesien / Opava, CZ (Wettbewerb, 1.Preis)
1901Hotel in Baden bei Wien, NÖ (Wettbewerb, eine Anerkennung)
1901Realschule Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice, CZ (Wettbewerb, 2.Preis, mit Rudolf Sowa)
1902Volksschule in Teschen, Ö.-Schlesien / Cesky Tecin, CZ (Wettbewerb, 3.Preis)
1902Amtshaus Wien 20 (Wettbewerb, 2. Preis)
1903Postsparkassa, Wien 1 (Wettbewerb)
1906Hotel in Klausenburg, Siebenbürgen / Cluj, RO (Wettbewerb, ein Ankauf)
1906Postgebäude in Teschen, Ö.-Schlesien / Cesky Tecin, CZ (Wettbewerb, 1.Preis)
1906Kolonnaden in Karlsbad, Böhmen / Karlovy Vary, CZ (ein Ankauf)
1906Schulhaus in Turn bei Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice, CZ (eine Anerkennung)
1906Kuranlage in Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice, CZ (Wettbewerb, Ankauf)
1906Rathaus Pettau, Stmk. / Ptuj, SLO (Wettbewerb, eine Anerkennung)
1910Kurhaus Karlsbad, Böhmen / Karlovy Vary, CZ (Wettbewerb)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
A. Streit: Das Theater in Wien. Wien 1903

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; WrStLA (Biograf. Sammlung); KHA des WrStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Deutsche Bauzeitung 50.1916, S.76 (Nachruf)
B. Fiala: Der Wiener Gemeinderat 1879-83. Diss. Wien 1974
E. Hofmockl: Wiener Heilanstalten. Wien 1910
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20. Jhds. 2 Bde. Wien 1906
C.v. Lützow / L. Tischler: Wiener Neubauten, 3 Bde. Wien 1876-1891
Neues Wiener Tagblatt 15.7.1910, Oberbaurat Andreas Streit zum 70. Geburtstag
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: technischer Führer durch Wien. Wien 1910
M. Rosemann: Materialien zur Geschichte der Entstehung des Kultusgemeindebezirkes Wien XXI, in: Die Wahrheit 1927, H.34, S.9
M. Steffal: Die Tätigkeit des Wiener Gemeinderats 1889-1892. Diss. Wien 1974
J. Vybiral: Die Geburt einer Großstadt, Architektur von Mährisch-Ostrau 1890-1938. Ostrava 2001, S.18f
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde, Wien 1999-2000

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
6.1900, S.17, T.13 (Gymnasium Mährisch-Ostrau)
9.1903, T.10 (Entwurf Amtshaus 20.Bezirk)
12.1906, T.85 (Postgebäude in Teschen)

Architekten und Baumeisterzeitung
10.1901, Nr.34, S.1 (Miethaus Wien 7, Burgg. 60)

Der Bautechniker
20.1900, S.977f u. S.1001f (Gymnasium Mährisch-Ostrau)
23.1903, S.42f (Entwurf Staatsrealschule Teplitz-Schönau) / S.65f (Schulgebäude in Teschen)
25.1905, S.925f (Wohn- Geschäftshaus, Wien 7, Burggasse 60)
26.1906, S.105f (Entwurf Hotel in Klausenburg) / S. 193f u. S.217f (Entwurf Kuranlage Teplitz-Schönau) / S.998f (Entwurf Postgebäude Teschen)

Deutsche Bauzeitung
10.1876, Nr.67, S.332 (Theater Karlsbad)

WBIZ
6.1889, S.429, T.78 (Haus Weizer, Wien 3, Heugasse)
8.1891, S.435 u. 9.1892, S.323, T.60 (Palais Equitable, Wien 1, Stock-im-Eisen-Platz)

Wochenschrift des ÖIAV
13.1888, S.90 (Umbau des Wiener Künstlerhauses)
16.1891, S.391ff (Palais Equitable, Wien 1, Stock-im-Eisen-Platz)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio 1; Dehio 2; Dehio 3
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB 32; Czeike 5
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 23.01.2009
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