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Karl Troll

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.11.1865 - † 30.12.1954
Geschlecht: m
Geburtsort: Oberwölbling, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Anton T., Zimmermeister
Mutter: Theresia, geb. Endl
Ehe (1893) Anna Theresia Weiser
Kinder: Edith, verh. Simon (1895-1984); Karla, verh. Hanff; Senta, verh. Bauer
Bürogemeinschaft: ca. 1905-1918 mit Johann Stoppel (Wien 8, Piaristengasse 13)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1886Abschluss Staatsgewerbeschule Wien (daneben Textilzeichner)
1886-1889Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Friedrich v. Schmidt).
um 1892Studienreise nach Italien und Deutschland (Studium der alten Dome)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1893-1905Mitarbeiter im Büro von Franz v. Neumann
ab 1905als freiberuflicher Architket in Zusammenarbeit mit Johann Stoppel tätig
1926Befugnis zum Zivilarchitekt
1929/30Lehrtätigkeit an der Staatsgewerbeschule, Wien 1
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Auszeichnungen und Ämter
1889Spezialschulpreis
1890Staatsreisestipendium (Rom-Preis)
1901Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
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Mitgliedschaften
ab 1902Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (o. J. Mitglied des Architekten-Clubs)
ab 1905Wiener Bauhütte (Ausschussmitglied)
ab 1908Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Karl Troll stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Als Sohn eines Zimmermanns in Niederösterreich geboren, wurde er zur Ausbildung nach Wien geschickt, wo er die Staatsgewerbeschule besuchte. In Anschluss daran studierte er an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule Friedrich v. Schmidts. Bereits als Student beschäftigte er sich insbesondere mit dem mittelalterlichen Kirchenbau und machte bald auf seine Begabung aufmerksam. Schon während des Studiums errang er mehrere Preise und und erhielt schließlich als Jahrgangsbester das renommierte Staatsreisestipendium, das ihm eine längere Studienreise nach Italien und Deutschland ermöglichte, wo er zahlreiche Bauaufnahmen von alten Kirchen und Domen anfertigte.

Anfang der 1890er Jahre trat Karl Troll in das Atelier von Franz v. Neumann ein, wo er mit der Projektierung von zahlreichen Villen, Wohnhäusern und Kirchen befasst war, darunter die Antonskirche in Wien 10, für deren Mitarbeit er das Goldene Verdienstkreuz mit Krone erhielt. Daneben arbeitete er auch bereits selbständig. Zumeist in Zusammenarbeit mit anderen Kollegen beteiligte er sich an zahlreichen Wettbewerben und konnte seine ersten Projekte realisieren, wie die städtische Bürgerschule Wien 10, Antonsplatz 11-12 oder die evangelische Kirche in Mährisch-Ostrau. Nach dem Tod Neumanns machte er sich endgültig selbständig und ging eine Ateliergemeinschaft mit Johann Stoppel ein, der gleichfalls ein langjähriger Mitarbeiter Neumanns war und seine Ausbildung bei Theophil Hansen erhalten hatte. Das größte Projekt des gemeinsamen Büros war die Bauleitung und Vollendung der Donaufelder Pfarrkirche (Wien 21, Kinzerplatz) nach den Entwürfen Franz v. Neumanns, die sie nach dessen Tod übernommen hatten. Darüber hinaus beteiligten sie sich intensiv an zahlreichen Wettbewerben, jedoch kam kein einziger ihrer Entwürfe zur Realisation. Troll war außerdem ein führender Mitarbeiter der „Wiener Bauhütte“, in deren Organ er viele seiner Bauaufnahmen publizierte.

Mit dem Zusammenbruch der Monarchie begann für Karl Troll der soziale Niedergang. Nachdem gegen Kriegsende sein Partner Johann Stoppel gestorben war, dürfte er seine Selbständigkeit aufgegeben und nur mehr als Angestellter gearbeitet zu haben, da kein einziger Bau unter seinem Namen in der Zwischenkriegszeit dokumentiert ist. Die Erreichung der Befugnis zum Zivilarchitekt und eine kurze Lehrtätigkeit an der Staatsgewerbeschule sind die einzigen Spuren seiner Tätigkeit in diesen Jahren. Die völlige Verarmung Trolls dokumentiert ein Schreiben von Alfred Castelliz (der seinerzeit bei einigen Projekten mit Troll zusammengearbeitet hatte) an Josef Plecnik zu Weihnachten 1936, in dem er mitteilt, dass er Troll Bleistifte und Papier geschenkt hätte, damit dieser wenigstens zeichnen könne. Troll, der verheiratet war und drei Töchter hatte, ist zuletzt hoch betagt im 89. Lebensjahr in Wien gestorben.
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Stellenwert
Karl Troll, der seine Ausbildung bei Friedrich von Schmidt erhalten hatte, gehörte in seiner Ausrichtung noch weitgehend dem Historismus an, nahm in seinem Spätwerk jedoch auch bereits Elemente der zeitgenössischen Moderne auf.

Auf den Kirchenbau spezialisiert, löste sich Troll bemerkenswerterweise sehr bald von der Gotikrezeption in der Tradition Friedrich v. Schmidts und setzte sich vor allem mit dem Thema des antiken Zentralkuppelbaus auseinander, das die meisten seiner Entwürfe für Sakralbauten und Gedenkstätten prägt. Dem Eklektizismus der Zeit entsprechend, wandte er dabei zumeist das Formenrepertoire der italienischen Renaissance an (Friedhofsentwurf für Marburg), übernahm aber auch Elemente, die von der damals aktuellen
Wagner-Schule ausformuliert worden waren (Entwurf einer Ruhmeshalle auf dem Leopoldsberg). Allerdings sind nahezu alle seine Entwürfe Papierarchitektur geblieben.

Der wichtigste Auftrag in der relativ kurzen Zeit der Arbeitsgemeinschaft mit Johann Stoppel war die sich über Jahre hinziehende Bauleitung und Vollendung der Donaufelder Pfarrkirche (Wien 21, Kinzerplatz), die sie als Mitarbeiter Franz v. Neumanns nach dessen Tod, sozusagen als Vermächtnis, übernommen hatten. Die Planungsarbeiten, die bereits auf das Jahr 1893 zurückgingen, waren mehrmals geändert worden, da das ursprüngliche ehrgeizige Vorhaben, hier einen neuen Bischofssitz zu errichteten, aufgegeben und man sich – nach der Eingemeindung von Floridsdorf 1904 – mit dem Bau einer Pfarrkirche begnügen musste. Neumann, der kurz nach Baubeginn verstorben war, hatte in der Tradition Friedrich v. Schmidts einen neugotischen Backsteinbau entworfen, zu einer Detailplanung hinsichtlich der Einrichtung war es jedoch nicht mehr gekommen. Während Stoppel und sein Partner Troll beim Bau den Entwurf von Neumann zur Realisation brachten, hatten sie daher bei der Innenausstattung freie Hand, ebenso bei der Errichtung des benachbarten Pfarrhofs, der mit zwei seitlich gesetzten Miethäusern als städtebauliches Ensemble gedacht war. In der Folge entwarfen Troll und Stoppel die komplette Ausstattung der Kirche, die von einer gekonnten Balance von historisierenden Anlehnungen und zeitgenössisch jugendstilartigen Einflüssen geprägt war. Eher konventionell waren hingegen die Entwürfe des Ateliers für kleinere Kirchenprojekte, die noch völlig in der historistischen Tradition standen.

Im Rahmen der Partnerschaft scheint der jüngere und ehrgeizigere Troll die maßgebliche Persönlichkeit gewesen zu sein.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1905Wohn- u. Geschäftshaus „Roter Turm“, Wien 2, Obere Donaustraße 99 (mit Heinrich u. Wilhelm Wohlmeyer)
1910-1914Pfarrhof der Donaufelder Pfarrkirche mit zwei anliegenden Miethäusern, Wien 21, Kinzerplatz
1914Villa Brünner (mit Johann Stoppel)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1902Städtische Bürgerschule Wien 10, Antonsplatz 11-12 (1.Preis, mit August Rehak)
1905-1907evangelische Kirche Mährisch-Ostrava, Mähren / Ostrava, CZ, Ceskobratrska (2.Preis, mit Ludwig Faigl)
1904-1914Donaufelder Pfarrkirche, Wien 21, Kinzerplatz (Bauleitung und Vollendung gemeinsam mit J. Stoppel nach einem Entwurf Franz v. Neumanns, Ausf. Johann Schmalzhofer)
1910-1911Kath. Kirche in Grillenberg (Bez. Baden), NÖ (mit J. Stoppel)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1910-1914Innenausstattung der Donaufelder Pfarrkirche Wien 21, Kinzerplatz

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1898reformierte Kirche in Aussersiehl bei Zürich, CH (Wettbewerb, mit August Rehak)
1898Kaiser-Franz Josef-Jubiläumskirche, Wien (Wettbewerb, 3. Preis)
1901Kirche am Zentralfriedhof Wien, Simmering (Wettbewerb, mit Alfred Castelliz)
1901Vorentwurf Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum, Wien, Karlsplatz (Wettbewerb)
1901Entwurf zur Wiederherstellung des Domes St. Peter u. Paul in Brünn / Brno, CZ (Wettbewerb, 3.Preis)
1903Evang. Kirche, Innsbruck, Tirol (Wettbewerb, 3.Preis)
1903Friedhofskapelle Salzburg (Wettbewerb, 2.Preis)
1904Ruhmeshalle auf dem Leopoldsberg in Wien (mit Franz Biberhofer)
1915Apostelkirche (Idealentwurf)
1929Festsaal der Technischen Hochschule Wien
Projekte mit Johann Stoppel:
1909Kirche in Wigstadtl, Ö.Schlesien / Vitkov, CZ (Wettbewerb)
1912Evang. Kirche Wien 2, Am Tabor (Wettbewerb)
1913Kaiser Franz Josef-Stadtmuseum an der Schmelz (Wettbewerb)
1910Neusimmeringer Pfarrkirche Wien 11 (Wettbewerb)
1914Dekanatskirche in Lissa / Vis, HR (Wettbewerb, 3.Preis)
1915Österr. Völker- u. Ruhmeshalle auf dem Burgstall, Wien, Kahlenberg (Wettbewerb)
1915Abschluss des Schottenringes in Wien (Wettbewerb)
1916Kath. Kirche in Bodenbach a.d. Elbe, Böhmen / Podmokly, CZ (Wettbewerb)
1916Friedhof Marburg, Stmk. / Maribor, SLO (Wettbewerb)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; Achleitner-Archiv (Nachlaß R. Schmidt); Archiv Adler; Wien Museum (Konvolut von 11 Plänen); Matrikenstelle Pfarre St. Gertrud, Wien 18
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Fellner v. Feldegg: Troll und Stoppel. In: WBIZ 34.1916/17. S.1ff
I. Scheidl: Schöner Schein. Wien 2003
Das ungebaute Wien 1800-2000: Projekte für die Metropole (Ausst.Kat.). Hrsg.: Historisches Museum der Stadt Wien. Wien 1999, S.146 u. S.220f
J. Vybíral: Die Geburt einer Großstadt, Architektur von Mährisch-Ostrau 1890-1938, Ostrava 2001, S.36f
W. Wagner: Österreichs reale Utopien. Wien 2000, S.130f

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
4.1898, S.14, T.28 (evang. Kirche in Aussiehl)

Allg. Bauzeitung
67. 1902, S.61f (Entwurf Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum)

Architekton. Rundschau
17. 1901, H.10, T.76, H.11, T.85 (Entwurf Zentralfriedhofskirche)

Deutsche Konkurrenzen
4. 1898, S. 14f, T.28 (Entwurf Kirche in Aussiehl)

Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst
8.1901, S.27f, T7f (Doppelbürgerschule Wien 10, Antonsplatz)

Neubauten und Concurrenzen
3.1897, S.84 (Konk.Entw. Schule in Favoriten)

WBIZ (Wiener Bauindustrie-Zeitung)
18.1901/02, T.60 (Bürgerschule Wien 10, Antonspl.)
33. 1915/16, S.54 f, T.52f (Friedhof in Marburg) / S.60, T.61 (Entw. Apostelkirche)
34.1916/17, S.1, T.3 (Entw. Kirche in Wigstadtl) / S.2 u. S.6 (Entw. Städt. Museum auf d. Schmelz, u. Schottenringabschluß) / S.4, T.8 (Entw. Kriegerdenkmal); S.4, T.5 (Simmeringer Pfarrkirche) / S.8 (Kirche in Grillenberg) / S.27ff, T.26f (Kirche in Floridsdorf) / S.33 (Villa Brünner) / S.74, T.71f (Kirche in Bodenbach) / T.69 (Entw. Kirche Wien 2, Am Tabor)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.); Dehio/NÖ Süd
Dresslers Kunsthandbuch. Berlin 1930
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

INTERNETLINKS:
www.museum.vienna.at; www.pfarre-donaufeld.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 11.05.2007
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