A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Heinrich Vana

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 05.12.1889 - † 22.12.1967
Geschlecht: m
Geburtsort: Kutná Hora
damaliger Name: Kuttenberg, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Johann V., Bautischler
Mutter: Katharina Koubek
Ehe (1920) mit Margarete, geb. Jorgo (1894-1978)
Kinder: Heinrich V. (*1921); Dr. Kurt V. (*1923), Architekt
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Maurerlehre
1908-1910Staatsgewerbeschule Wien (Werkmeisterschule)
1920-1923Studium an der Akademie der Bildenden Künste (Meisterschule Friedrich Ohmann)
Studienreisen u.a. nach Istanbul, Athen, Italien, Paris, Schweiz und Belgien
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1914-1918Kriegsdienst (nach einer Verwundung bei der Befestigungsbaudirektion angestellt)
ab 1916als Bautechniker tätig
ca.1923-1924Mitarbeiter bei der Fa. Michna & Herzberg
ab 1924selbständiger Architekt
1933Befugnis zum Zivilarchitekt
ab 1948assoziiert mit seinem Sohn Dr. Kurt Vana
top
Auszeichnungen und Ämter
1922Friedrich-Schmidt-Preis
1923Spezialschulpreis
o.J,gerichtlich beeideter Sachverständiger
top
Mitgliedschaften
ab 1925Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
ab 1946Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
top
Vita
Heinrich Vana wurde 1889 als Sohn eines Bautischlers und einer Fabriksarbeiterin in Böhmen geboren. Da die Mutter früh verstarb, wuchs er als Halbwaise bei einer Tante auf. Mit acht Jahren wurde er zu seinem Vater, der inzwischen in die Reichshauptstadt gezogen war, um hier Arbeit zu finden, nach Wien geschickt. In ärmlichsten Verhältnissen lebend mussten die beiden zum Teil ihr Dasein als „Bettgeher“ (eine Art von Untermieter, die jedoch nur die Betten benutzen durften) fristen. Nachdem Heinrich Vana eine Maurerlehre absolviert hatte, war an eine weitere Ausbildung vorerst nicht zu denken und er musste als Maurer arbeiten. Erst als Neunzehnjähriger konnte er in Abendkursen die Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule besuchen, um sich fachlich fortzubilden.

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Heinrich Vana eingezogen und nach einer Verwundung zur Befestigungsbaudirektion überstellt. Diese fachspezifische Beschäftigung bewirkte eine endgültige Weichenstellung in seiner Berufslaufbahn. Nach Kriegsende studierte der bereits über Dreißigjährige an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule Friedrich Ohmanns. Mehrere Schulpreise bestätigten seine Begabung. Nach Studienabschluss arbeitete er noch kurze Zeit in einem Baubüro, um sich Mitte der 20er Jahre schließlich selbständig zu machen. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation erhielt er gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als freier Architekt einige Aufträge für Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien, denen mehrere erfolgreiche große Bauaufgaben, wie ein Erweiterungsbau des Krankenhauses in Hartberg (Stmk.) und verschiedene Volksheime, folgten. Daneben war er auch immer wieder mit der Planung von Privatwohnhäusern und Geschäftslokalen befasst. Durch gute Kontakte zu Gastronomie und Lebensmittelindustrie wurde außerdem die Planung von Restaurants und Fabriksbauten ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte Heinrich Vana, da er für den Militärdienst schon zu alt war, sein Büro weiterführen, das mit der Planung einiger Industrieanlagen ausgelastet war. Nach Kriegsende setzte er seine Arbeit nahezu unmittelbar fort, wobei ab Ende der 40er Jahre sein Sohn Dr. Kurt Vana sein Partner wurde. Weiterhin gehörten Wohnbauten und Fabriken für die Lebensmittelindustrie zu seinen wichtigsten Projekten. Aufgrund seiner Verbundenheit mit der österreichischen Sozialdemokratie wurde Heinrich Vana auch zum Hausarchitekten der SPÖ. Neben der Errichtung zahlreicher Parteilokale und parteinaher Institutionen, wurde er insbesondere auch mit der Ausgestaltung diverser Parteitage betraut. 1960 zog sich Heinrich Vana schließlich ins Privatleben zurück und starb im 78. Lebensjahr in Wien. Sein Atelier, das vom Sohn Kurt und später von seinem Enkel Dr. Gerhard Vana erfolgreich weiter geführt wurde, besteht bis heute.
top
Stellenwert
Heinrich Vana, dessen Schaffensphase rund vierzig Jahre umfasst, steht für eine Architektengeneration, die beginnend in den harten Zeiten nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie, bis in die goldene Ära der Wiederaufbaujahre nach den Zweiten Weltkrieg tätig war.

Demgemäß ist Heinrich Vanas Frühwerk, insbesondere seine Wohnhausanlagen für das „Rote Wien“ in seiner romantischen Grundhaltung noch stark vom Dekorativismus seines Lehrers Friedrich Ohmann geprägt (WHA Wien 14, Goldschlagstraße 139). In Auseinandersetzung mit den damals aktuellen Strömungen löste sich Vana sehr bald von diesen Einflüssen und entwickelte eine für die Wiener Zwischenkriegszeit typische moderate Anpassung an die zeitgenössische Moderne. Dies manifestiert sich an der elegant geschwungenen Betonkonstruktion der Liegehalle des Landeskrankenhauses Hartberg oder auch an der transparenten Leichtigkeit der Geschäftslokale, die Vana in den 30er Jahren errichtet hat (Ladenportal der Bäckerei Schrott).

Diese Haltung fand auch in der Nachkriegszeit ihre Fortsetzung. Allerdings waren viele Projekte dieser Jahre aufgrund strikter ökonomischer Zwänge von einer unprätentiösen Schlichtheit geprägt, dies betraf insbesondere den Wohnbau. Möglichkeit zur Entfaltung boten zumeist nur Bauvorhaben mit demonstrativem oder ephemerem Charakter. Als Beispiel zu nennen ist die um 1960 errichtete Radio- und Fernsehhalle auf dem Wiener Messegelände, die geprägt war von der Ästhetik der klassischen Moderne und durch ihre gläserne Transparenz überzeugte.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1919Villa Kopriva, Wien (Adresse unbek.)
1925WHA d. Gem.Wien, Wien 14, Goldschlagstraße 193-195
1928WHA d. Gem.Wien, Wien 14, Sebastian-Kelch-Gasse 4-6
1930WHA d. Gem.Wien, Wien 16, Ganglbauergasse 4-12 / Hyrtlgasse 5-13
um 1930Villa, Bad Fischau, NÖ (Adresse unbek.)
um 1932Café-Restaurant Simmering, Wien 11, Simmeringer Hauptstraße (Nr. unbek.)
1935Villa Schweinberg, Baden bei Wien, NÖ (Umbau)
1937Ladenportal Bäckerei Schrott, Wien (Adresse unbek.)
1939Geschäftslokal Reichert, Wien 9, Währingerstraße 21
1947Wohnhaus Böhm, Heidenreichstein, NÖ (Adresse unbek.)
1949Haus Anton Eminger, Wien-Salmannsdorf (Adresse unbek.)
1949Haus Rudolf Eminger, Wien 18, Waldeckgasse 19
1949-1950WHA d. Gem.Wien, Wien 18, Simonygasse 2b
1946-1948Umbau Meierei Stadtpark, Wien 1, Stadtpark

mit Kurt Vana und anderen:
um 1950Umbau Hübners Cobenzl, Wien 19
1950-1951WHA d. Gem.Wien, Wien 20, Jägerstraße / Brigittaplatz 9
1950-1951WHA d. Gem.Wien, Wien 10, Gellertplatz
1951WHA d. Gem.Wien. Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 60-64a / Hauffgasse
1951Direktionsvilla der Fa. Bensdorp, Wien 19, Weinberggasse
1953WHA d. Gem.Wien, Wien 19, Zerritschgasse 1-3 (mit Norbert Schlesinger)
1953-1954Haus Selinger, Wien 13, Genéegasse 12
1953-1955Siedlung Wien 19, Springsiedelgasse 34-32
1959Reisebüro Ruefa, Wien 1, Teinfaltstraße 18
1954Geschäftslokal Augarten, Wien 6, Mariahilfer Straße
um 1957WHA d. Gem.Wien, Wien 3, Erdbergstraße / Gestettengasse 1a-13 (Mitarbeit)
1959WHA d. Gem.Wien, Wien 3, Hofmannsthalgasse
um 1960Direktionsvilla der Reichert Werke, Wien 17, Dornbach
um 1960WHA d. Gem.Wien, „Wildgans-Hof“, Wien 3, Wildgansplatz
1961WHA d. Gem.Wien, Wien 21, Roda-Roda-Gasse 1 / Berlagasse (Mitarbeit)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1930Liegehalle, Landeskrankenhaus Hartberg, Stmk.
1931-1932Volkshaus Rudolfsheim, Wien 15 (Adresse unbek.)
um 1933Naturfreundehaus Wien 15, Diefenbachgasse 36 (stark verändert)
1937Eßlinger Pfarrkirche Wien 22, Eßlinger Hauptstraße 74 (Umbau)
1938-1939Rathaus Wimpassing, NÖ (Umbau)
1946Straßenpavillon der Sowjetischen Kommandantur, Wien 1, Burgring (nicht erhalten)
1947SP-Schulungsheim, Bisamberg, NÖ (Adresse unbek.)

mit Kurt Vana:
um 1950Messehalle für Weinkost, Wien 2, Messegelände (nicht erhalten)
1955Arbeiterkammer Wien, Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 20-22 (Wettbewerb, 1.Preis, Mitarbeit)
1950Volkshochschule, Wien 20, Raffaelgasse 9
1957Jugendheim der Methodistenkirche, Wien 16, Sechshauser Straße 56
1957Hernalser Volkskino, Wien 17, Elterleinplatz
1960Radio und Fernsehhalle auf dem Wiener Messegelände, Wien 2, Prater
um 1960Erweiterungsbau des Wilhelminenspitals, Wien 16, Montleartstraße 37
1961Nordosthalle (Inku-Pavillon) auf dem Wiener Messegelände, Wien 2

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1935Großfleischereibetrieb Otto Engel, Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 35
um 1936Epa-Werke (Möbelfabrik Pollak), Wien 12, Meidlinger Hauptstraße (diverse An- und Umbauten, 1948 neuerliche Umbauten)
1942-1945Optische Werke Reichert, Wien 17, Hernalser Haupstraße 219
1947-1948Hallenbauten der Inzersdorfer Nahrungsmittelwerke, Wien-Inzersdorf

mit Kurt Vana:
1949Kleiderfabrik Kubat, Wien 15, Matthias-Schönerer-Gasse 7
1949Fleischerei Berger, Wien-Eßling (Adresse unbek.)
1949-1960Ankerbrotwerke, Wien 10, Absberggasse 35 (diverse Um- und Anbauten, Großgarage, etc.)
um 1951Schokoladenfabrik Bensdorp, Wien 19, Krottenbachstraße
1953-1960Epa-Werke, Wien 10, Wienerbergstraße (Neubau)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
um 1932Genossenschaftsräume der Fleischselcher, Wien 1, Hegelgasse 8
1933Café-Restaurant Simmering, Wien 11, Simmeringer Hauptplatz
um 1935Restaurant Eminger, Wien 2, Praterstraße (1949 neuerliche Adaptierung)
1946Ausstellungsgestaltung UNRA (Lebensmittelhilfe der Amerikaner)
1948Fa. Augarten (Verkaufshalle auf der Wiener Messe ?)
1949Ausstellungsgestaltung der „Naturfreunde“, Wien 1, Künstlerhaus
1949SPÖ-Parteilokal, Wien 17, Hernals
um 1950SPÖ-Zentrale, Wien 1, Teinfaltstraße / Löwelstraße 18
um 1950Messerestaurant am Messegelände, Wien 2
ab 1951diverse WÖK-Lokale
diverse Wohnungseinrichtungen, SPÖ-Klublokale, SPÖ-Parteitage, Messepavillons etc.

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1933Hotel und Restaurant auf dem Kahlenberg, Wien 19 (Wettbewerb)
1946Republikdenkmal (Entwurf)
1950Kirche in Krems, NÖ (Wettbewerb)
1954Invalidenversicherungsanstalt, Wien (Wettbewerb)
1956Verbauungsplan Wien 21, Floridsdorf-Jedlesee (Wettbewerb, mit Kurt Vana)
top
Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Vana: Die neue Wiener Bauordnung und die Wohnungsreform. In: Die Wohnungsreform 1930, H.7, S.2f

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; WStLA; Achleitner-Archiv (AzW); Archiv Adler; Archiv Dr.Kurt Vana
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923 –34, Ausstrahlungen (Ausst.Kat.). Wien 1978
Das neue Wien (Hg. Gemeinde Wien), Bd.3. Wien 1927
H. Pemmer: Die Landstraßer Hauptstraße im Wandel der Zeit. Wien 1966
Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien. Wien 1960
Wiener Zeitung, Dez. 1967 (Nachruf)
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
der aufbau
5.1950, S.324 (WHA Wien 18, Simonyg.)
15.1960, S.431 (Radio- und Fernsehhalle auf dem Wiener Messegelände)
19.1964, S.53 (Erweiterungsbau des Wilhelminenspitals)

Österreichische Kunst
4.1933, H.2, S.22 (Genossenschaftsräume d. Fleischselcher u. Café Simmering)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
Repräsentanten der Industrie und Wirtschaft der 2.Österr. Republik. Wien 1957

LEXIKA:
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.vana-architekten.at; www.wien.spoe.at
top
Ausstellungen
1950„Einfamilienhaus“, Wien
top
Persönliche Mitteilungen
freundliche Auskunft Dr. Kurt u. Dr. Gerhard Vana/Wien (3.2.2006)
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung