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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 19.05.1864 - † 10.11.1945 | Geschlecht: m | Geburtsort: St. Pölten, NÖ | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | weitere Namen: Wohlmayer | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Josef W. (1815-1884), Baumeister
| Mutter: Franziska, geb.Lindtner (1830-19115)
| 12 Geschwister, u.a.: Johann (1850-1932), Abgeordneter im Reichstag; Heinrich sen.(1855-1929) Baumeister in Wien u. St.Pölten; Karl (1856-1929) Baumeister; Friedrich (1868-1949), Baumeister
| Ehe (1894) mit Karoline Olschinsky (*1872)
| Kinder: Wilhelm Paul (1896-1988) Architekt, Heinrich jun. (1897-1951) Architekt |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Unterrealschule
| o.J. | Staatsgewerbeschule Wien (Werkmeisterkurs)
| 1889-1892 | Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Friedrich v. Schmidt und Viktor Luntz) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ca.1893-1897 | im Generalregulierungsamt der Stadt Wien tätig
| ab ca.1900 | als Architekt und Bauunternehmer in Wien tätig |
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Mitgliedschaften
| ab 1892 | Wiener Bauhütte (1915 nicht mehr angeführt) |
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Vita
| Wilhelm Wohlmeyer, der aus einer niederösterreichischen Baumeisterfamilie stammte, wurde 1864 als das zehnte Kind von insgesamt dreizehn Geschwistern in St.Pölten geboren. Während der älteste der Brüder (Johann) als Abgeordneter in Wien Karriere machte, übernahm nach dem frühen Tod des Vaters der zweitälteste (Heinrich) die väterliche Firma. Der Familientradition entsprechend waren aber auch alle anderen Brüder im Baugewerbe tätig. Zudem heiratete eine der Schwestern (Franziska) einen St.Pöltner Baumeister namens Julius Peter Raab, dessen Unternehmen in die Firma Wohlmeyer eingebunden wurde. Ihr Sohn, Ing. Julius Raab jun. (1891-1974, österreichischer Politiker und Bundeskanzler), sollte später Alleininhaber der Firma werden, die bis heute besteht.
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| Erwartungsgemäß wurde Wilhelm Wohlmeyer für seine berufliche Ausbildung auf die Staatsgewerbeschule geschickt, durfte allerdings als einziger (vielleicht auch begabtester?) der Brüder an der Akademie der bildenden Künste weiter studieren. Wilhelm, der sein Studium noch in der Meisterschule Friedrich v. Schmidts begonnen hatte und nach dessen Tod bei Viktor Luntz fortsetzte, war allerdings ein wenig ambitionierter Student, der es verabsäumte, seine Abschlussarbeit fertigzustellen. Nur widerstrebend und möglicherweise in Hinblick auf dessen einflussreiche Verwandtschaft gab Viktor Luntz dem jungen Studenten schließlich ein positives Zeugnis. Wilhelm Wohlmeyer arbeitete nach seinem Studium für einige Jahre im Generalregulierungsamt der Stadt Wien und beteiligte sich in dieser Zeit auch erfolgreich an städtebaulichen Konkurrenzen. Daneben war er bereits als freier Architekt tätig und realisierte seine ersten Projekte. Gegen Ende der 1890er Jahre gab er seine Stelle im Planungsamt auf und machte sich endgültig selbständig, wobei er sich insbesondere auf den Wohnbau konzentrierte. Anfangs arbeitete er des öfteren mit seinem ehemaligen Studienkollegen Alfred Castelliz zusammen, späterhin mit seinem jüngeren Bruder Friedrich. Wilhelm Wohlmeyer, der vor allem auch als Bauunternehmer auftrat, war darauf spezialisiert, oft ganze Wohnblocks zu verbauen.
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| Der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie bedeuteten auch für Wilhelm Wohlmeyer und seine Firma, die sich jetzt weitgehend mit kleineren Bauaufgaben begnügen musste, einen dramatischen Einbruch. Aus der Zwischenkriegszeit sind daher nur wenige Bauten dokumentiert, die darüber hinaus auch zumeist in Zusammenarbeit mit seinen beiden Söhnen, Wilhelm Paul und Heinrich jun., die gleichfalls Architekten waren, entstanden sind. Wilhelm Wohlmeyer sen. ist kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im 81.Lebensjahr in Wien gestorben. Sein älterer Sohn, Wilhelm Paul, der sich in der NS-Zeit exponiert hatte, emigrierte nach dem Krieg nach Südamerika und war in der Folge in Bogota (Columbien) als Architekt tätig, wo er auch Ende der 80er Jahre verstarb. |
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Stellenwert
| Wilhelm Wohlmeyer war ein typischer Vertreter der Architektengeneration zwischen Späthistorismus und aufkommender Moderne. Entsprechend seiner Ausbildung bei dem sehr konservativen Viktor Luntz sind seine frühesten Bauten noch strikt einem historistischen Kanon verpflichtet (Miethaus, Wien 9, Althanstraße 7-9), zeigen jedoch auch bereits einige für den Architekten charakteristische Details, wie insbesondere den Einsatz von drei- oder vierteiligen Fenstern. Ein neobarockes, oft sehr üppiges Formenvokabular ist auch zumeist für die Mitte des ersten Jahrzehnts des 20. Jh.s in Zusammenarbeit mit Alfred Castelliz entstandenen Bauten charakteristisch, wobei Castelliz zumeist für die Fassadengestaltung zuständig war, während Wohlmeyer Grundrisse und Raumstrukturierung konzipierte (Miethaus, Wien 7, Lerchenfelder Straße 99). Auffallend ist auch der häufige Einsatz von figuraler Skulptur, der eine Art Charakteristikum für die Bauten Wohlmeyers ist. Ein Beispiel ist das Miethaus „Nordend“ (Wien 19, Heiligenstädter Straße 27), dessen exponierte städtebauliche Situation an einem Straßenspitz durch geflügelte Genien an der schmalen Vorderfront sehr effektvoll unterstrichen wird.
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| In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verlegte sich Wohlmeyer darauf, ganze Häusergruppen zu errichten, wobei sich formal eine Beruhigung und eine Hinwendung zu einer reduzierten klassizierenden Haltung bemerkbar macht, oft unter Einsatz von Biedermeierelementen. Zu den bedeutendsten Projekten dieser Art zählt eine Gruppe von Mietvillen in Hietzing (Wien 13, Maxingstraße 60-74), die entsprechend der gehobenen Klientel durchwegs repräsentativen Ansprüchen gerecht wird. Neben der differenzierten Gestaltung der einzelnen Villen mittels Giebel, Erker, Balkonen und aufwändig gestalteter Portale kommt es auch hier wieder zum Einsatz von figuraler Skulptur.
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| In einer gewissen formalen Affinität, aber dennoch wesentlich schlichter, gestaltete Wohlmeyer die Wohnhausanlage „Klein-Wien“ 1913/14 auf der Schmelz, die auf die Bedürfnisse der unteren Mittelschicht zugeschnitten war (Wien 15, Tannhäuserplatz 3 / Hollochergasse 32-38). In sieben Baublocks, die um drei große Innenhöfe gruppiert waren, wurden hier rund 400 Kleinwohnungen errichtet. Die einzelnen Wohnungseinheiten umfassten jeweils eine Küche, ein oder zwei Zimmer sowie ein integriertes WC und verfügten über einen Wasser- und Gasanschluss. Im Parterre waren Gemeinschaftseinrichtungen (wie Duschbäder) und Werkstätten untergebracht. Obwohl die Strukturierung der Anlage mit den zu den Innenhöfen gelegenen Gängen noch dem damals üblichen Typus des „Bassena-Hauses“ entsprach, bedeutete diese Ausstattung doch eine wesentliche Qualitätsverbesserung gegenüber dem Standard der damals üblichen Zinskasernen, deren Wohnungen ohne Gas- und Wasseranschluss waren und nur über ein gemeinschaftliches WC auf dem Gang verfügten. In ähnlicher Weise wie bei der Hietzinger Villengruppe bemühte sich der Architekt auch hier bei der Außengestaltung um eine betonte Differenzierung der einzelnen Häuser. Insbesondere wird die malerisch gestaltete Dachlandschaft durch den wechselnden Einsatz von Satteldächern und Krüppelwalmdächern geprägt. Die Fassaden werden hingegen mittels unterschiedlicher Farbgebung und den Wechsel von glattem Putz und Bandrustizierung gegliedert. Durch die Absenz jeglicher dekorativer Ausgestaltung ist die Anlage dennoch von einer gewissen Nüchternheit geprägt. Die Anlage „Klein-Wien“ ist jedenfalls ein bedeutendes Beispiel des sozialen Wohnbaus zur Zeit der Monarchie, die in vielen Belangen bereits Kriterien der Zwischenkriegszeit vorwegnimmt. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1895 | Miethaus, Wien 17, Mariengasse (Nr. unbek.)
| 1900 | Miethaus, Wien 19, Schegargasse 18
| 1901 | Miethaus, Wien 9, Althanstraße17
| 1901 | Miethaus, Wien 7, Schottenfeldgasse 96 (mit Alfred Castellitz)
| 1902 | Miethaus (mit Café Meteor), Wien 3, Fasangasse 30 (mit Alfred Castelliz)
| 1903 | Miethaus, Wien 9, Kinderspitalgasse 8 / Hebragasse 7
| 1902 | Miethaus, Wien 7, Lerchenfelderstraße 99 / Badhausgasse 22-24 (Fassade von Alfred Castelliz)
| 1904 | Miethaus, Wien 9, Althanstraße 7-9 / Fechtergasse
| um 1905 | Wohn- und Geschäftshaus „Zum roten Turm“, Wien 2, Obere Donaustraße 99 (mit Karl Troll; abgerissen)
| 1907 | Villa Wohlmeyer, Wien 19, Paradisgasse 20 (verändert)
| 1907 | Doppelmiethaus, Wien 19, Silbergasse 18 und Saarplatz 8 (mit Alfred Castellitz)
| 1910-1911 | Gruppe von Doppelmietvillen, Wien 13, Maxingstraße 60-74
| 1910 | Miethaus, Wien 3, Erdbergstraße 25-27 / Wassergasse / Hießgasse
| 1910 | Miethaus, Wien 3, Baumgasse 17-19
| 1911 | Miethaus, Wien 20, Allerheiligenplatz 6
| 1911 | Miethaus, Wien 19, Hohenauergasse 8
| 1912 | Miethaus „Nordend“, Wien 19, Heiligenstädter Straße 27
| 1912 | Miethaus, Wien 2, Schüttelstraße 67-69
| 1913-1914 | WHA „Klein Wien“, Wien 15, Tannhäuserplatz 3 / Hollochergasse 32-38 (mit Friedrich Wohlmeyer)
| 1914 | Miethaus, Wien 20, Engerthstraße 100 (mit Friedrich Wohlmeyer)
| 1919 | Adaptierung, Wien 2, Wittelsbachstraße 1 (mit Friedrich Wohlmeyer)
| 1921 | Adaptierung, Wien 3, Markhofgasse 13 (Scheibner & Wohlmeyer)
| 1931 | WHA d. Gem.Wien „Liskahof“, Wien 14, Jenullgasse 18-26 (Heinrich Wohlmeyer jun. und Friedrich Pindt; Mitarb. fragl.) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1897 | Bebauung des Löberfeldes bei Erfurt, D (Wettbewerb, 2. Preis)
| 1923 | WHA d. Gem.Wien, Wien 2 Lassallestraße (Wettbewerb, mit Karl Hauschka, 3.Preis) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv der ABK; Matrikenstelle der Pfarre St. Josef Wien 5 |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923-1934. Ausstrahlungen. (Ausst.Kat.), Wien 1978
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980 | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 10.1904, S.16 (Grundriß einer Villa) / T.38 (Miethaus Wien 7, Lerchenfelderstr. 99)
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| Neubauten in Österreich. Wien o. J., Bd.1, T.48 (Miethaus Wien 2, Obere Donaustr. 99)
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| Neubauten in Wien, Prag und Budapest. Wien 1904, T.57 (Miethaus Wien 3, Fasangasse 30)
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| WBIZ
| 20.1903, T.77 f (Miethaus Wien 7, Badhausg. 22-24)
| 23.1906, S. 336, T.86 (Wohn-Geschäftshaus zum Roten Turm)
| 30.1913, S.420 (Häusergruppe „Klein Wien“ mit Kleinwohnungen auf der Schmelz)
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| Wiener Neubauten im Style der Secession. Wien 1910, Bd.5, T.52f (Mietvillen Wien 13, Maxingstraße 60-66) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2
| Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 | LEXIKA:
| H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005 |
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Persönliche Mitteilungen
| freundliche Auskunft Prof.Dr. Heinrich Wohlmeyer, Juni 2006 |
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Anmerkungen
| Bei Weihsmann 2005 falsche Angaben zum Studium (Verwechslung mit dem Sohn) | Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.07.2007 | Zuletzt geändert: 27.08.2007 |
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