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Humbert Walcher v. Molthein

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.09.1865 - † 22.02.1926
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Ksiaz
damaliger Name: Fürstenstein, Schlesien
Land: Polen
damaliger Name: Deutsches Reich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Dr. Leopold W., k.k. Hofrat
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Technische Hochschule Wien
1891-1893Akademie der bildenden Künste Wien (bei Viktor Luntz)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1893 Tätigkeit im Atelier von Carl Gangolf Kayser
ab 1895Selbständiger Architekt (Fritz von Herzmanovsky-Orlando war kurzfristig sein Mitarbeiter)
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Vita
Bereits während seines Studiums an der Wiener Akademie dürfte Humbert Walcher von Molthein in Kontakt mit Carl Gangolf Kayser gestanden haben, da er sämtliche bekannten Arbeiten, die Kayser unvollendet hinterlassen hatte - die Burgen Kreuzenstein, Liechtenstein und Hardegg in Niederösterreich - ab 1895 übernahm und fertig stellte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1926 war Walcher von Molthein - als Nachfolger Kaysers - spezialisiert auf Wiederherstellung, Restaurierung und Umbau mittelalterlicher Burgen und frühneuzeitlicher Schlösser in Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien. Sein bedeutendster Auftraggeber war Hans Graf Wilczek, für den er die Burg Kreuzenstein vollendete und in Wien die Rückfassade des Palais Wilczek zur Schauflergasse, Wien 1, errichtete. Nur ein einziges Werk in seinem bisher bekannten Oeuvre wurde für einen bürgerlichen Auftraggeber ausgeführt: die Einrichtung des „Urbani-Kellers“ Am Hof in Wien 1. Walcher starb im 61.Lebensjahr im damals preußischen Schlesien, wo er für Fürst Hans Heinrich XV. von Pless das heute in Polen liegende Schloß Fürstenstein umfangreichen Umbauten und Erweiterungen unterzogen hatte.
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Stellenwert
Humbert Walchers Schaffen ist wie das Werk Carl Gangolf Kaysers von der Konzentration auf Restaurierung, Rekonstruktion, Umbau und Erweiterung historischer Bauten des Adels bestimmt. Wie Kayser war auch Walcher fast ausschließlich für diesen Auftraggeberkreis tätig. Während aber Kaysers Oeuvre von einer stilistischen Bandbreite zwischen Romanik und Barock geprägt ist, hat sich Walcher vor allem auf die „Bearbeitung“ mittelalterlicher Bauten konzentriert. In Wien etwa gestaltete er den mittelalterlichen Keller des Hauses Am Hof 12 in Wien 1 zu einem „romantischen“ Weinlokal um, in Niederösterreich leitete er den Wiederaufbau der auf die Romanik zurückgehenden Burgen Liechtenstein bei Mödling und Hardegg. Burg Kreuzenstein bei Korneuburg stellt den Höhepunkt sowohl im Schaffen Walchers als auch Kaysers dar. Sein größter und letzter Auftrag war jedoch die Erweiterung von Schloss Fürstenstein in Schlesien, das zwischen 1912 und 1926 (!) als megalomane, verspätete historistische Synthese von romanischen, gotischen, Renaissance- und Barock-Trakten entstand.

Walcher von Molthein kann als Vertreter des späten Historismus bezeichnet werden, der Dank seiner konservativen Auftraggeber diese Stilstufe noch bis in das dritte Jahrzehnt des 20.Jh.s fortsetzen konnte. Oft aber scheinen eben diese Auftraggeber (wie Graf Wilczek) massiv in den Entwurfs- und Ausführungsprozess eingegriffen zu haben. Ein eigenständiger „Stil“ kann Walcher von Molthein deshalb nicht attestiert werden. Seine Qualitäten liegen eher im spezifischen Umgang mit der überkommenen Bausubstanz, der zwischen konservierendem Erhalten und radikaler Neuinterpretation changiert.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1898-1899Palais Wilczek, Wien 1, Herrengasse 5, Um- und Neubau
1899Wohnhaus Baron Theodor von Liebieg, Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (mit Karl Lederle)
1906-1912Schloss Pürglitz, Mähren / Krivoklát, CZ, Restaurierung
1906-1925Schloss Neuhaus, Böhmen / Jindrichuv Hradec, CZ, Restaurierung
1907fSchloss Leesdorf bei Baden, NÖ, Restaurierung
1910fSchloss Castolovice, CZ, Restaurierung
1912-26Schloss Fürstenstein / Ksiaz, PL, Um- und Neubau
o.J.Restaurierung des Esterházy-Schlosses in Totis / Tata, H
o.J.Restaurierung und Umbau von Schloss Cervená Lhota, CZ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1895-1906Wiederaufbau von Burg Kreuzenstein bei Korneuburg, NÖ (nach Carl Gangolf Kayser)
1895-1903Wiederaufbau von Burg Liechtenstein bei Mödling, NÖ (nach Carl Gangolf Kayser)
1895-1905Wiederaufbau von Burg Hardegg, NÖ (nach Carl Gangolf Kayser)
1904Restaurierung und Umbau des Theaters in Marienbad / Marianske Lazne / CZ
1904Restaurierung des Stadttheaters in Saaz / Zatec, CZ
o.J.Gruftkapelle der Familie Auersperg in Markowitz, Schlesien / Markovice, PL (Ausführung: Emil Sel)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1901Seitenaltar der Pfarrkirche Hardegg, NÖ
1906Urbani-Keller, Wien 1, Am Hof 12
1907Gotisches Zimmer auf der Winterausstellung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Wien
o.J.Schloss Riegersburg, NÖ, Ausstattung von Innenräumen für Fürst Johann Franz Carl von Khevenhüller
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Wohnhaus des Baron Theodor von Liebieg in Reichenberg in Böhmen. In: Deutsche Bauzeitung 33.1899, S.246
E.W. Braun: Die Winterausstellung im k.k. Österreichischen Museum. In: Kunst und Kunsthandwerk 10.1907, S.14ff
A. Cechner: Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen. Bd. 34: Der politische Bezirk Rakonitz. 1.Teil: Burg Pürglitz. Prag 1914
K. Höss: Fürst Johann II. von Liechtenstein und die bildende Kunst. Wien 1908
E. Kinsky-Wilczek (Hrsg.): Hans Wilczek erzählt seinen Enkeln Erinnerungen aus seinem Leben. Graz 1933
W. J. Koch: Schloss Fürstenstein. Erinnerungen an einen schlesischen Adelssitz. Eine Bilddokumentation. Würzburg 1989
R.M. Luczynski: Schloss Fürstenstein. Zamek Ksiaz. Jelenia Góra 2001
ÖKT 18: D. Frey (Hrsg.): Die Denkmale des politischen Bezirks Baden. Wien 1924
D. v. Pless: Tanz auf dem Vulkan. Erinnerungen an Deutschlands und Englands Schicksalswende. Bd.1. Dresden 1930
D. v. Pless: What I left unsaid. London u.a. 1936
A. Wilhelm: Egon Rheinberger. Leben und Werk. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 84.1984, S.101ff

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1 - 1.-12. Bezirk; Dehio 1 - I. Bezirk

LEXIKA:
ThB
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Anmerkungen
Eingegeben von: Andreas Nierhaus
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 06.06.2008
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