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Moritz Grünwald

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 20.05.1868 - † 22.10.1918
Geschlecht: m
Geburtsort: unbekannt
Sterbeort: Budapest
Land: Ungarn
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Mor Grünwald
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Dipl. Architekt, Baumeister
Familiäres Umfeld: Geschwister: Salomon; Hermann, Ludwig; Wilhelm (*1863)
Schwager: Maximilian Schiffer (*1864)
Ehe mit Alice Adler, wieder verehel. Kasnya
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Technische Hochschule Budapest, H
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Baufirma „Brüder Grünwald“ (Salomon, Hermann, Ludwig, Wilhelm und Moritz Grünwald) in Ofen-Pest / Budapest, H
ca.1898Konkurs der Baufirma in Budapest, H (keine näheren Angaben)
vor 1899Tod des Hermann Grünwald; Austritt von Salomon und Ludwig Grünwald
ab 1899„Gebrüder Grünwald & Schiffer“, Bauunternehmung in Wien (Moritz und Wilhelm Grünwald, Maximilian Schiffer)
1901Baumeisterkonzession, Wien
1906Änderung des Firmennamens in „Brüder Grünwald“, Wien (Austritt des Firmengesellschafters Maximilian Schiffer; Kollektivprokura Friedrich Brill und Johann Fischer)
1911Änderung des Firmennamens in „Brüder Grünwald, Stadtbaumeister“, Wien (Wiedereintritt von Maximilian Schiffer, Dipl.Ing. in Budapest)
1915Austritt von Wilhelm Grünwald; Eintritt des Kollektivprokuristen Samuel Braun
1917Kollektivprokura des Friedrich Brill gelöscht
ab 1925Maximilian Schiffer Alleininhaber der Bauunternehmung in Wien
1927Löschung der Firma „Brüder Grünwald“ in Wien infolge Gewerbezurücklegung
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Mitgliedschaften
ab 1901Genossenschaft der Bau-und Steinmetzmeister uralte Haupthütte in Wien
o.J.Einer der Gründer der „Palatinus-Gesellschaft“
o.J.Mitglied des Municipalausschusses
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Vita
Die Personaldaten des 1868 vermutlich im ungarischen Raum als Sohn einer jüdischen Familie geborenen Architekten und Baumeisters Moritz Grünwald sind sehr spärlich. Laut einer damaligen Tageszeitung dürfte Grünwald nach einem Studium an der Technischen Hochschule Budapest mit vier weiteren Brüdern die Baufirma „Brüder Grünwald“ in Ofen-Pest betrieben haben. Vor 1899 kam es durch den Tod eines Bruders und den Austritt zwei weiterer Brüder zu einer Reduzierung der Gesellschafter. Moritz Grünwald führte zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm die Baufirma weiter, die sich in Ungarn v.a. durch die Errichtung von militärischen Bauten einen Namen gemacht hatte.

1899 gründeten Moritz und Wilhelm Grünwald mit Maximilian Schiffer eine Bauunternehmung in Wien. Im österreichischen Raum wurde die Baufirma 1901 durch eine antisemitisch eingestellte Zeitung anlässlich der Bauvergabe des Linzer Garnisonsspitals heftig und monatelang unter Beschuss genommen. Man kreidete dem Bauunternehmen eine Nähe zu dem damaligen Kriegsminister von Krieghammer an, weiters die Eintragung von Moritz Grünwald in die Wiener Baumeistergenossenschaft ohne die Einwilligung des Magistrats, unsaubere Arbeitsmethoden wie Preisdrückerei und Beschäftigung von ungarischen und slowakischen Arbeitskräften sowie große Mängel bei bereits ausgeführten Bauten. Der Ausgang der öffentlich geführten Angriffe ist nach dem derzeitigen Forschungsstand ebenso unbekannt wie die letztendliche Bauvergabe des Linzer Garnisonsspitals.

Über die Tätigkeit als Architekten im Wiener Raum ist nur ein 1910/12 ausgeführter öffentlicher Bau bekannt.
Nach dem Austritt von Wilhelm Grünwald aus der Wiener Baufirma im Jahre 1915 und dem frühzeitigen Tod von Moritz Grünwald 1918 in Budapest führte Maximilian Schiffer als Alleininhaber die Wiener Baufirma bis 1927 fort.
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Stellenwert
Durch die damalige Fachpresse wurden um die Jahrhundertwende zwei Budapester Wohn- und Geschäftshausbauten im deutschsprachigen Raum veröffentlicht, an denen Moritz Grünwald als Architekt beteiligt war. An der Gestaltung der neobarock-secessionistischen Fassade des 1899 erbauten repräsentativen Wohn- und Geschäftshauses der Bauunternehmung „Brüder Grünwald“ in Budapest, Szobigasse 5, wirkte auch der Architekt Gustav Gebhardt mit. Von den Gebrüdern Grünwald hingegen stammt ein weiterer um 1901 entstandener Entwurf für ein Wohn- und Geschäftshaus in Budapest. Der publizierte Fassadenausschnitt zeigt neben gotisierenden Elementen eine auffallende Fensterkomposition mit einer verklammernden Stelenkomposition in den beiden obersten Geschossbereichen.

In Wien selbst entstand 1910/12 bedingt durch die Raumnot der Hochschule für Bodenkultur ein Ergänzungs- und Musealbau in Wien 18, Feistmantelstraße 4 nach den Entwürfen der Gebrüder Grünwald. Der freistehende blockhafte Bau mit Risaliten erinnert durch die Rohziegelverkleidung in den oberen Geschossen und die mit Holzkonsolen gestützte Traufe an das 1894-1896 von Alois Koch erbaute Hauptgebäude der Universität für Bodenkultur, Gregor Mendel-Straße 33. Daneben wurden auch secessionistische Elemente zur Fassadengestaltung verwendet.

Auf Grund des heutigen Wissensstandes lässt sich über die eigenständige Architektenpersönlichkeit von Moritz Grünwald, der mit verschiedenen Partnern arbeitete, keine Aussage treffen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1899Wohn- u. Geschäftshaus der Bauunternehmung Gebrüder Grünwald, Budapest, H, Szobigasse 5 (Entw. Moritz Grünwald; Planung der Fassade und des Hauptstiegenhauses mit Architekt Gustav Gebhardt)
1901Wohn- u. Geschäftshaus, Budapest, H (Entw. Gebrüder Grünwald)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
als Architekt
1910-1912„Ergänzungs- und Musealbau“ der Universität für Bodenkultur (= Guttenberg-Haus), Wien 18, Feistmantelstraße 4 / Dänenstraße (Entw. Brüder Grünwald)
als Baufirma Grünwald
1892Ausbau des Militärkrankenhauses, Munkács, Ungarn / Mukacévé, UA (Ausf. Brüder Grünwald)
1892Honvedkaserne, Munkács, Ungarn / Mukacévé, UA (Entw. Ing. Karl Adler; Ausf. Bauunternehmung Grünwald?)
vor 1901k.k. Offizierswaiseninstitut, Hirtenberg, NÖ (Ausf. Brüder Grünwald)
1901Garnisonspital, Linz, OÖ (Ausf. Brüder Grünwald?)
1901k.k. Kavalleriekaserne, Breitensee, Wien 14 (Ausf. Brüder Grünwald)
1913Dalmatinische Eisenbahnverbindung (Ausf. Brüder Grünwald)
o.J.Ungvolgyer Bahn?; weitere Bahnen
o.J.26 Häuser für die Palatinus-Gesellschaft

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1901Militärakademie, Mödling, NÖ (beschränkte Konkurrenz; Ausf.?)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Meldearchiv; Handelsregisterakt)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Der Kriegsminister und die Budapester Baufirma. In: Architekten- u. Baumeister-Zeitung 10.1901, Nr.41, 13.10.1901, S.1f
Anonym: Der Kriegsminister und die ungarischen Juden. In: Deutsche Zeitung, Abend-Ausgabe 21.8.1901, S.2 / Morgen-Ausgabe 23.8.1901, S.3f / Morgen-Ausgabe 28. 8.1901, S.1f / Morgen-Ausgabe 5.9.1901, S.3f / Morgen-Ausgabe 8.9.1901, S.4f / Morgen-Ausgabe 13.9.1901, S.3 / Morgen-Ausgabe 27.9.1901, S.5 / Morgen-Ausgabe 29.9.1901, S.5f / Abend-Ausgabe 1.10.1901, S.2
Anonym: Die Firma Brüder Grünwald und Schiffer. In: Deutsche Zeitung, Morgen-Ausgabe 15.9.1901, S.5f
Anonym: Die Kasernenbauten in Ofen-Pest. In: Deutsche Zeitung, Morgen-Ausgabe 20.9.1901, S.4f
Anonym: Eine Wendung in der Angelegenheit Brüder Grünwald und Schiffer? In: Deutsche Zeitung, Abend-Ausgabe 11.9.1901, S.2
Anonym: Eine Action der Wiener Baumeistergenossenschaft. In: Deutsche Zeitung, Morgen-Ausgabe 6.10.1901, S.4
Anonym: Die Schädigung des heimischen Gewerbes durch den Kriegsminister. In: Deutsche Zeitung, Morgen-Ausgabe 22.10.1901, S.3f
Anonym: Begräbnis. In: Pester Lloyd, Abendblatt 24. Oktober 1918, S.6 / S.9 (Parten)
Anonym: Nachruf. In: Pester Lloyd, Abendblatt, 23. Oktober 1918, S.4 / S.6 (Parten)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
5.1899, S.40, T.66 (Wohnhaus in Budapest, Szobigasse 5)

Architektonische Rundschau
20.1904, S.64, T.63 (Giebelpartie von einem Wohn- und Geschäftshaus in Budapest)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Schiffer Maximilian, Dipl.Ing.: geb. 10.02.1864, Schwager der Familie Grünwald; Studium am Josef-Polytechnicum, Ofen-Pest / Budapest, H
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 05.06.2008
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