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Karl Franz Dorfmeister

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 09.08.1876 - † 10.12.1955
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Währing bei Wien (heute Wien 18)
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Karl Franz Johann
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz D. (*1840), Bildhauergehilfe
Mutter: Rosalia, geb. Fischer (*1854)
Ledig
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1896Abschluss Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule Wien
1901-1903Akademie der bildenden Künste Wien (bei O. Wagner)
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Auszeichnungen und Ämter
1902/1903Dobner-Dobenau Stipendium (vom Schulgeld befreit)
1903Staatsreisestipendium (Rompreis)
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Mitgliedschaften
ab 1909Gesellschaft österr. Architekten
ab 1919Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Karl Dorfmeister wurde als Sohn des Bildhauergehilfen Franz Dorfmeister 1876 in Wien geboren. Er besuchte die Werkmeisterschule in der Staatsgewerbeschule in Wien und nach einer Pause von fünf Jahren, in denen er wahrscheinlich in diversen Büros praktizierte, studierte er in den Jahren 1901-1903 bei Otto Wagner an der Akademie der bildenden Künste. Bei Wagner schloss Dorfmeister auch sein Studium mit dem begehrten Rompreis (Staatsreisestipendium) ab. Danach soll er laut M. Pozzetto freiberuflich in Wien und Graz tätig gewesen sein. Bauten in Graz sind allerdings nicht dokumentiert und auch in Wien ist Dorfmeister erst in den 20er Jahren mit der Errichtung von Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien belegt.

Etliche von Dorfmeisters Schülerarbeiten wurden in der Zeitschrift der „Architekt“ bzw. in deren Supplementheften „Aus der Wagner Schule“ publiziert. Darüber hinaus fand er in der zeitgenössischen Fachliteratur bzw. in den zeitgenössischen Lexika allerdings keine Erwähnung.

Karl Dorfmeister starb im 79. Lebensjahr völlig verarmt als Fürsorgerenter in Wien. Die Begräbniskosten wurden von der Gemeine Wien bestritten.
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Stellenwert
Karl Dorfmeister zählte zu den hoffnungsvollen Talenten der Wagner-Schule. Selbst wenn im Rahmen der gestellten Aufgaben die Entwürfe der Schüler stets die gemeinsame Vorgabe erkennen lassen, so ragen Dorfmeisters Pläne doch durch eine subjektivere Auslegung des Themas hervor. Kennzeichnend für ihn ist beispielsweise die Verwendung moderner Materialien. So zeigt er etwa bei seinem Entwurf für ein Warenhaus hinter einer großflächigen Glaswand die Konstruktion aus Eisen bzw. Stahlbeton. Beim Entwurf für ein Theater am Kahlenberg trennt eine riesige Stahlbetonplatte das Foyer vom Zuschauerraum. Allen Entwürfen gemeinsam sind die phantasievollen, stets ins Megalomane neigenden Formulierungen, wie sie für die Wagner-Schule typisch sind und deren Realisierbarkeit wohl in den meisten Fällen äußerst fraglich gewesen wäre.

In der Praxis konnte Dorfmeister als planender Architekt nicht reüssieren. Über seine Tätigkeit nach Abschluss des Studiums im Jahr 1903 bis in die 20er Jahre liegen keine Berichte vor. Erst in der Zwischenkriegszeit wurde er bei drei Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien tätig. Zunächst arbeitete er allerdings in Arbeitsgemeinschaft mit Rudolf Perco und Rudolf Frass zusammen, erst in den 30er Jahren realisierte er eine einzige Wohnhausanlage in alleiniger Verantwortung.

Der erste Auftrag, den die Architektengemeinschaft von der Gemeinde Wien erhielt, war die Realisierung des „Professor Jodl-Hofs“, Wien 19, Döblinger Gürtel 21-23 (1925-1926). Die gesamte Anlage zeigt mit Vor- und Rücksprüngen, spitzwinkeligen Balkonen bzw. spitzwinkelig gebrochenen Risaliten sowie stark vorkragenden profilierten Gesimsen expressiv-pathetische Tendenzen, wie sie in der Gemeindebauarchitektur dieser Zeit allgemein üblich geworden waren.

Bei der zweiten Wohnhausanlage „Am Wienerberg“, Wien 12, Wienerbergstraße 16-18, die fast gleichzeitig in den Jahren 1926-1927 entstand, kommt „formal weder große Gestenhaftigkeit noch völlige Sachlichkeit zum Tragen“ (U.Prokop, 2001). Sachlich einfachen Elementen steht eine komplizierte Verschränktheit der Baukörper gegenüber.

Erst 1930-1931 realisierte Dorfmeister in Wien 10, Steudelgasse 40 / Kudlichgasse einen Auftrag in alleiniger Verantwortung. Zu diesem Zeitpunkt war Dorfmeister bereits 54 Jahre alt. Die kleine Eckwohnhausanlage mit nur 44 Wohnungen umschließt in Blockrandverbauung einen Hof. Die schlichte, sachliche Fassade wird nur auf der Straßenfront der Steudelgasse durch einfache Gitterbalkone unterbrochen. Einzige Besonderheit an diesem nüchternen Eckhaus ist eine markante Nutung der Gebäudeecke, die sich über die gesamte Gebäudehöhe zieht und mit diesem Gestus einerseits an Gestaltungsweisen der späthistoristischen Gründerzeit erinnert, andererseits aber auch wie eine Reminiszenz an das Pathos von Dorfmeisters Schülerarbeiten wirkt.

Letztlich ist Karl Dorfmeister zu jenen Wagner-Schülern zu zählen, die bereits während ihrer Ausbildung ein hohes künstlerisches Potenzial aufwiesen, das sie allerdings später bzw. nach dem Studium nicht entsprechend umsetzen konnten. Offen bleibt, ob es Dorfmeister nicht gelang, Aufträge zu akquirieren oder ob er sich in der Baupraxis den nüchternen, zumeist ökonomisch bedingten Einschränkungen nicht unterwerfen wollte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1925-1926WHA d. Gem.Wien „Professor Jodl-Hof“, Wien 19, Döblinger Gürtel 21-23 (mit Rudolf Frass, Rudolf Perco)
1926-1927WHA d. Gem.Wien „Am Wienerberg“, Wien 12, Wienerbergstraße 16-18 (mit Rudolf Frass, Rudolf Perco)
1930-1931WHA d. Gem.Wien, Wien 10, Steudelgasse 40 / Kudlichgasse

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1902Projekt für ein Warenhaus (Schülerarbeit)
1903Volksoper am Kahlenberg (Schülerarbeit)
1905Leuchtturm für Triest
1909Stadttheater in Brüx, Böhmen / Most, CZ (Wettbewerb)
1927Verbauung des Schmerlingplatzes Wien (Wettbewerb, belobende Anerkennung)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Biographische Sammlung, Meldearchiv, Musterungskopfzettel, Todesfallsaufnahme); Archiv der ABK; Matrikenarchiv der Pfarre St.Gertrud Wien 18
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
Festschrift zur 50 Jahrfeier der techn. gew. Bundes-Lehranstalt Wien I. 1880-1930
O.A. Graf: Die vergessene Wagnerschule. München 1969
H.H.: Die vergessene Wagnerschule und eine Vorbemerkung. In: Der Bau 24.1969, H.1, S.11
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hrsg.): Das ungebaute Wien 1800-2000. (Ausst.Kat.) Wien 1999, S.234
Jahrbuch der Gesellschaft Österreichischer Architekten 1909/1910 [Stadttheater Brüx]
A. Lehne: Wiener Warenhäuser 1865–1914. Wien 1990
W. Kreis: Entscheidung des Preisgerichtes über Entwürfe zur Verbauung des Schmerlingplatzes. In: Bau- und Werkkunst 4.1927, H. 3, S.76ff.
M. Pozzetto: Die Schule Otto Wagner: 1894–1912. München 1980
U. Prokop: Rudolf Perco 1884-1942. Wien 2001
A. Schurda: Die Concurrenz um eine Normalkirche für eine kleine Ortschaft. In: Österr. Wochenschrift f.d. öffentl. Baudienst 8.1902, S. 401ff
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
11.1905, T.117 (Leuchtturm für Triest)

Aus der Wagner Schule (Supplementhefte der Zeitschrift „Der Architekt“)
1902/03 (Skizze zu einer Kirche an Stelle des Hundsturmer Friedhofes; Entwurf für eine Pfarrkirche in einer Landgemeinde; Entwurf für ein Warenhaus)
1903/04 (Volksoper auf dem Kahlenberg)

ZÖIAV
80.1928, T.9f (WHA Wien 19, Prof.Jodl-Hof)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
AKL; Weihsmann 05
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Ausstellungen
1999 „Das ungebaute Wien“ (Schulprojekt Volksoper auf dem Kahlenberg, 1903)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 10.11.2008
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